Kunstschmiedin Andrea Würzinger aus Eschenlohe staunt nicht schlecht, als sie das Kreuz gegen Mittag zum ersten Mal in Augenschein nimmt. "Sogar weit oben an der Kugel sind Aufkleber. Ich frage mich, wie die Leute da rauf kommen." Die Kugel, auf der das Gipfelkreuz sitzt, ist weit oben an dem fast fünf Meter hohen Gestell. Dank seines Überzuges aus Blattgold strahlt das Kreuz bei gutem Wetter eigentlich mit der Sonne um die Wette. Am unteren Ende des Kreuzes aber geht die Strahlungsintensität gegen Null. Denn hunderte Aufkleber von Fußballvereinen und mit Sprüchen wie "Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?" umhüllen dort das Kreuz.
- Zum Vorbericht: Zu viele Aufkleber: Zugspitz-Gipfelkreuz muss restauriert werden
Aufwendiger Transport von der Zugspitze
Für eine Restaurierung hat die Bayerische Zugspitzbahn (BZB) das Gipfelkreuz am Dienstagvormittag von der Zugspitze ins Tal bringen lassen. Die Demontage und der Transport des 4,88 Meter hohen und 300 Kilogramm schweren Kreuzes ins Tal war aufwendig. Ein Helikopter holte es am Gipfel in 2.962 Metern Höhe ab.
"Die Herausforderung war sicher der starke Wind oben auf der Zugspitze", schildert der Pilot David Ruech. Über dem Gipfel, dem höchsten Punkt in der Umgebung, sei man sehr ausgesetzt. "Wenn so ein starker Wind da oben geht, ist immer das größte Ziel, das Ganze maximal kontrolliert zu machen", betonte Ruech. Es sei aber alles reibungslos abgelaufen. Im Tal wurde das Kreuz auf einen Pickup umgeladen und nach Eschenlohe zu Andrea Würzinger gebracht.
Nicht das erste Mal auf der Werkbank
Die Kunstschmiedin hat das Kreuz nicht zum ersten Mal auf ihrer Werkbank liegen. Im vergangenen Jahr war es schon einmal mit einem Helikopter ins Tal gebracht worden. Ein Zacken war aus dem Strahlenkranz gebrochen, der die Mitte des Kreuzes wie ein Heiligenschein umgibt. Die Kunstschmiedin stellte das Kreuz wieder her. Auch damals waren schon viele Aufkleber auf dem Kreuz.
Gipfelkreuz soll einen Schutzmantel bekommen
Seitdem hat das Gipfelkreuz erneut unter den Klebe-Aktionen der Touristen gelitten. "Es sind mehrere Schichten, hunderte Aufkleber", sagt Andrea Würzinger. Schadlos kann man die Aufkleber aber nicht entfernen. Das Blattgold würde sich bei Lösungsmitteln mit ablösen, ist sich Würzinger sicher.
Deshalb hat sie Blattgold bestellt, insgesamt 500 Blatt 24-karätiges Gold, jedes einzelne drei bis vier Euro wert. Und damit das Kreuz so schnell nicht wieder auf Würzingers Tisch landet, will die Kunstschmiedin ihm dieses Mal einen Schutzmantel in Form einer Lackschicht oder einer durchsichtigen Folie verpassen. Falls wieder Aufkleber auf das Kreuz geklebt werden, kann man sie dann einfach abziehen, ohne das Blattgold zu beschädigen, hofft Würzinger.
Bekleben erwünscht – bei Ersatzkreuz
Im Juli dieses Jahres hatte die Bayerische Zugspitzbahn bereits mit einer Art Ablenkmanöver versucht, die Beklebung des Gipfelkreuzes zu verhindern. Ins Innere der Gipfelstation war damals ein zweites Kreuz eingezogen, angefertigt aus einfachen Materialien. Vor einem Panorama-Bild aufgestellt, sollte es zur Fotomotiv-Alternative etwa für diejenigen werden, die mit der Bahn auf den Berg kommen – mit für den steilen Anstieg zum Originalkreuz untauglichem Schuhwerk. Laut Bergwacht war das Ersatzkreuz in der Station deshalb auch als Präventivmaßnahme gedacht. Das Bekleben des echten Gipfelkreuzes ging aber munter weiter.
Gipfelkreuz wie "ein Teil der Familie Würzinger"
Für die Kunstschmiedin aus Eschenlohe ist das Kreuz immer wieder ein besonderer Gast. Ihr Vater hatte das Originalkreuz 1993 nachgebaut, seitdem schmückt es die Zugspitze. "Es ist trotz allem ein schönes Gefühl, wenn es zu uns kommt", sagt Würzinger. Das Kreuz sei wie ein Teil der Familie. Für das restaurierte Kreuz wünscht sie sich, dass es etwas länger in seinem Gold erstrahlen darf. Schon in zwei Wochen soll es wieder nach oben auf den Gipfel transportiert werden. Pünktlich zum offiziellen Auftakt der Skisaison auf der Zugspitze.
Im Video: Gipfelkreuz der Zugspitze wird restauriert
Das Gipfelkreuz auf der Zugspitze. Hunderte Aufkleber reichen inzwischen bis zur Kugel.
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