Ein 47-jähriger Feuerwehrmann aus Hessen hat vor dem Landgericht Aschaffenburg zugegeben, für zahlreiche Brandstiftungen im bayerisch-hessischen Grenzgebiet verantwortlich zu sein. Laut Anklage soll der IT-Techniker zwischen 2018 und 2024 insgesamt 25 Feuer gelegt haben.
Geständnis – aber nicht in allen Punkten
Vor Gericht erklärte der Mann am Montag, er habe "jeden einzelnen Fall, für den ich verantwortlich bin, eingeräumt". Allerdings bestreitet er, für alle 25 angeklagten Taten verantwortlich zu sein. Laut Anklage handelt es sich um zwei Fälle schwerer Brandstiftung, 20 vollendete und drei versuchte Brandstiftungen. Der Sachschaden liegt bei rund 60.000 Euro.
Dass der 47-Jährige nur einen Teil der angeklagten Taten einräumt, kann der Vorsitzende Richter nicht nachvollziehen. "Es ist schwer zu glauben, dass noch einer rumläuft", sagt Karsten Krebs mit Blick auf die Theorie, ein weiterer Brandstifter sei in der Region unterwegs und nutze Brandvorrichtungen wie die des Angeklagten. "Ich weiß nicht, ob es einen weiteren Täter gibt", entgegnet der 47-Jährige. "Ich glaube eher nicht, das ist sehr unwahrscheinlich." Er gebe dennoch nur die Taten zu, die er begangen habe.
Tatorte bewusst gewählt
Der Angeklagte ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Lützelbach-Wiebelsbach im Odenwaldkreis. Laut Ermittlungen suchte er gezielt Orte aus, die nicht direkt mit seinem Wohnort in Verbindung gebracht werden konnten. 17 der 25 Brände ereigneten sich in Bayern, darunter neun in Obernburg im Landkreis Miltenberg. Dort brannte im März 2024 ein Wochenendhäuschen nieder – mit 30.000 Euro der höchste Einzelschaden der Serie.
Betroffen waren vor allem Wiesen, Waldstücke, Brennholzstapel und Hütten. Laut Staatsanwaltschaft ging es dem Beschuldigten immer mehr darum, dass seine Brände Aufmerksamkeit erregten. Er habe sich über die "vermeintliche Hilflosigkeit" der Ermittler amüsiert und es genossen, dass die Taten große Verwirrung stifteten.
Feuer aus Frustration?
"Es ging nie um mich", versichert das Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr im südhessischen Odenwaldkreis hingegen. Vielmehr habe er aus Frust und Verbitterung gehandelt, weil seine Feuerwehr nach der Corona-Pandemie aus seiner Sicht nicht genug gewürdigt worden sei. Er habe der Feuerwehr für ihre Arbeit Lob und Anerkennung der Bevölkerung verschaffen wollen und gute Presse.
"Feuerwehr ist wie Familie", erzählt der gelernte Elektroniker. "Man entwickelt Verantwortungsgefühl gegenseitig und man steht füreinander ein." Es tue ihm leid. "Ich habe viele Leute enttäuscht.»
Perfides System zur Verschleierung
Um sich ein Alibi zu verschaffen, soll der IT-Techniker ein ausgeklügeltes System entwickelt haben. Die Ermittler fanden an mehreren Tatorten selbstentzündende Vorrichtungen. Diese bestanden aus Batterien, einem Relais und Behältern mit brennbaren Flüssigkeiten wie Desinfektionsmitteln. So konnte sich das Feuer mit bis zu 24 Stunden Verzögerung selbst entfachen.
Zusätzlich überzog der Feuerwehrmann seine Konstruktionen mit einem brennbaren Lack, der Fingerabdrücke oder DNA-Spuren zerstörte. Trotzdem wurde er letztlich durch eine gesicherte DNA-Spur überführt – nach einer gescheiterten Brandstiftung.
Ermittlungen führten zur Festnahme
Drei Monate lang fahndete eine 14-köpfige Sonderkommission der Aschaffenburger Kripo, gemeinsam mit der hessischen Polizei, nach dem Täter. Im Juli 2024 wurde der Beschuldigte schließlich festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Für das Verfahren vor dem Landgericht Aschaffenburg sind zwei weitere Termine angesetzt. Sollte sich die Anklage in allen Punkten bestätigen, droht dem Feuerwehrmann eine mehrjährige Haftstrafe.
Mit Informationen von dpa
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