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Bayern und drei weitere Bundesländer wollen die Isolationspflicht für Corona-Infizierte zum 16. November aufheben.

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Isolationspflicht in Bayern fällt – Corona-Pandemie vorbei?

Isolationspflicht in Bayern fällt – Corona-Pandemie vorbei?

Bayern und drei weitere Bundesländer wollen die Isolationspflicht für Corona-Infizierte zum 16. November aufheben. Patientenschützer und Bundesgesundheitsminister Lauterbach kritisieren die Pläne, Mediziner halten den Schritt für vertretbar.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Wer in Bayern lebt und einen positiven Coronatest hat, muss sich schon bald nicht mehr isolieren. Ab dem 16. November gibt es keine Isolationspflicht mehr. Die Gesundheitsminister von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein wollen diesen Schritt gemeinsam gehen. Aus ihrer Sicht braucht es einen neuen Umgang mit der Pandemie, man befinde sich im Übergang zu einer Endemie. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist gegen das Vorhaben der vier Bundesländer.

Masken- statt Isolationspflicht für Corona-Positive

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte dem BR, man befinde sich in einer neuen Phase der Pandemie. "Deshalb gehen wir jetzt diesen wichtigen Schritt für einen eigenverantwortlichen Umgang mit Corona voran. Wir planen, die Isolation, so wie sie jetzt ist, aufzuheben, allerdings weitere Schutzmaßnahmen beizubehalten, zum Beispiel auch bei vulnerablen Gruppen.

Konkret gesagt: Wer krank ist, soll in Zukunft zuhause bleiben, und andere, die positiv getestet sind, müssen außerhalb ihrer Wohnräume eine Maske aufsetzen." Man stütze sich bei dieser Lockerung auf die Meinung der Landesämter und vieler Experten.

Holetschek: "Bund hätte es in der Hand gehabt"

Im Interview mit der Bayern 2-"radioWelt" bedauerte Holetschek zudem, dass es beim Thema Isolationspflicht keine einheitliche bundesweite Regelung gibt. "Der Bund hätte es in der Hand gehabt." Bayern sei dabei keinen Sonderweg gegangen. Mehrere Länder hätten auf eine Lockerung der Isolationspflicht gedrängt, so Holetschek: "Wir (die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein) haben Briefe geschrieben, haben eindrücklich gebeten, die Lage neu zu beurteilen. Da kam bis auf ein 'Machen wir nicht!' nichts zurück. Deswegen haben wir gesagt, dann gehen wir mit unserer eigenen wissenschaftlichen Expertise einen Weg. Und das ist das Ergebnis."

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek
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Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek

Statt auf eine Isolationspflicht soll in diesen Bundesländerb für positiv getestete Personen eine begrenzte Maskenpflicht gelten. Details werden derzeit ausgearbeitet. Bislang müssen in Deutschland positiv Getestete für fünf bis zehn Tage in die Isolation - je nachdem, ob und wie lange sie Symptome haben.

Österreich als Vorbild

Die Bundesländer berufen sich auf die Erfahrungen von Nachbarländern. "Wir orientieren uns dabei vor allem an Nachbarn im Ausland zum Beispiel an Österreich bei diesen Regelungen, die wir jetzt treffen", sagte Holetschek dem BR. Dort gibt es seit dem 1. August keine Isolationspflicht mehr. Die Absonderung und Quarantäne sind dort inzwischen freiwillig, Infizierte müssen allerdings eine FFP2-Maske tragen.

Zurückgehende Infektionszahlen, eine wirksame Schutzimpfung, eine Basisimmunität innerhalb der Bevölkerung von mehr als 90 Prozent, in der Regel keine schweren Krankheitsverläufe sowie wirksame antivirale Medikamente rechtfertigten aus Sicht der Länder, diesen Schritt zeitnah zu gehen.

Infektiologe: "Corona lang nicht mehr so gefährlich wie zu Beginn"

Der Infektiologe Christoph Spinner vom Münchner Klinikum Rechts der Isar sagte im BR24live, dass es medizinisch gesehen "sehr viele und gute Argumente" für den Schritt gebe. Corona sei "lang nicht mehr so gefährlich wie zu Beginn der Pandemie". Die Sterblichkeit sei auf unter 0,1 Prozent gefallen. 95 Prozent der Menschen in Deutschland hätten inzwischen Antikörper. Allerdings warb er vor allem bei Älteren und chronisch Kranken für die zweite Booster-Impfung.

Laut Professor Christian Weidner, dem Präsidenten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, habe sich die Corona-Lage deutlich verändert. "Die Immunitätslage in der Bevölkerung ist inzwischen gut." Infektionen mit Omikron führten zwar häufig zu symptomatischen, aber in der Regel nicht zu schweren Verläufen. Der Virologe Professor Oliver Keppler von der Uni München sagte, die Aufhebung der allgemeinen Isolationspflicht sei "fachlich vertretbar".

