Die US-Regierung geht davon aus, dass weitere Verhandlungen über ein Ende des russischen Angriffskriegs in Genf stattfinden könnten. Die USA hätten den Vatikan bevorzugt, aber das habe Russland nicht gewollt, sagte der US-Sonderbeauftragte für die Ukraine, Keith Kellogg, im US-Fernsehen. "Also denke ich, dass Genf die nächste Station sein könnte." Im Anschluss müsse man einen Ort finden, an dem Kremlchef Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zusammenkommen könnten.
Vatikan mahnt zur Eile
US-Präsident Donald Trump hatte den Vatikan vergangene Woche nach einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin als Verhandlungsort ins Gespräch gebracht. Der katholische Kirchenstaat erklärte sich abermals bereit, die Gespräche auf seinem Boden abzuhalten. Dessen Nummer Zwei, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, bekräftigte dazu ein Angebot des neuen Oberhaupts der katholischen Kirche, Leo XIV. Wichtig sei jedoch vor allem, dass die Verhandlungen "endlich beginnen".
Der türkische Außenminister Hakan Fidan sagte, sein Land sei ebenfalls bereit, eine weitere Runde von Friedensgesprächen auszurichten. Die Türkei war bereits Mitte Mai Gastgeberin für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine, bei denen ein größerer Gefangenenaustausch vereinbart wurde. Darüber hinaus gab es aber keine greifbaren Fortschritte.
USA wollen auf Memorandum Russlands warten
Kellogg sagte, Putin habe auch noch nicht das versprochene Memorandum vorgelegt, das dieser US-Präsident Trump im Telefongespräch am 19. Mai zugesagt hatte und das den Rahmen für ein mögliches Friedensabkommen abstecken sollte.
Kellogg betonte nun, das Treffen in Genf könne stattfinden, sobald Russland dies zugeliefert habe. Man habe die Bedingungen für einen Frieden von der ukrainischen Seite bekommen, nun brauche man sie noch von der russischen, meinte Kellogg. Es blieb offen, ob Kiew bereits ein neues Dokument vorgelegt hat. Kellogg sagte an anderer Stelle, dass die Position Kiews mit Bedingungen für einen Frieden bereits nach einem Treffen in London im April klar gewesen sei.
Trump warnt: Putin spielt mit dem Feuer
US-Präsident Trump legte unterdessen mit seiner deutlichen Kritik an Kremlchef Putin nach. "Was Wladimir Putin nicht begreift, ist, dass Russland ohne mich bereits viele wirklich schlimme Dinge passiert wären - und ich meine wirklich schlimme", schrieb Trump in seinem Online-Dienst Truth Social. Er fügte hinzu: "Er spielt mit dem Feuer."
Trump hatte bereits am Wochenende ungewöhnlich scharfe Kritik an Putin geübt, weil Russland das Nachbarland weiter mit massiven Drohnenangriffen überzieht. "Er ist absolut verrückt geworden! Er tötet unnötigerweise eine Menge Menschen, und ich spreche nicht nur von Soldaten", schrieb Trump.
Medwedew droht einmal mehr
Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew antwortete auf die neuerliche Kritik Trumps prompt mit einer Drohung. Er kenne nur eine wirklich schlimme Sache, die geschehen könne - und das sei der Dritte Weltkrieg. "Ich hoffe, Trump versteht das" schrieb er auf Englisch auf der Plattform X. Medwedew besitzt als Vizechef des russischen Sicherheitsrats weiterhin viel Einfluss in Russland. Seit Kriegsbeginn ist der einst als liberal geltende Putin-Vertraute immer wieder mit scharfen Drohungen wie dem Einsatz von Atomwaffen aufgefallen.
Im Video: Merz erteilt Reichweitenfreigabe für Waffen
Im Video: Merz zu Reichweitenbeschränkung
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!