In sozialen Medien verbreitet sich die Behauptung, statt mit Corona-Impfstoffen würden Menschen mit Kochsalzlösung geimpft. Auf den Tweet eines Users, der erzählt, nach einer Impfung mit dem Biontech-Impfstoff kaum Impfreaktionen gehabt zu haben, erwidert ein anderer: "Du wirst Kochsalzlösung erwischt haben, du Glücklicher".
Auch anderswo findet sich die Behauptung: Unter einem Tweet des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder zu Impfungen beschwert sich ein User über seine heftigen Impfreaktionen und fordert, Söder solle sich doch erstmal selbst impfen lassen. Als daraufhin eine andere Nutzerin erwidert, Söder sei längst geimpft, fragt ein Dritter: "Mit was wurde er denn geimpft? Mit Kochsalzlösung?"
Der Tenor der Behauptung ist immer ähnlich: Während Politiker das Volk ermunterten, sich impfen zu lassen, würden sie selbst sich nur eine wirkungslose Kochsalzlösung spritzen lassen – aus Angst vor vermeintlich schwerwiegenden Impfreaktionen und möglichen Langzeit-Nebenwirkungen. Solche Kochsalzlösungen werden auch in Impfstudien als Placebo an Probanden in der Kontrollgruppe verimpft. Man vergleicht dann, wie viele von ihnen sich mit Sars-Cov-2 infizieren und wie viele aus der Personengruppe, die den Impfstoff erhalten hat.
Woher kommt die Behauptung?
Das Narrativ, Politiker würden sich mit Kochsalzlösung nur "zur Schau" impfen lassen, verbreitete sich auf Twitter schon im Dezember 2020, als die ersten Impfungen zugelassen wurden. Seither hat es durch verschiedene Vorfälle Auftrieb erfahren:
Im April wurde bekannt, dass eine Krankenschwester im Impfzentrum Impfzentrum Roffhausen in Friesland in sechs Fällen tatsächlich Kochsalzlösung statt des Biontech-Impfstoffes verimpft hatte – offenbar, weil sie Angst vor Ärger hatte. Ihr war eine Ampulle des Impfstoffs heruntergefallen. Der Fall wurde bekannt, weil die Krankenschwester hinterher einer Kollegin davon erzählte. Gegen sie wird jetzt wegen möglicher Körperverletzung ermittelt. Die betroffenen sechs Personen wurden dann später wirklich geimpft.
Update 10.08.2021: Am 10. August hat der Landkreis Friesland über den aktuellen Stand der Ermittlungen zu dem oben genannten Fall informiert. Im Landkreis geht man inzwischen davon aus, dass noch mehr Personen mit Kochsalzlösung geimpft worden sein könnten. Die Krankenschwester hat sich der Polizei zufolge in sozialen Medien Corona-kritisch geäußert, ein politisches Motiv könne nicht ausgeschlossen werden. Im Impfzentrum Roffhausen war die Krankenschwester unter anderem dafür zuständig, die Spritzen mit dem Impfstoff aufzuziehen. Da die Frau selbst zu den Vorwürfen schweigt, lässt sich die Identität und Anzahl der möglichen Betroffenen kaum feststellen. Der Landkreis fordert deshalb nun mehr als 8.500 Menschen auf, sich nachimpfen zu lassen.
Update 06.07.2021: Nach dem ersten Erscheinen dieses Artikels wurde ein weiterer Betrugsfall bekannt, über den etwa Spiegel Online berichtet: In Indien wurden in einer groß angelegten Betrugsaktion rund 2.500 Menschen mit Kochsalzlösung geimpft. Das medizinische Personal arbeitete offenbar mit einem Krankenhaus zusammen, das gefälschte Zertifikate, Fläschchen und Spritzen herstellte. Die beteiligten Ärzte hatten von ihren Opfern Geld für die Impfung verlangt. Bis zu 28.000 US-Dollar sollen sie mit den falschen Impfaktionen verdient haben. Der Betrug fiel auf, weil sich mehrere Menschen über die Impfbescheinigungen wunderten und dies der Polizei meldeten. Zudem hätten die Menschen die Impfung in bar bezahlen müssen.
