Verkehrsführung und Baustelle auf der Bundesautobahn A9 bei Ingolstadt im Jahr 2025.
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Verkehrsführung und Baustelle auf der Bundesautobahn A9 bei Ingolstadt im Jahr 2025.

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A9-Großbaustelle: Wie man auf die hohen Unfallzahlen reagiert

A9-Großbaustelle: Wie man auf die hohen Unfallzahlen reagiert

Auf der A9, Bayerns wichtigster Nord-Süd-Achse, werden zehn Kilometer Autobahn inklusive Brücken erneuert. Die Spurverengung hat Folgen für Autofahrer, Anwohner und Einsatzkräfte - und sie zeigt, wie langsameres Tempo die Art der Unfälle beeinflusst.

Über dieses Thema berichtet: BR24 vor Ort am .

Mehr als doppelt so viele Unfälle wie sonst, Staus auf dem Weg zur Arbeit oder fehlende Spuren für Rettungskräfte – der Autobahnabschnitt der A9 zwischen Ingolstadt-Nord und Stammham bleibt eine Geduldsprobe. Seit Oktober wird der rund zehn Kilometer lange Abschnitt saniert. Neben dem Fahrbahnbelag werden auch elf Brücken erneuert. Die Bauarbeiten laufen nach Angaben der Autobahndirektion noch bis Ende 2026. Kosten wird die Sanierung des Abschnitts voraussichtlich 165,6 Millionen Euro. Statt sechs gibt es jetzt nur noch fünf Fahrstreifen, die deutlich schmaler ausfallen: Sie werden auf einer Fahrbahnseite geführt, während die andere saniert wird.

60 statt 80 km/h: Was hat das gebracht?

Nach Baustellenbeginn gab es mehr als doppelt so viele Unfälle: Seit Oktober wurden 196 gezählt, im Vorjahr - ohne Baustelle - waren es 90. Die meisten im zweispurigen Bereich in Fahrtrichtung München. Deshalb wurde Anfang des Jahres dort die Geschwindigkeit tagsüber von 80 auf 60 km/h reduziert.

Mittlerweile ist klar: Seitdem gab es zwar nicht weniger Unfälle - dafür aber weniger Verletzte und weniger hohe Sachschäden. Die Kleinunfälle passieren noch immer hauptsächlich im zweispurigen Bereich in Fahrtrichtung München - vor allem mittags und im Berufsverkehr. Das zeigt eine Auswertung der Ingolstädter Verkehrspolizei. Die betont, einzelne "Chaostage" mit vielen Folgeunfällen könnten die Statistik verzerren, außerdem seien verschiedene Zeiträume nie 1:1 vergleichbar.

Im Video: A9-Großbaustelle: Pendler-Stress, Staus und Unfälle

Auf der A9 - Bayerns wichtigster Nord-Süd-Achse - werden bei Ingolstadt gerade zehn Kilometer Autobahn inklusive Brücken erneuert.
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Auf der A9 - Bayerns wichtigster Nord-Süd-Achse - werden bei Ingolstadt gerade zehn Kilometer Autobahn inklusive Brücken erneuert.

Bauleiter: "Bauen so schnell wie möglich"

Bereits ab Mai 2024 wurden die Arbeiten für die Großbaustelle vorbereitet. Die Nacharbeiten dauern voraussichtlich bis Frühjahr 2027. Bisher sei alles im Zeitplan, sagt Andreas Hauser, Projektleiter A9-Baustelle dem BR.

Er betont, dass die Baumaßnahmen nötig seien, da die alten Autobahnbrücken nicht zu den Anforderungen der Zukunft passen würden. Dazu zählt etwa der zunehmende Güterverkehr auf den Straßen. Zudem stammen einige Brückenteile noch aus den 30er-Jahren. Saniert wurde die A9 im Abschnitt Ingolstadt-Nord bis Stammham laut Autobahn GmbH zuletzt beim Ausbau in den Siebziger- und Achtzigerjahren. "Wir versuchen, den Einfluss und die nachteiligen Effekte insofern minimal zu halten, dass man möglichst schnell baut und dann auch möglichst viel auf einmal macht", so der Projektleiter.

In eine Richtung keine Rettungsgasse: mehr Einsatzkräfte nötig

Die Einsatzkräfte entlang der Autobahnbaustelle haben vor Baustellenbeginn mit der Autobahndirektion ein genaues Rettungskonzept erarbeitet. Weil die Autofahrer im zweispurigen Bereich Richtung München - also dort, wo es am öftesten kracht - keine Rettungsgasse bilden können, rücken beispielsweise immer zwei Feuerwehren gleichzeitig aus. Sie fahren von beiden Seiten zur Unfallstelle: Wer zuerst da ist, leistet Erste Hilfe, sperrt die Unfallstelle ab und koordiniert die restlichen Einsatzkräfte.

Dadurch sind bei jeden Einsatz deutlich mehr Feuerwehrler als sonst. Neben der Berufsfeuerwehr Ingolstadt sind das vor allem Ehrenamtliche aus den Gemeinden Denkendorf, Stammham, Hepberg und Lenting - die deutlich mehr Zeit investieren müssen. Wie sie das finden, erzählen sie in der Videoreportage.

Umgehungsverkehr: Das Navi-Problem

Auch für die kleinen Gemeinden entlang der A9 nördlich von Ingolstadt ist die Baustelle eine Belastung: Navis leiten Reisende und Pendler bei Stau schnell durch die kleinen Dörfer. Anders als in Österreich kann die deutsche Autobahn GmbH das aufgrund der Gesetzeslage nicht verbieten. Anwohner entlang der Ausweichstrecken, von Denkendorf über Stammham und Hepberg bis Lenting oder Ingolstadt, klagen zum Teil über Lärm und Abgase.

Zudem berichten sie von spürbaren Erschütterungen der vorbeifahrenden Lkws. Die Autobahn GmbH rechtfertigt die Großbaustelle, auch wenn es jetzt Nerven koste: "Die Autobahn soll in einen Zustand versetzt werden, der gewährleistet, dass in den nächsten 30 Jahren keine größeren Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich werden."

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