Eigentlich wollte Ronja Endres am Mittwoch mit Journalisten über den anstehenden Bundesparteitag ihrer SPD sprechen. "Bedeutsam" und "spannend" werde der Parteitag werden, sagt Endres. Dann aber wird Endres auch noch gefragt - ob sie denn weitermache als Landesvorsitzende. Ihre Antwort: "Ich habe im Landesvorstand angekündigt, dass ich wieder zur Verfügung stehe."
Endres will an der SPD-Landesspitze weitermachen
Das war längere Zeit nicht so klar. Nach dem Rückzug ihres Co-Landeschefs Florian von Brunn vor knapp einem Jahr hatte die 39-Jährige die Bayern-SPD zwar erst einmal alleine weitergeführt - sich eine erneute Kandidatur aber noch offen gelassen. Nun sagt sie im Gespräch mit BR24, sie wolle erneut kandidieren und "gemeinsam mit der Partei" ein gutes "Team" aufstellen.
Ob "Team" dann am Ende bedeutet, dass sie in Form einer Doppelspitze kandidieren werde, sei noch völlig offen, so Endres. Ihr sei wichtig, alle Strömungen in der Partei einzubinden.
Niederbayerin Müller hört als Generalsekretärin auf
Bereits sicher ist, dass die Bayern-SPD einen neuen Generalsekretär braucht: Die bisherige Amtsinhaberin Ruth Müller will nur noch bis zum Landesparteitag weitermachen. Als einzige SPD-Abgeordnete in Niederbayern wolle sie "genügend Zeit für die Menschen und Belange vor Ort" haben. Die Wahlkreisarbeit und die Kommunalwahl 2026 würden für sie ab Herbst "im Vordergrund" stehen, so Müller. Die Landtagsabgeordnete aus dem Raum Landshut hatte das Amt übernommen, nachdem Arif Tasdelen aus Nürnberg nach parteiinternen Querelen zurücktreten musste.
Von der Verlegenheitskandidatin zum Liebling der Basis?
Endres galt zu Beginn als Verlegenheitskandidatin. Nach ihrer Wahl 2021 stand sie zunächst als Co-Chefin im Schatten des umtriebigen Florian von Brunn. Nach dessen Rückzug im Juli 2024 galt sie als "Vernunftlösung", um die Zeit bis zum nächsten regulären Parteitag zu überbrücken.
Aus der Partei hieß es damals, der finanziell angeschlagene Landesverband wolle sich keinen außerordentlichen Parteitag leisten, um eine neue Führung zu wählen. Außerdem tat sich - zumindest öffentlich - niemand hervor, der von Brunn und Endres hätte beerben wollen. Endres selbst hat manchen innerparteilichen Rückschlag erlebt, als sie sich in der Oberpfalz um Abgeordnetenmandate bewerben wollte.
Inzwischen gilt Endres, die erst kürzlich aus Regensburg in ihre oberbayerische Heimat Penzberg gezogen ist, als beliebt an der Basis. Viele Genossinnen und Genossen attestieren ihr, sehr engagiert zu sein. Sie arbeite daran, alte Gräben in der Partei zuzuschütten.
Personalsuche fürs Führungsteam gestaltet sich schwierig
Vollständig gelungen aber ist ihr das offenbar noch nicht. Endres selbst sagt: "Wir sind eine Partei mit vielen unterschiedlichen Meinungen." Sie gibt sich optimistisch, die unterschiedlichen Strömungen integrieren zu können. Doch wer könnte zum Team gehören? Viele winken ab. Verantwortung für die schwächelnde und kriselnde Bayern-SPD zu übernehmen - das sei "nichts, worum man sich reißt", sagen Abgeordnete aus Bundes- und Landtag.
Auch Landtagsfraktionschef Holger Grießhammer erklärt auf BR-Anfrage, er habe keine Ambitionen, im engeren Führungsteam des Landesverbands mitzuarbeiten. Er wolle sich auf die Fraktionsarbeit im Landtag konzentrieren. Endres sagt, sie würde auch gerne Kommunalpolitiker einbinden. Doch kurz vor der Kommunalwahl 2026 setzen die ebenfalls andere Prioritäten.
Auch Gegenkandidatur ist denkbar
Welches Team am Ende antritt oder ob Endres mit Gegenkandidaten beim Landesparteitag im September rechnen muss, ist völlig offen. Aus der Partei heißt es, es würden Gespräche in alle Richtungen geführt. Es gilt als nicht ausgeschlossen, dass sich auch ein Team jenseits von Endres bildet.
Namen von Genossen, denen Ambitionen auf Spitzenämter zugetraut werden, kursieren: die Bundestagsabgeordneten Sebastian Roloff und Carmen Wegge sowie die Landesgruppenchefs im Bundestag, Carolin Wagner und Carsten Träger. Auch die Augsburgerin Anna Rasehorn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, wird genannt.
Wer auch immer Teil des Führungsteams der Bayern SPD sein wird, tritt ein schweres Erbe an: Die Mitgliederzahlen sanken zuletzt, die Ortsvereine überaltern. Bei den letzten Wahlen schnitt die Partei historisch schlecht ab: Bei der Landtagswahl 2023 kam sie auf 8,4 Prozent, bei der Bundestagswahl auf 11,5 Prozent.
Erst einmal schaut die Bayern-SPD auf den Bundesparteitag am Wochenende in Berlin. Endres' Ziel: zwei bayerische Delegierte in den Bundesvorstand zu bekommen.
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