Zweitens wird das Narrativ auch von prominenten Corona-Kritikern verbreitet, unter anderem von dem Lungenarzt und früherem Bundestagsabgeordneten Wolfgang Wodarg – der schon seit Beginn der Pandemie durch Falschbehauptungen auffällt.
Was behauptet Wodarg und was sagen Experten dazu?
Mitte Mai dieses Jahres trat Wodarg zum wiederholten Male im sogenannten "Corona Ausschuss" auf – einem von Corona-Kritikern ins Leben gerufenen nichtoffiziellen "Ausschuss". In diesem hören Rechtsanwälte in wöchentlichen, oft mehrstündigen Sitzungen "ExpertInnen und ZeugInnen (...) zu einer Vielzahl von Fragen zum Virus, zum Krisenmanagement und den Folgen" - so die Selbstdarstellung auf der Webseite.
Wodarg durfte sich in der 52. Sitzung des "Ausschusses" am 15. Mai 2021 zum Thema Impfungen äußern und stellte dabei zwei Thesen auf – die beide rein spekulativ sind. Experten halten die Vermutungen, die Wodarg in den Raum stellt, für höchst unwahrscheinlich bis unmöglich. Belege gibt es für sie nicht.
These Eins: Niemand außer den Herstellern wüsste, was in den Impfdosen ist
Wodarg vergleicht die derzeitige Impfkampagne mit einer "Studie" und einem "Massenexperiment". Die Impfstoffe seien noch nicht abschließend erforscht, sie würden aber bereits verimpft. Sollten zu viele Nebenwirkungen auftreten, könnten die Hersteller - so die Darstellung Wodargs - einige Chargen mit Kochsalzlösung statt Impfstoff befüllen, um die Fallzahlen der Nebenwirkungen zu senken:
"Die das spritzen, wissen auch nicht, was da drin ist. Da ist zwar die Chargennummer, aber wer weiß schon, was da in der Charge drin ist. Das weiß eigentlich nur der Hersteller." Wolfgang Wodarg, Mediziner
Klaus Cichutek, Biochemiker und Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, der obersten deutschen Impfstoff-Prüfbehörde, widerspricht im Interview mit dem #Faktenfuchs entschieden. Wodargs Behauptungen würden "jeglicher Grundlage entbehren", sagte er. Impfstoffe seien die "am besten kontrollierten und im Detail geprüften Arzneimittel", die für den Markt zugelassen sind.
Impfstoff-Produktion unterliegt zahlreichen Kontrollen
Um das zu belegen, erläutert Cichutek, wie das Kontrollverfahren funktioniert: Zunächst einmal muss der Hersteller die Zulassung des Impfstoffes beantragen. Schon dabei werde genau festgelegt, wie der Impfstoff beschaffen und wie der Wirkstoff konzentriert sein muss. Um das zu gewährleisten, würden schon im Zulassungsverfahren einzelne Herstellungsschritte mit allen Details festgelegt und Kontrollen bestimmt, die die Hersteller im laufenden Prozess durchführen müssten.
Vor Beginn der Produktion würden dann die Räumlichkeiten der Hersteller durch die zuständigen Landesbehörden gemeinsam mit Kontrolleuren des PEI inspiziert. Auch im laufenden Betrieb könnten jederzeit Inspektionen durchgeführt werden.
Rolf Hömke, Forschungssprecher des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), bestätigt das. Er ergänzt: Im Allgemeinen würden Kontrollen angekündigt. Sollte es allerdings Hinweise auf Verstöße geben, könnten zusätzlich unangekündigte Inspektionen stattfinden.
Messungen über weite Strecken völlig automatisiert
Auch Hömke hält das Szenario, das Wodarg zeichnet, für ausgeschlossen: "Das ist ganz klar, das geht nicht", sagt er gegenüber dem #Faktenfuchs. Denn: "Sie müssen, wenn sie Impfstoff herstellen, innerhalb des Herstellungsprozesses immer wieder Kontrollen vornehmen. Ob das entstanden ist, was sie erwartet haben, ob die richtigen Stoffe drin sind, in der richtigen Konzentration." Alle Messungen müssten protokolliert und hinterlegt werden. Würde nur Kochsalzlösung abgefüllt, könnte die zuständige Behörde sofort erkennen, dass ab einem bestimmten Moment diese Inhaltsstoffe nicht mehr vorhanden sind.
