Schülerinnen und Schüler einer bayerischen Grundschule (Symbolbild)
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Bayern 2034: Viel mehr Schüler, viel zu wenige Lehrkräfte?

Bayern 2034: Viel mehr Schüler, viel zu wenige Lehrkräfte?

In Bayern soll es im Jahr 2034 gut 155.000 Schülerinnen und Schüler mehr geben als zuletzt. Und zu wenige Lehrkräfte? BLLV-Präsidentin Fleischmann drängt zum Handeln – an den Mittelschulen gebe es bereits eine "Unterversorgung".

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Eine Prognose der Bildungsministerkonferenz lässt aufhorchen: Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler in Bayern soll bis zum Jahr 2034 deutlich ansteigen. Konkret rechnet die Prognose dann mit rund 1,81 Millionen Kindern und Jugendlichen an den bayerischen Schulen – das wären rund 155.000 mehr als im Schuljahr 2023/2024.

155.000 Schülerinnen und Schüler mehr: Was würde das bedeuten für die Zahl der benötigten Lehrkräfte angesichts tausender neuer Klassen? Welche Unterschiede gibt es regional und bei den Schularten? Und welche Schwächen haben solche Schätzungen? Die wichtigsten Infos im Überblick.

BLLV-Präsidentin Fleischmann: "Staatsregierung muss reagieren"

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) weist schon lange darauf hin, dass der Freistaat mehr Lehrkräfte braucht. "Auch diese Prognose zeigt, dass die Staatsregierung trotz angespannter Haushaltssituation reagieren muss", betont BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann auf BR24-Anfrage. "Das findet der Finanzminister zwar nicht schön, aber es hilft nichts."

Schon jetzt falle der Pflichtunterricht teilweise aus, weil es zu wenig Lehrkräfte gebe, sagt Fleischmann. Gleichzeitig kämen immer mehr neue Aufgaben dazu: Kinder demokratisch bilden, ihnen Medienkompetenz vermitteln, sie beim Deutschlernen unterstützen.

Grafik: So könnte sich die Schülerzahl bis 2034 in Bayern verändern

Kultusministerium: Zahlen sind schon länger bekannt

Eine Sprecherin des bayerischen Kultusministeriums teilt auf BR24-Anfrage mit, dass die jetzt von der Kultusministerkonferenz veröffentlichten Zahlen schon länger bekannt seien. Sie entsprächen der bayerischen Schülerprognose aus dem Juli. Demnach mangelt es an Lehrkräften vor allem an Mittel- und Förderschulen, teils auch an Berufsschulen. Dazu kommt laut der Prognose zum Lehreinstellungsbedarf (externer Link) in den nächsten Jahren ein "dauerhafter Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern mit der Befähigung für das Lehramt an Realschulen".

Weiter heißt es: "Bei den Gymnasien kommt es im Jahr 2025 zu einer einmaligen Sondersituation: Da die Schülerinnen und Schüler des neuen neunjährigen Gymnasiums nun erstmalig die Jahrgangsstufe 13 erreichen, wird der Einstellungsbedarf mehr als doppelt so hoch sein wie in gewöhnlichen Zeiten." Die daraus resultierende Lücke könne nur schrittweise reduziert werden.

Laut der Ministeriumssprecherin arbeiteten in Bayern im vergangenen Schuljahr rund 163.000 Lehrkräfte – mit einem Umfang von gut 118.000 Vollzeitstellen. Für das Jahr 2034 gehe man von einem Zuwachs um knapp sechs Prozent aus.

Unterschiede nach Schulart und Regionen

Tatsächlich ist der genaue Bedarf an Lehrkräften unterschiedlich, je nach Schulart und Region. Entsprechend komplex sind langfristige Prognosen. Wichtig ist dabei nicht allein die Schülerzahl. In die Berechnungen einfließen müssen auch die Teilzeit-Quote, die Zahl der Studienabbrecher im Lehramtsstudium und die Zahl der Lehrkräfte, die vorzeitig in Pension gehen.

Klar ist: Bei den Mittelschulen gibt es schon jetzt einen Mangel an Lehrkräften. "Da haben wir bereits eine Unterversorgung", sagt BLLV-Präsidentin Fleischmann. "Es hilft auch nicht, ausgebildete Grundschullehrkräfte an die Mittelschulen zu schicken. Sondern Kinder und Jugendliche dort brauchen Lehrkräfte, die sich ganz bewusst für eine Mittelschule entschieden haben."

Kleiner dürfte das Problem auch künftig nicht werden: Im Jahr 2027 soll es in Bayern an den Mittelschulen fast 11.500 Schülerinnen und Schüler mehr geben als aktuell. In den Jahren danach soll die Zahl wieder sinken – und 2034 etwas niedriger liegen als derzeit.

Grafik: So könnte sich die Schülerzahl an den Mittelschulen in Bayern verändern

Prognosezahlen: Wie verlässlich sind sie?

Die Prognose der Kultusministerkonferenz (externer Link) beruht auf den Zahlen des Schuljahrs 2023/24 und den Bevölkerungsprognosen der Bundesländer. Wichtig ist dabei allerdings: Die Zahlen sind mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Zum einen ist es nicht möglich, die Geburtenrate langfristig vorherzusagen. Zum anderen können externe Faktoren die Schülerzahl zusätzlich erhöhen.

Die Sprecherin des Kultusministeriums betont: "Die tragende Säule der Schülerprognose ist die Bevölkerungsvorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik, in der auf Grundlage bewährter Verfahren Annahmen zur künftigen Geburtenrate sowie zur Migration aus dem In- und Ausland getroffen werden." Es gebe zwar Unsicherheitsfaktoren, dennoch könne man aus derartigen Projektionen wertvolle Informationen gewinnen.

"Dass solche Zahlen nicht immer ganz stimmen, hat uns die Zeit gelehrt", betont auch BLLV-Präsidentin Fleischmann. Als Beispiele nennt sie die geflüchteten Kinder aus der Ukraine und den Umgang der Politik mit dem Thema Inklusion. Trotzdem sei eine solche Prognose viel besser als gar keine. "Für Bayern sind alle mir bekannten Berechnungen eindeutig: In 15 Jahren werden deutlich mehr Schülerinnen und Schüler die Schulen besuchen."

Zum Hören: Deutlicher Anstieg der Schülerzahlen in Bayern bis 2034 erwartet

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Audiobeitrag

Schülerin meldet sich in einem Klassenzimmer

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