Das frisch restaurierte Ausflugsschiff "Reserl" wird zu Wasser gelassen.
Bildrechte: Wolfgang Ehn
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Bevor das Reserl wieder Eibseewasser unterm Kiel hat, geht es erst mal in die Luft.

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Ausflugsboot "Reserl" ist zurück am Eibsee

Ausflugsboot "Reserl" ist zurück am Eibsee

Das historische Ausflugsboot "Reserl" war sieben Monate abgetaucht. Nach 60 Jahren Dienst am Eibsee kam es auf "Reha" in eine Werft am Ammersee. Jetzt ist es wieder da: Schicker denn je, doch der Weg ins Wasser hatte es in sich.

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Es ist Millimeterarbeit: Das Ausflugsboot "Reserl" hängt an zwei dicken Gurten am ausgefahrenen Arm eines Schwerlastkrans. Bootsbauer Enrico Halix schiebt die Gurte mit voller Konzentration in Position. Denn sitzt nur einer der Gurte falsch, hat das fatale Folgen: Im schlimmsten Fall könnte das Boot abrutschen, Tausende Stunden Arbeit wären möglicherweise umsonst gewesen. Sieben Monate hat der Bootsbauer am Reserl gearbeitet. Das Holzboot wurde komplett demontiert, renoviert, zusammengebaut und lackiert. Jetzt wird es endlich wieder zu Wasser gelassen in den Eibsee südwestlich von Garmisch-Partenkirchen - mit einigem Aufwand.

Schwieriger Transport

Es knackst und ächzt. Bei Bootsbesitzer Marc Rieppel steigt der Puls. Denn das 3,5 Tonnen schwere Boot muss über ein Bootshaus transportiert werden, das zwischen der Straße und dem Eibsee liegt. Rieppel hat einen sechsstelligen Betrag in die Restauration investiert. Dafür hätte er auch ein neues Ausflugsboot kaufen können, doch sein Herz hängt am Reserl. Wie er erzählt, war das der Spitzname seiner Großmutter Therese. 1960 wurde es getauft und seitdem drehte das Boot seine Runden in der bayerischen Karibik, wie der Eibsee wegen seiner grün-blauen Farben auch gern genannt wird. Doch die Zeit hat seine Spuren an dem Boot hinterlassen: Das Unterschiff war nicht mehr dicht, die Technik veraltet und das Holz stellenweise schon morsch.

Langsam erhebt sich das Boot in die Luft und 3,5 Tonnen lernen fliegen. Bootsbauer Enrico Halix schaut genau hin, doch schnell zeigt sich: Die Gurte sitzen fest und das Boot liegt stabil in der Luft. Reserl schwebt über das Bootshaus und nähert sich der Wasseroberfläche. Das Mahagoniholz glänzt kurz in der Sonne, dann taucht der Rumpf in den Eibsee ein. Besitzer Marc Rieppel atmet auf, Schaulustige klatschen.

Restauration bringt Überraschendes zutage

Das Reserl hat sich gemausert: Aus dem vollständig in weißer Farbe lackierten Ausflugsschiff wurde ein Boot, das mit seinem Mahagoniglanz etwas Edles ausstrahlt. Bei der Restauration hat sich das besondere Holz unter dem weißen Lack gezeigt. Viel zu schade, um erneut mit Farbe darüberzustreichen, fand Bootsbauer Enrico Halix. So hat er das Holz ausgebessert und aufwendig lackiert. Auch die Technik wurde auf Vordermann gebracht und E-Motor sowie Steuertechnik erneuert. Trotzdem ist der Look im Inneren immer noch wie anno dazumal.

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Erste Rundfahrt mit besonderem Gast

Nach einer Testfahrt nimmt das Ausflugsboot seinen Dienst wieder auf. Es geht vorbei an Inseln und idyllische Buchten über glasklares Wasser. Die 78-jährge Gabriele von Mallinckrodt freut sich ganz besonders auf die erste Fahrt. Sie ist die Enkelin von Therese Terne, der Namensgeberin des Bootes. 1960 durfte das Mädchen das neue Ausflugsboot taufen. Die Seniorin ist begeistert vom neuen Look des alten Boots: "Nett, altmodisch und weiß war einmal, jetzt ist aus dem Reserl ein schicker und edler Kreuzer geworden!"

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