Sollte ein Hersteller versuchen, dieses System zu umgehen, wäre das nur mit sehr viel kriminellem Aufwand möglich, sagt Hömke. "Denn die Messanlagen sind fest verbaut – das läuft über weite Strecken völlig automatisiert. Was die Anlage misst, wird in einer Computerdatei gespeichert. Und die ist nicht nur dazu da, dass man einen Beleg hat – sondern davon hängt auch ab, ob der nächste Produktionsschritt überhaupt eingeleitet wird. Nur dann macht man weiter, alles andere wäre Verschwendung."
Jede Charge muss durch das Paul-Ehrlich-Institut freigegeben werden
Doch nicht nur der Hersteller selbst prüft den Wirkstoff laufend. Bevor er auf den Markt kommt, muss jede einzelne Charge vom Paul-Ehrlich-Institut freigegeben werden. Die Prüfungen führt entweder das PEI selbst durch oder ein vergleichbares Kontrolllabor in einem anderen EU-Land. Welche Tests für die Freigabe nötig sind, legt nicht das PEI fest, sondern das Europäische Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln.
In der Prüfung kontrolliert das Kontrolllabor, dass die Qualität der Impfstoffe dem entspricht, was im Zulassungsverfahren festgelegt wurde. Das geschieht zum einen durch eine Dokumentenprüfung: Der Hersteller muss seine Messergebnisse vorlegen. Zugleich erfolgt aber auch eine experimentelle Prüfung, mit der sichergestellt wird, dass die Charge mit dem zugelassenen Produkt identisch und außerdem sicher und wirksam ist.
Die Tests werden an Stichproben der ausgewählten Charge durchgeführt. Ein Teil davon geht an das Kontrolllabor, einen anderen Teil behält der Hersteller selbst. Parallel werden dann von beiden Seiten die vorher festgelegten Tests durchgeführt, das Labor vergleicht die Ergebnisse hinterher mit denen des Herstellers. So werde gesichert, erklärt PEI-Chef Cichutek, dass das Produkt das ist, was zugelassen wurde, und dass der Hersteller die Tests korrekt ausgeführt hat.
Nur wenn die Ergebnisse aller Prüfungen den Vorgaben für die Zulassung entsprechen, wird dies durch ein EU-Zertifikat oder einen nationalen Freigabebescheid bestätigt. Mehr dazu, wie dieser Prozess abläuft, lässt sich in dieser Ausgabe des Bundesgesundheitsblattes nachlesen oder im FAQ des Paul-Ehrlich-Instituts.
Auch nach der Marktfreigabe werden Nebenwirkungen und Wirksamkeit genau dokumentiert
Zudem gebe es noch die Dokumentation von Nebenwirkungen und Impfreaktionen, so PEI-Chef Cichutek. Die Impflinge selbst, aber auch Ärztinnen und Ärzte könnten Impfreaktionen, Nebenwirkungen oder eine mangelnde Wirksamkeit des Impfstoffes direkt an das PEI melden.
Sollten sich plötzlich sehr viele Menschen trotz einer erfolgten Corona-Impfung mit Sars-Cov-2 infizieren oder gar an Covid-19 erkranken (was gelegentlich vorkommen kann), würde das also auffallen: Weil die Infektionszahlen gemessen an der Zahl der Impfungen plötzlich auffällig steigen würden. Über die Chargennummer, die bei der Impfung im Impfpass notiert wird, ließe sich dann zurückverfolgen, welcher Hersteller dies abgefüllt hat.
Das PEI dokumentiert die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Impfstoffe zudem über die SafeVac 2.0 App. Bis Ende Mai hatten sich dort schon mehr als 500.000 Erstgeimpfte registriert. Freiwillige, die sich die App herunterladen, nehmen an einer Beobachtungsstudie des PEI teil und werden in festgelegten Abständen nach jeder Impfung zu ihrem Gesundheitszustand befragt. Mit der App, so Cichutek, werde auch aktiv nachgefragt, ob jemand später an Covid-19 erkrankt sei, obwohl er oder sie geimpft sei: "Das heißt, da kriegen wir auch eine Idee, wie viele Impfdurchbrüche es gegebenenfalls gegeben hätte."
