Einer der Verdächtigen, die mutmaßlich einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt im Raum Dingolfing-Landau geplant haben sollen, betreibt nach BR-Recherchen einen Autohandel im Landkreis. Er gilt als mutmaßlicher Kopf der Gruppe.
- Zum Artikel bei Idowa: Vereitelter Anschlag im Raum Dingolfing erschüttert ganz Ostbayern [externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt]
Informationen vom Verfassungsschutz
Der 56-jährige Ägypter soll in einer Moschee gepredigt und zum Attentat aufgerufen haben. Die Festnahme basiert nach Angaben der ermittelnden Generalstaatsanwaltschaft München auf Informationen des Bayerischen Verfassungsschutzes – und, wie der BR aus Sicherheitskreisen erfuhr, auch auf Recherchen des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Um welche Moschee es sich handelt, dazu macht die ermittelnde Generalstaatsanwaltschaft München keine Angaben.
BR-Recherchen legen jedoch nahe, dass es sich um eine Moschee abseits der bekannten Einrichtungen im Raum Dingolfing-Landau handelt – um eine sogenannte Hinterhofmoschee.
Spuren im Netz: Auftritte, Videos und Geschäftstätigkeit
Im Netz finden sich mehrere Spuren des 56-jährigen Ägypters. Ein Foto, das dem BR vorliegt, zeigt ihn im Juni 2024, wie er vor einer größeren Menschenmenge spricht, wohl zur Zeit des Opferfestes. Er trägt dabei ein weißes Gewand, eine Gebetsmütze und hält ein Mikrophon in der Hand.
In Videos, die 2024 auf einer Social-Media-Plattform gepostet wurden, spricht der Mann von dem Geschäft, das er 2017 angemeldet hat: den Kauf und Verkauf von gebrauchten Autos. Seit 30 Jahren lebe er in Deutschland, handle mit Gebrauchtwagen, die er auch in den Nahen und Mittleren Osten verkaufe. In den arabischsprachigen Videos verwendet er zahlreiche religiöse Formulierungen, die für gläubige Muslime nicht ungewöhnlich sind.
Video mit Bezug zum Gaza-Krieg
In einem Video vom Dezember 2024 steht der Mann vor einer Palästina-Flagge auf seinem Autohof und geht explizit auf die Situation in Gaza ein: "Natürlich vergessen wir in dieser Situation nicht, dass wir gegen die Zionisten beten und um Vergeltung/Rache an den unterdrückerischen Machthabern bitten. Möge Gott sie auf schlimmste Weise bestrafen, jene, die unseren palästinensischen Brüdern, den Vertriebenen in Gaza, nicht helfen."
Anschlagspläne offenbar noch nicht kurz vor der Ausführung
Wie lange die Verfassungsschützer bereits an den insgesamt fünf Verdächtigen dran sind, dazu wollten die Behörden keine Stellung beziehen. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte aber am Sonntag angedeutet, dass sich die Ermittlungen noch am Anfang befinden. Die Anschlagspläne seien noch nicht kurz vor der Ausführung gestanden.
Das bekräftigte auch die Generalstaatsanwaltschaft am Montag auf BR-Anfrage. Weder ein konkretes Anschlagsziel noch ein Zeitpunkt hätten bereits festgestanden. Für die Bevölkerung habe keine unmittelbar bevorstehende Gefahr bestanden.
Verfassungsschützer haben die Möglichkeit, verdeckt Informationen zu sammeln. Ob das auch im Fall der Verdächtigen aus dem Raum Dingolfing-Landau der Fall war, das wollten Sicherheitskreise nicht dementieren. Das Bundesamt für Verfassungsschutz wollte auf Anfrage nichts dazu sagen.
Fünf Männer festgenommen
Am Freitag hatten Spezialeinsatzkräfte insgesamt fünf Männer festgenommen, die einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Niederbayern geplant haben sollen: neben dem 56-jährigen Ägypter einen 37-jährigen Syrer und drei Marokkaner im Alter von 22, 28 und 30 Jahren. Die Marokkaner sollen sich den Ermittlern zufolge bereit erklärt haben, den Anschlag auszuführen. Der Syrer soll die Männer in ihrem Entschluss bestärkt haben.
Laut Generalstaatsanwaltschaft gehen die Ermittler von einem islamistischen Motiv aus, als Tatwaffe sollte wohl ein Fahrzeug genutzt werden. Ein Bezug zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wird dem Vernehmen nach nicht angenommen.
Im Video: Reaktionen auf Anschlagspläne in Niederbayern
Reaktionen auf Anschlagspläne in Niederbayern
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