Der Aufstieg auf die Zugspitze über das Höllental ist nichts für schwache Nerven.
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Der Aufstieg auf die Zugspitze über das Höllental ist nichts für schwache Nerven.
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Abenteuer Zugspitze: Zwischen Spalten und Selfie-Ehrgeiz

Abenteuer Zugspitze: Zwischen Spalten und Selfie-Ehrgeiz

Deutschlands höchster Gipfel lockt mit Instagram-Glanz, doch die Realität am Höllentalweg ist knallhart: blankes Eis, Gletscherspalten, ein anspruchsvoller Klettersteig. Die Zugspitze zwischen Social-Media-Hype und lebensgefährlicher Herausforderung.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Einmal aus eigener Kraft auf Deutschlands höchsten Gipfel – die Sehnsucht nach dem Zugspitz-Erlebnis hat durch Social Media einen regelrechten Boom erfahren. Immer mehr Menschen wagen sich auf den 2.962 Meter hohen Berg. Doch die Realität sieht oft härter aus, als es die perfekten Instagram-Bilder versprechen. Besonders der Aufstieg durchs Höllental gilt als eine der anspruchsvollsten Routen – und bringt viele an ihre Grenzen.

Im Höllental kommen viele an ihr Limit

Bergführer Franz Perchthold kennt die Gefahren aus nächster Nähe: "Wir haben schon fast 2.000 Höhenmeter in den Füßen – das saugt richtig die Kraft raus. Und genau das unterschätzen viele der Zugspitzbesteiger."

Spätestens im letzten Drittel des Aufstiegs, am Höllentalferner, wird es ernst. Der Gletscher ist blank und von Spalten durchzogen. Hier ist das Risiko groß, abzurutschen. "Ohne Steigeisen ist das Russisch Roulette", warnt Perchthold. Dennoch trifft er immer wieder auf Gruppen, die mit völlig falscher Ausrüstung unterwegs sind.

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Mit falscher Ausrüstung wird der Zugspitztrip schnell zu einer waghalsigen Rutschpartie zwischen Spalten und Abgrund.

Fehlende Ausrüstung – ein Spiel mit dem Risiko

Für Mechti Lazar war es ein Schockerlebnis. Er war nur mit Grödeln auf dem Gletscher unterwegs. Die Schneeketten für Schuhe haben aber im Vergleich zu Steigeisen viel zu kleine Zacken. "Es ist angsteinflößend, wenn man abrutscht. Nächstes Mal investiere ich lieber mehr in die Ausrüstung – das ist sicherer."

Denn Steigeisen sind in so einem Fall kein Luxus, sondern Lebensversicherung. Sie müssen tief ins Eis geschlagen werden, was anstrengend, aber unverzichtbar ist. Je mehr Zacken sich im Eis festbeißen, desto besser ist der Halt. Wer ohne unterwegs ist, riskiert bei einem Ausrutscher einen ungebremsten Sturz über den Gletscher.

Für Bernhard Lechner war der Aufstieg auch eine Lehre. Immer wieder kam er ins Rutschen. Bei metertiefen Eisspalten und steil abfallenden Eisflächen kein Spaß! "Ich hatte leider keine Steigeisen. Es war extrem anstrengend. Aber beim nächsten Mal bin ich besser ausgerüstet – mit Steigeisen und richtiger Kleidung."

Angst und Überforderung am Klettersteig

Doch nicht nur der Gletscher fordert die Bergsteiger. Auch die Kletterpassagen stellen viele vor unerwartete Hürden. Manche verzweifeln regelrecht an ausgesetzten Stellen, müssen von Kameraden motiviert oder gar gezogen werden. Emilie Grete schildert ihre Erfahrung: "Es war mein erster Klettersteig überhaupt. Auch über den Gletscher laufen – das ist schon eine Sache für sich. Ich war da vielleicht ein bisschen blauäugig. Bilder im Internet zeigen einfach nicht die Realität."

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Zwischen acht und zehn Stunden dauert der Aufstieg. Und bis zum Schluss braucht es höchste Konzentration.

Social Media versus Wirklichkeit

Was online wie ein sportliches Abenteuer aussieht, ist in Wahrheit eine alpine Herausforderung, die Kondition, Erfahrung und vor allem Respekt verlangt. Bergführer Perchthold fordert deshalb mehr Demut in den Bergen: "Das eigene Können einschätzen, das Wetter checken, nicht den ersten Klettersteig gleich an der Zugspitze machen. Einen guten Zeitplan haben und die Ausrüstung wirklich benutzen können – dann klappt’s auch."

Und wer sich nicht alleine traut, dem legt Franz eine Bergführerin oder einen Bergführer ans Herz. Das koste nicht viel mehr als ein gutes Abendessen zu zweit in einem Restaurant. Mit professioneller Führung kann die Zugspitze ein unvergessliches Erlebnis sein. Wer sich hingegen vom Social-Media-Hype blenden lässt und ohne Erfahrung sowie Ausrüstung aufbricht, riskiert sein Leben.

Im Video: Gipfelstürmer auf der Zugspitze

Viele Menschen drängen sich auf dem Klettersteig zum echten Gipfelkreuz.
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An sonnigen Tagen herrscht Gedränge auf dem Gipfel.

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