Gefahr durch die Varianten: Wirksamkeit der Impfstoffe wird genauestens beobachtet
Auch Wolfgang Bethge, Leiter des Zentrums für Klinische Studien an der Universität Tübingen, bestätigt: Impfstoffe würden regelmäßig, auch nach der Zulassung, auf ihre Wirksamkeit überprüft - und zwar nicht nur vom Hersteller und den Kontrolleuren, sondern auch von unabhängigen Wissenschaftlern.
Eine Studie, die Mitte Mai im angesehenen Fachjournal "The Lancet" veröffentlicht wurde, kam etwa zu dem Ergebnis, dass der Biontech-Impfstoff eine Wirksamkeit von mehr als 95 Prozent habe. Für die Studie konnten die Autoren auf Daten aus der groß angelegten Impfkampagne in Israel zurückgreifen, wo zwischen Ende Januar 2021 und Anfang April 2021 mehr als vier Millionen Menschen geimpft wurden.
Rolf Hömke, der Forschungssprecher des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller, gibt auch noch einen anderen Punkt zu bedenken: "Wir sind derzeit in einer Situation, wo alle ängstlich darauf schauen, ob die Impfstoffe gegen die neuen Varianten noch ausreichend wirksam sind. Das heißt: Ein Hersteller weiß, dass sein Impfstoff auch darauf kritisch angeschaut wird."
Dass die Hersteller selbst ein Interesse daran haben, einen möglichst wirksamen Impfstoff herzustellen, zeigt sich in dem Aufwand, den sie betreiben, um ihr Produkt auf dem neuesten Stand zu halten. Astrazeneca etwa begann Medienberichten zufolge erst vor wenigen Tagen damit, ein angepasstes Präparat gegen die Beta-Variante in klinischen Studien zu testen.
Folgen bei Betrug
Und zuletzt gibt es noch einen anderen Grund, warum ein derartiger Betrug, wie Wodarg ihn schildert, höchst unwahrscheinlich ist: Die Folgen für die Hersteller wären enorm. Sollte eine Überprüfung ergeben, dass eine Charge nicht das enthält, was sie sollte, dann könnte im ersten Schritt das Werk zugemacht werden - mit all den finanziellen Einbußen, die das für den Hersteller bedeutet.
Dass das tatsächlich passiert, zeigt der Fall des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson. Der musste Ende April ein Werk in Baltimore in den USA schließen, nachdem eine Charge des Impfstoffs in der Produktionsstätte nicht den Qualitätsanforderungen entsprochen hatte.
Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, sagt deshalb:
"Um es vereinfacht auszudrücken: Es gibt sehr viele Kontrollen vor der Herstellung, bei der Herstellung, nach der Herstellung – die nicht einfach vom Hersteller selber vorgenommen werden, sondern auch behördlich kontrolliert oder sogar inspiziert werden. Das heißt, es gibt eigentlich nichts Kontrollierteres als Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, die in Europa auf dem Markt sind." PEI-Präsident Klaus Cichutek
These zwei: Dank des "digitalen Impfausweises" könnte man die Impfkampagne als Studie missbrauchen
Doch Wodarg geht noch weiter: Mit der Einführung des digitalen Impfpasses könnten die Impfungen als Experiment genutzt werden, um veränderte Wirkstoffe auszutesten und die Effekte an den Menschen zu beobachten, erklärt er vor dem "Corona Ausschuss": "Also man kann in den Impfstoff irgendwas reintun und der, der da was reintut, kann hinterher, weil er die Daten über einen elektronischen Impfausweis kriegt, kann er nachgucken, wie sich das ausgewirkt hat." Mit dem Namen, der Chargennummer und den anderen festgehaltenen Daten könne man "wahnsinnige Experimente" machen, so Wodarg weiter.
Wer genau ein Interesse an solchen Versuchen hätte und diese durchführen würde, bleibt unklar. Wodarg spricht von Leuten, "die den elektronischen Impfausweis auswerten". Denkt man den Gedanken zu Ende, müssten also staatliche Behörden, die die Impfkampagnen organisieren und die Daten für den digitalen Impfpass erheben, mit den Impfstoffherstellern zusammenarbeiten. Sie müssten personenbasiert Daten zu möglichen Nebenwirkungen der einzelnen Impfcharge erheben, diese dann an die Hersteller weiterleiten, damit diese künftige Impfungen manipulieren könnten.
