Knauf-Schriftzug auf einer Halle am Unternehmens-Hauptsitz in Iphofen
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Baustoffe für russische Nuklear-Stützpunkte? Knauf dementiert

Baustoffe für russische Nuklear-Stützpunkte? Knauf dementiert

Wieder ist die unterfränkische Knauf-Gruppe in den Schlagzeilen – wegen angeblicher Verstrickungen mit Putins Regime. Diesmal geht es um Atomwaffen-Stützpunkte in Russland. Wie die Vorwürfe genau aussehen – und was Knauf selbst dazu sagt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Es ist nicht das erste Mal, dass Knauf vorgeworfen wird, das russische Regime zu unterstützen. Diesmal geht es um Recherchen des "Spiegel" und des dänischen Investigativ-Portals "Danwatch" [externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt]. Danach sind mehrere Tochter-Unternehmen von Knauf in Russland "unvermindert aktiv" und dabei weiterhin "zu 100 Prozent im Besitz und unter der Kontrolle des deutschen Mutterkonzerns".

Knauf-Gips angeblich für Ausbau russischer Atom-Silos verwendet

Reporter von "Spiegel" und "Danwatch" haben Millionen russischer Dateien durchforstet, unter anderem Ausschreibungen, die belegen sollen, dass zum Beispiel Gips von Knauf hergenommen wurde, um Silos zu bauen, in denen nukleare Sprengstoffe lagern. Die Strategie des unterfränkischen Unternehmens bestehe offenkundig darin, "keine Produkte der eigenen Marke aus Deutschland zu exportieren, sondern in Russland zu produzieren".

Als Beispiel führt der "Spiegel"-Bericht einen Auftrag russischer Bauherren vom Juli 2023 an, für das Regiment im russischen Jasnyi, in dem von "32 Tonnen Gips der Marke Knauf-Rotband" die Rede ist.

Knauf selbst dementiert die Aussagen des Berichts. Auf Anfrage von BR24 teilte das Unternehmen mit, man widerspreche "in aller Deutlichkeit". Knauf produziere in vielen Ländern der Welt Baustoffe, heißt es in dem Statement. "Diese Baustoffe dienen vielfältigen zivilen Zwecken und sind weder dafür vorgesehen noch dazu geeignet, Waffensysteme einsatzfähig zu machen bzw. zu halten."

Knauf bestreitet Verbindungen zum russischen Militär

Weiter teilte Knauf mit, man unterhalte keine vertraglichen Beziehungen zum russischen Verteidigungsministerium oder zu Behörden, die dem Ministerium unterstehen. Entsprechend verkaufe und liefere Knauf auch keine Produkte an solche Stellen. Auf BR24-Anfrage heißt es unter anderem: "Russische Tochtergesellschaften von Knauf verkaufen in Russland hergestellte Produkte nahezu ausschließlich an den unabhängigen Baustoffhandel. Die russischen Tochtergesellschaften haben keine Möglichkeit, diese Händler anzuweisen, mit welchen Kunden sie Geschäftsbeziehungen unterhalten dürfen."

Zudem betont das Unternehmen, sich seit Beginn des Krieges "strikt sanktionskonform" zu verhalten. "Der Spiegel" hatte in seiner Berichterstattung aufgezeigt, wie die Sanktionen von Firmen umgangen werden könnten, etwa durch Ersatz von Materialien, für die Einfuhrverbote gelten.

Knaufs Rückzug aus Russland noch nicht abgeschlossen

Nach mehrfacher Kritik an seinen Russlandgeschäften hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr angekündigt, sich aus Russland zurückzuziehen, passiert ist dies bislang aber noch nicht. Dazu heißt es aktuell in dem schriftlichen Statement an den BR: "Wir arbeiten weiterhin intensiv am im April 2024 angekündigten Rückzug aus Russland. Unsere Gespräche dazu sind inzwischen bereits weit fortgeschritten. Aber noch ist es zu früh, Vollzug zu melden."

Das Verfahren, in das verschiedene zuständige Behörden einbezogen sind, sei "regulatorisch hoch komplex" und erfordere diverse und recht langwierige Genehmigungen in verschiedenen Jurisdiktionen. Die noch laufenden Gespräche unterlägen der Vertraulichkeit, und Knauf könne weitere Details dazu bislang nicht offenlegen.

Kritik an möglicher Verwicklung in Wiederaufbau von Mariupol

Für Aufsehen hatte im vergangenen Jahr außerdem ein ARD-"Monitor"-Bericht gesorgt: Darin wurde aufgezeigt, dass Baustoffe von Knauf auf mehreren Baustellen in Mariupol zum Einsatz gekommen seien. Der Wiederaufbau der von Russland besetzten ukrainischen Stadt zählt zu einem der wichtigsten Projekte des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg. Dabei, so der Vorwurf von Monitor, profitiere das Unternehmen zumindest indirekt von Aufträgen der russischen Regierung. Dies sei aus der Darstellung eines offiziellen Knauf-Händlers hervorgegangen.

Der Baustoffkonzern hatte dem Vorwurf in einer Stellungnahme damals entgegnet, dass er alle Sanktionen der EU befolge und keine Baustoffe aus der EU nach Russland exportiere.

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