"Ichenhausen, Heinrich-Sinz-Schule. Die Sekretärin meldet, dass Explosionen und Schüsse wahrzunehmen sind", schallt es aus dem Funkgerät. Polizisten haben sich im Stadtteil Hochwang zu einer Übung versammelt. Sie sollen zwei Angreifer stoppen, sowie Dutzende Lehrer und Schüler retten. Die Beamten tragen Maschinenpistolen und schusssichere Westen, aus dem Eingang quillt dichter Rauch. Einige der Schauspieler haben geschminkte Verletzungen, die Straße vor der Schule wurde eigens für den normalen Verkehr gesperrt.
Wie gut ist das Sicherheitskonzept der Schule?
Christoph Janocha-Wiedemann lobt den Aufwand, damit das Training so realitätsnah wie möglich ablaufen kann. "Unsere Schule hat ein Sicherheitskonzept. Aber wir wollen es nicht nur in der Theorie prüfen, um so Fehler auszuschalten, damit sie in einer echten Notlage nicht passieren", sagt der Schulrektor der Förderschule. Jetzt sollen alle die Vorgaben so gut es geht befolgen. Doch wie sollte man sich in einer solchen Notsituation eigentlich verhalten?
Nicht den Helden spielen
"Einfach aus der Schule zu laufen, ist nicht ratsam, weil man nicht wissen kann, wie viele Täter wo unterwegs sind", erklärt Andreas Fichtl, Leiter der Polizeiinspektion Günzburg. Er rät davon ab, in Kontakt mit dem Täter zu treten, um ihn beispielsweise zum Aufgeben zu bewegen. Besser sei es, sich im Klassenzimmer einzuschließen, die Tür noch zu verbarrikadieren und möglichst leise zu sein. Meist kommen solche Empfehlungen als Durchsage aus dem Sekretariat. Lehrer und Schüler sollten sich aus dem Sichtfeld entfernen und am besten nicht in der Nähe von Fenstern und Türen aufhalten. Alle sollten dann auf die Evakuierung durch die Polizei warten.
Triage, um Leben zu retten
Auch für Sanitäter gelten in einer solchen Situation besondere Regeln. Die rund 90 Rettungskräfte halten erst einmal großen Abstand zum Schulgebäude. "In dieser Einsatzlage gibt es einen unsicheren Bereich. Die Polizei bringt uns die Patienten und wir behandeln sie dann. Aber die Eigensicherung geht vor", sagt Sabine Kappelmeier vom Roten Kreuz. Die Verletzten tragen kleine Schilder um den Hals, markiert mit Farben. Grün steht für leicht verletzt und nicht dringlich, gelb für schwer verletzt und dringlich und schließlich rot bei Lebensgefahr. Diese Sichtung soll helfen, möglichst viele Menschenleben zu retten.
Gemischtes Fazit
Nach knapp drei Stunden endet die Übung, die Erkenntnisse werden in den kommenden Tagen detailliert ausgewertet. Medienvertreter waren im Gebäude nicht zugelassen, um keine taktischen Maßnahmen zu verraten. Die Polizei konnte die Angreifer laut eigener Aussage wie geplant ausschalten. "Aber wir haben auch Nachholbedarf. Die Übergabe der Verletzten an die Rettungsdienste hat noch nicht so gut geklappt", sagt Andreas Fichtl. Doch genau dafür ist die Übung gedacht. Um auf einen Notfall vorbereitet zu sein – der so hoffentlich nie eintritt.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!