Streeck: Isolationspflicht kaum hilfreich

Virologe Hendrik Streeck ist der Ansicht, mit der Isolationspflicht sei es bei der hohen Dunkelziffer nicht zu schaffen, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Man solle "zu einem Isolationsgebot übergehen. Wer sich krank fühlt, sollte zu Hause bleiben", sagte er der "Fuldaer Zeitung"

Bayern kündigte an, vulnerable Personengruppen, die keinen ausreichenden Immunschutz aufbauen konnten, weiterhin zu schützen. So blieben Tätigkeits- und Betretungsverbote für Corona-Infizierte dort, wo sich vulnerable Gruppen befinden - etwa auf onkologischen Stationen im Krankenhaus - weiterhin bestehen.

Virologin Protzer: Coronavirus mittlerweile wie ein Grippevirus

Auch die Virologin Ulrike Protzer von der Technischen Universität München hält das Ende der Isolationspflicht für den richtigen Schritt. Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (BR24, Thema des Tages) sagte Protzer, das Coronavirus verhalte sich mittlerweile in etwa so wie das Grippevirus: "Dann muss man sie auch einfach gleich behandeln."

Inzwischen sei ein "Immunitätswall in der Bevölkerung" aufgebaut. Die Zahl derer, die wegen eines schweren Krankheitsverlaufs ins Krankenhaus oder sogar beatmet werden müssen, habe deutlich abgenommen, so Protzer. Deshalb sei die Situation eine andere als noch zu Beginn der Pandemie. Es sei deshalb sinnvoll, nachzuregulieren. "Das Ende der Isolationspflicht heißt ja nicht, dass jemand mit einer Infektion auf die nächste Party gehen kann und soll", betont Protzer. Wer positiv auf das Coronavirus getestet sei, solle auch in Zukunft am besten zu Hause bleiben. Aber es sei richtig, das in die Eigenverantwortung der Menschen zu übergeben.

Lauterbach kritisiert Isolationspflicht-Pläne der Länder

Bundesgesundheitsminister Lauterbach kritisierte dagegen die Pläne der vier Bundesländer, die Isolationspflicht für Corona-Infizierte aufzuheben. "Das kommt jetzt zur Unzeit und findet nicht die Billigung der Bundesregierung", sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Er sprach von einem Fehler und warnte vor einem "Flickenteppich" mit verschiedenen Isolationsregeln in den Bundesländern.

"Es gibt auch keinen medizinischen Grund, jetzt auf die Isolationspflicht zu verzichten", sagte Lauterbach. Es gebe etwa 1.000 Todesfälle pro Woche durch Covid, man stehe vor einer "wahrscheinlich schweren Winterwelle" und sei "am Vorabend einer ansteckenderen Variante". Es sei deshalb nicht wirklich verantwortbar, die Isolationspflicht wegzunehmen. Er fügte hinzu, der Arbeitsplatz müsse sicher bleiben und es müsse verhindert werden, dass Menschen infiziert zur Arbeit gedrängt würden.

Länder reagieren unterschiedlich

In einer ersten Reaktion ließen etwa Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Niedersachsen und Bremen erkennen, dass sie an der Isolationspflicht festhalten wollen. Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) sagte, sie halte es "epidemiologisch für grundfalsch, mitten im dritten Pandemieherbst" auf die Isolationspflicht für Corona-Infizierte zu verzichten. "Auch Personen, die keine Symptome haben, können das Virus weitertragen und andere Menschen anstecken", warnte sie.

Sachsen zeigte sich offen für ein Aus der Regel, Rheinland-Pfalz und Thüringen wollen das weitere Vorgehen prüfen. Andere Länder gaben sich zurückhaltend und forderten ein gemeinsames Vorgehen.

Patientenschützer: "Bundesländer wischen Fakten vom Tisch"

Kritik kommt auch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Die Isolationspflicht verhindere die ungehinderte Ausbreitung des Virus, sagte Vorstand Eugen Brysch am Freitag in Dortmund. "Das schützt vor Leiden und Sterben", betonte er. "Darüber hinaus werden infizierte Arbeitnehmer geschützt, einem Beschäftigungsdruck nachzugeben. Diese Fakten wischen Bundesländer vom Tisch, die die Isolationspflicht beerdigen."

Wenn jetzt in jedem Bundesland in dieser zentralen Frage unterschiedliche Regelungen gelten sollen, ist das aus Bryschs Sicht chaotisch. "Schließlich überqueren allein Millionen Pendler täglich Ländergrenzen. Nicht selten sind das nur wenige Schritte."

Bedenken wegen Lage in Kitas und Schulen

"Wenn jetzt Eltern ihre coronainfizierten Kinder in Kitas und Schulen schicken dürfen, steigt dort logischerweise die Ansteckungsgefahr", kritisierte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein, Astrid Henke, die Pläne. Das gefährde die Gesundheit von Erzieherinnen und Lehrkräften nicht unerheblich.

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