- Direkt zum aktuellen Artikel: Wie dem Amokläufer von Ansbach die Flucht nach Kolumbien gelang
Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: Ein Mann, der 2009 für einen Amoklauf an einem Gymnasium in Ansbach verantwortlich gewesen ist, war verschwunden. Der heute 34-Jährige kehrte von einem Tagesausgang einer psychiatrischen Einrichtung in Erlangen nicht wieder zurück.
Täter wurde von Kolumbien nach Deutschland zurückgebracht
Jetzt, wenige Wochen später, ist der Mann in Kolumbien festgenommen worden. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Ansbach am Sonntagvormittag. Beamte des Bundes- und des Landeskriminalamtes sowie die kolumbianische Polizei waren daran beteiligt, dass der Gesuchte im Landesinneren festgenommen werden konnte. Inzwischen wurde der 34-Jährige nach Deutschland zurückgebracht und "unverzüglich in die geschlossene Abteilung der forensischen Psychiatrie Erlangen verbracht", heißt es.
Ausreise trotz Haftbefehl? Behörden halten sich bedeckt
Wie genau jemand trotz eines europäisches Haftbefehls in ein Flugzeug steigen kann, dazu gibt es wenig Informationen. Denn die Behörden halten sich diesbezüglich auch deshalb sehr bedeckt, um keine Nachahmer zu animieren, die diese Strategie kopieren könnten. Laut der Oberstaatsanwaltschaft hatte der Geflüchtete wohl einen Kontakt nach Kolumbien und sei sehr schnell nach seiner Flucht in das südamerikanische Land entflohen.
Der Mann war am 16. August nach seinem Tagesausgang nicht mehr in die Einrichtung zurückgekehrt. Diese Tagesausgänge seien Teil der Therapie gewesen und fanden im konkreten Fall bereits seit Beginn des Jahres regelmäßig statt, stets ohne Vorkommnisse und Beanstandungen.
Fahndung mit europäischem Haftbefehl
Das Klinikpersonal verständigte daraufhin die Polizei, die bundesweit sowie mit einem europäischen Haftbefehl nach dem Amokläufer fahndete. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft von damals führte eine Spur des Mannes nach München. Die umfangreichen Fahndungsmaßnahmen konnten die Spur des Mannes nun nach Kolumbien zurückverfolgen und seinen dortigen Aufenthaltsort ermitteln.
Der Staatsanwaltschaft zufolge muss der 34-Jährige damit rechnen, dass alle Lockerungsmaßnahmen zurückgenommen werden. Es werde eine neue Risikobewertung vorgenommen. Der Missbrauch des gewährten Klinikausgangs als solcher war nicht strafbar, hieß es.
"Musterbeispiel internationaler Zusammenarbeit"
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dankte in einer Stellungnahme allen an der Fahndung beteiligten Behörden für ihre hochprofessionelle und schnelle Ermittlungs- und Fahndungsarbeit. "Dank der akribischen Arbeit der Kriminalpolizeiinspektion Erlangen und der speziell ausgebildeten Zielfahnder beim Bayerischen Landeskriminalamt konnte der Flüchtige sogar im Ausland schnell ausfindig gemacht und in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt in einem Musterbeispiel internationaler Zusammenarbeit zurückgebracht werden", lobte Herrmann.
Damals 18-Jähriger stürmt 2009 Gymnasium in Ansbach
Am 17. September 2009 war der damals 18 Jahre alte Täter für einen Amoklauf am Gymnasium Carolinum in Ansbach verantwortlich. Mit Axt, Messern und Brandsätzen stürmte er die Schule und attackierte dabei Mitschüler und Lehrer. Mehrere Schüler wurden verletzt. Der Täter wurde durch mehrere Polizeikugeln gestoppt.
Im April 2010 wurde der Täter zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt. Die Jugendstrafkammer des Landgerichtes Ansbach ordnete zudem die unbefristete Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an. Bei ihm liegt eine gravierende psychische Persönlichkeitsstörung vor.
Mit Informationen von AFP und dpa.
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