Was zuerst wie eine Entscheidung klang, mündet stattdessen in einen neuen Koalitionsstreit. Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) hatte sich festgelegt: Das unter dem Namen Heizungsgesetz bekannte Gebäudeenergiegesetz (GEG) werde "im Grundsatz so bleiben". Das gelte auch für die Förderung von Wärmepumpen: "Sie können bis zu 70 Prozent Zuschuss bekommen, wenn Sie über wenig Einkommen verfügen, und das werden wir auch beibehalten." Dafür erntete er jedoch sofort Widerspruch. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) deutet Einschnitte bei der Heizungsförderung an: Beim Heizungstausch werde künftig mehr Eigenverantwortung gefragt sein, sagte sie.
Und der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder betonte, das Heizungsgesetz werde abgeschafft, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen. Die "völlige Übersubventionierung" von Wärmepumpen müsse massiv abgebaut werden.
Wärmpumpen in Bayern am beliebtesten
Dabei sind Wärmepumpen in Bayern so beliebt wie in keinem anderen Bundesland. Das zeigte der Zensus des Statistischen Bundesamts, und auch Zahlen der staatlichen Förderbank KfW: 2024 gingen von privaten Haushalten aus Bayern knapp 42.100 Förderanträge ein. 570,7 Millionen Euro flossen in den Freistaat – fast ein Fünftel der bundesweiten Fördersumme. Außerdem haben mehrere Wärmepumpen-Hersteller ihren Sitz in Oberfranken und Niederbayern. Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn kritisiert deshalb: "Es wäre ein massiver Schaden, aus rein ideologischer Prinzipienreiterei nun die Förderung einzudampfen."
Heizungshandwerk: Hände weg von der Förderung
Auch der Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Heizungstechnik Bayern, Wolfgang Schwarz, fordert im Interview mit BR24 Radio: "Hände weg vom GEG. Keine Verschärfungen, keine großen Veränderungen. Es läuft. Lasst die Förderung, wie sie ist."
Allerdings sind es gerade mögliche Mitnahmeeffekte durch das Handwerk, mit denen Söder bei seiner Forderung nach Zuschusskürzungen argumentiert: Wegen der hohen Förderung seien Wärmepumpen in Deutschland teurer als in anderen Ländern.
Deutsche Normen machen Wärmepumpen teurer
Handwerker-Vertreter Schwarz bestreitet das: "Im EU-Vergleich hat Deutschland die höchsten Vorschriften, auch was Sicherheit im Heizungskeller anlangt." Man müsse wegen deutscher Normen etwa häufig die ganze Elektroinstallation neu machen, was anderswo eben nicht nötig sei.
Eine Studie der RWTH Aachen und des Stromanbieters Octopus Energy hat ergeben, dass die Kosten für Wärmepumpen in Deutschland fast doppelt so hoch liegen wie in Großbritannien. Als Gründe nennt die Studie "hohe technische und regulatorische Anforderungen", eine aufwändigere Installation in Deutschland und eine abweichende Förderstruktur. Außerdem sind Wärmepumpen in Großbritannien von der Mehrwertsteuer befreit. Generell greifen Hausbesitzer in Deutschland häufig zu hochwertigeren Wärmepumpenmodellen als anderswo – auch weil deutsche Handwerksbetriebe in der Regel nur Modelle verbauen, bei denen sie sich auf den Herstellerservice verlassen können.
Energieagentur: Hauptsache Verlässlichkeit
Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern kann einem Abschmelzen der Förderung für Wärmepumpen prinzipiell durchaus etwas abgewinnen. "Wenn Fördersätze heruntergehen, werden plötzlich auch die Heizungen wieder billiger."
Das Hauptproblem sieht er in ständigen Veränderungen: "Nichts ist ein schlimmeres Gift als die Ungewissheit. Wir leben jetzt mit einem sogenannten Heizungsgesetz, das seit vielen Monaten abgeschafft werden soll. Das große Problem ist, dass man nicht genau weiß, wie es weitergeht."
Hausbesitzer verschieben Investitionen
Die Unsicherheit verhindert Investitionen. Viele Hausbesitzer warten ab: 2025 wurden so wenige neue Heizungen eingebaut wie seit 15 Jahren nicht mehr. Obwohl der Sanierungsstau groß ist: knapp ein Fünftel der Heizungen in Deutschland ist schon über 30 Jahre alt.
Bundesregierung: Haben noch nicht mal die Eckpunkte
"Es muss ein Förderregime geben, das jeder versteht und an dem man sich dann auch einige Jahre orientieren kann", fordert Ruckdeschel: "Das würde uns allen am meisten helfen." Davon ist die Bundesregierung jedoch offenbar noch weit entfernt. "Wir haben noch nicht einmal ein Eckpunktepapier vorliegen", sagte ein Regierungssprecher. Die Ministerien seien noch in der Abstimmung. Bundeswirtschaftsministerin Reiche sagte, an der Gesetzesnovelle werde gearbeitet. Weder inhaltlich noch zum Zeitplan könne sie aber genauere Angaben machen.
Zum Anhören: Streit ums Heizungsgesetz
Der Streit ums Heizungsgesetz: Welche Sichtweisen es in der Politik gibt - und welche außerhalb.
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