Wir nutzen den Weltraum und Satelliten jeden Tag. Sie ermöglichen uns flächendeckendes Internet, ohne Satelliten würden unsere Navis im Auto nicht funktionieren und mit der Kommunikation über Handy und Telefon wäre es auch schwierig. Dazu kommt: Etwa 10.000 Menschen in Bayern arbeiten in der Raumfahrtindustrie - Tendenz, stark steigend.
Bavaria One
Seine erste Raumfahrtstrategie hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gleich zu Beginn seiner Amtszeit 2018 vorgestellt: "Bavaria One". Es hagelt damals Kritik: Raketen, Satelliten und Raumstationen – ist das nicht etwas zu ambitioniert? "Als das damals losging, da war ich etwas zweifelnd, ob das auch etwas Zukunftsfähiges ist für Bayern", erinnert sich Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.
Mit dem Ukraine-Krieg und der zweiten Amtszeit von Donald Trump sind die Zweifel weg. Heute steht die Unabhängigkeit von Europa ganz oben auf der Agenda, besonders bei wichtigen Schlüsseltechnologien, wie der Raumfahrt. Da will Bayern ganz vorne mitspielen und das hat gewissermaßen Tradition: Schon in den 60er Jahren hat sich der damalige bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel um die Raumfahrt bemüht und die Firma MBB nach Bayern geholt, wo etwa der erste europäische Nachrichtensatellit entstanden ist.
Die Forschung
Die 2018 versprochenen 50 Professorenstellen und 2.000 neue Studienplätze im Bereich Luft und Raumfahrt, damit machte Markus Söder schon 2018 Wahlkampf. Inzwischen gibt es etwa das "Department for Aerospace and Geodesy" an der Technischen Universität München. Professorinnen und Professorin lehren hier in Fächern wie Raketenantriebstechnik, Erdbeobachtung aus dem All oder Satellitenbau.
Im Oktober 2024 verkündet die TUM stolz: "Wir haben uns wieder um vier Plätze verbessert und stehen im weltweiten Universitäts-Ranking auf Platz 26, in der EU sind wir die Spitze". Neben der TU-München gibt es noch weitere Forschungseinrichtungen in Bayern, wie das Max Planck Zentrum für Physik in Garching oder das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen.
Die Raumfahrtindustrie
Nach Angaben der Staatsregierung gibt es im Freistaat inzwischen über 200 Raumfahrtfirmen mit etwa 10.000 Beschäftigten und rund 12 Milliarden Euro Umsatz. Mit Programmen wie "invest in bavaria" sollen Firmengründer mit Know-how und Geld gefördert werden. Zu den neuen Stars der bayerischen Raumfahrtbranche gehören die Raketenhersteller "Isar Aerospace" und "Rocket Factory Augsburg". Beide bauen in Eigenregie komplette Trägerraketen, sogenannte Microlauncher. Sie sind deutlich kleiner und vor allem kostengünstiger als etwa eine riesige Ariane, deren Start einen dreistelligen Millionenbetrag verschlingt. Bei den beiden bayerischen Microlaunchern sollen es gerade einmal drei bis sechs Millionen Euro sein.
Einen Startversuch hat Isar Aerospace schon unternommen. Die Rakete ist nach wenigen Sekunden explodiert, aber bei der Entwicklung solch komplexer Systeme gehöre das einfach dazu, sagen Experten. Rocket Factory Augsburg will noch in diesem Jahr einen ersten Startversuch unternehmen.
Inspiration und neue Pläne
"Die Raumfahrt hat auch einen inspiratorischen Aspekt. Mehr als bei manchem normalen Business. Und ich glaube, das passt dann auch einfach mega zu Bayern", so Söder. Jeder möge Bayern wegen Bier, Oktoberfest und der Berge, aber auch wegen Innovation und modernster Technologien. "Das ist unser Erfolgsrezept und das bauen wir aus", so der Ministerpräsident.
Heute, unter veränderten Rahmenbedingungen als 2018, sei die Raumfahrt noch wichtiger geworden, für Forschung, Arbeitsplätze und den Wirtschaftsstandort Bayern. Darum will, wie es heißt, die Staatsregierung in der kommenden Woche eine Neuauflage der Raumfahrtstrategie präsentieren.
Gerald Hagemann, Leiter der Triebwerkssparte von Ariane Space in Ottobrunn erwartet die Strategie mit Spannung: "Also wichtig ist, dass man über den Level von Absichtserklärungen herauskommt. Schön wäre es, wenn wir jetzt ein konkretes Ziel von der bayerischen Staatsregierung hören würden, das dann in einem europäischen Beschluss mündet". Denn gerade Raumfahrt funktioniere nur in europäischer Zusammenarbeit.
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