Nicht unmöglich – aber eine derart groß angelegte Verschwörung hätte sehr viele Mitwisser, womit natürlich auch die Gefahr steigt, dass sie auffliegt. Unklar ist außerdem, welches Interesse sowohl staatliche Behörden als auch die Impfstoffhersteller daran hätten, auf diese Weise an der Bevölkerung zu experimentieren - immerhin könnten sie mit sehr viel weniger kriminellem Aufwand auch reguläre Studien zu neuen Produkten durchführen.
Daten zu Nebenwirkungen werden im Impfnachweis gar nicht erhoben
Doch es gibt noch einen anderen Grund, warum Wodargs zweites Szenario nicht nur unwahrscheinlich, sondern sogar unmöglich ist. Christof Stein, Pressesprecher des unabhängigen Bundesbeauftragten für den Datenschutz, erklärt dazu: Daten über individuelle Impfreaktionen oder –nebenwirkungen werden für den digitalen Impfnachweis gar nicht erhoben.
Der digitale Impfnachweis, so Stein, sei letztlich "nur das digitale Abbild des gelben Impfpasses". Wie der analoge Impfpass enthalte er nur wenige Daten: Name, Vorname, Tag der Impfung, der Name des Impfstoffes und ob es die erste oder die zweite Impfung ist. Anders als im analogen Impfpass wird hier jedoch nicht die Chargennummer erfasst. Informationen über Impfreaktionen oder -nebenwirkungen werden, wie bereits geschrieben, auch nicht erfasst.
Die Daten würden außerdem nicht dauerhaft gespeichert, erklärt Stein. Bei der Erstellung des digitalen Impfnachweises würden sie nur einmalig an den zentralen Server beim RKI gesendet. Dort werde geprüft, ob die betreffende Person vollständig geimpft ist. Mit diesen Informationen wird ein QR-Code erzeugt. Der QR-Code funktioniere als digitales Impfzertifikat, der Impfling kann es in Papierform mit sich tragen (zum Beispiel, weil man kein Smartphone hat) oder es über eine App einscannen und auf dem Handy ablegen. Bei Bedarf kann der QR-Code dann an einer Kontrollstelle – zum Beispiel beim Grenzübertritt – vorgezeigt werden. Die kontrollierende Person scannt den QR-Code über eine zweite App ein und sieht, ob die betreffende Person vollständig geimpft ist. Konkrete Daten, etwa zum Tag der Impfung oder zum Impfstoff, können aber auch hier nicht abgefragt werden.
Fazit: In einem Auftritt beim "Corona Ausschuss" verbreitet der als Corona-Kritiker bekannte Lungenarzt Wolfgang Wodarg die These, die Impfstoff-Hersteller könnten – falls zu viele Nebenwirkungen auftreten – einfach einige Chargen mit Kochsalzlösung befüllen und verimpfen lassen. Zudem könnten Unbekannte mithilfe des digitalen Impfnachweises Daten über die Auswirkungen der einzelnen Impfstoffe sammeln und – wie in einem Experiment – den Wirkstoff anpassen.
Warum sie das tun sollten, sagt Wodarg nicht. Experten halten beide Szenarien für höchst unwahrscheinlich, wenn nicht sogar unmöglich. Impfstoffe gehörten in Europa zu den am meisten kontrollierten Arzneimitteln, sagt etwa Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts für Impfstoffe. Sie würden vor, während und nach der Herstellung streng kontrolliert. Unter anderem müsse das Paul-Ehrlich-Institut jede einzelne Impfstoffcharge freigeben, bevor sie überhaupt auf den Markt kommt. Und: Sicherheit und Wirksamkeit der Impfungen werden sowohl über Meldungen an das PEI als auch im Rahmen freiwilliger Studien genau dokumentiert. Würde im größeren Stil Impfstoff manipuliert, müsste das also auffallen.
Auch Wodargs zweites Szenario entbehrt jeder faktischen Grundlage: Denn bei der Erstellung des digitalen Impfnachweises werden die für ein Experiment nötigen Daten gar nicht erhoben: Weder die Chargennummer des verimpften Stoffes noch individuelle Auswirkungen der Impfung werden dort dokumentiert. Zudem werden die wenigen erhobenen Daten sofort nach der Erstellung des Impfzertifikats – in Form eines QR-Codes – gelöscht.
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