Bayern und das Bier haben einmal zusammengehört, wie der weiß-blaue Himmel, Neuschwanstein und die Berge zum Freistaat gehören. Nicht mehr: Die Bayern kehren dem Bier immer mehr den Rücken zu, und die Brauereien spüren das.
Der Absatz im ersten Halbjahr 2025 ist so steil zurückgegangen wie schon lange nicht mehr, die Zahl der Brauereien ist zum ersten Mal seit Jahrhunderten unter die Marke von 600 gefallen – 598 gewerbliche Braustätten zählt der Brauerbund noch.
Trend geht zum Alkoholfreien
Die Brauer plagen eine Reihe von Problemen: hohe Stromkosten, zum Beispiel – Brauen braucht viel Energie. Oder hohe Tarifabschlüsse – gut für die Mitarbeiter, aber die höheren Kosten können die Brauer nicht einfach an die Kunden weitergeben. Denn in den Getränkemärkten wird auch über die Preise um die Kunden gekämpft: Mit billigem Bier wollen manche Firmen Marktanteile sichern. Die niedrigen Preise fallen jetzt allen auf die Füße – denn einige Kunden haben sich daran gewöhnt.
Und dann ändern sich auch die Trinkgewohnheiten. Die Bayern greifen vermehrt zu alkoholfreiem Bier, praktisch die einzige Sorte, die seit Jahren im Absatz wächst – mittlerweile, so der Brauerbund, enthält fast jedes zehnte bayerische Bier keinen Alkohol mehr. Die jüngere Generation, vor Jahrzehnten noch die Hauptkundschaft der Brauer, ist gesundheitsbewusster geworden und trinkt oft gar keinen oder nur wenig Alkohol.
Ist Bier zu billig?
Der Präsident des Bayerischen Brauerbundes, Georg Schneider, betont: Es drohe keine Pleitewelle, die Brauer hätten sich über Jahrhunderte gehalten, man müsse halt innovativ bleiben. Wie es gehen kann, zeigt zum Beispiel der Müllerbräu in Pfaffenhofen. Die mittelständische Brauerei hat vor kurzem viel Geld in ein neues Sudhaus investiert – ein Risiko. Und es hat sich gelohnt: Im neuen gläsernen Sudhaus bekommen Gäste gezeigt, wie Bier gebraut wird, und warum gutes Bier seinen Preis hat. Im Sudhaus gibt es außerdem eine Gaststätte, die auch für Veranstaltungen genutzt wird.
Außerdem, sagt Eigentümer Manuel Müller, pflege man gute Verbindungen zu den Vereinen in der Region, das schafft Kundenbindung. Aber auch er klagt über Dumpingpreise der Getränkemärkte – eigentlich müsste der Kasten Müller-Bier mindestens 20 Euro kosten, ein Preis, den er lange nicht überall erzielen kann. Immerhin: Müller hat den Absatz einigermaßen halten können über die Jahre.
Gesundheitsbewusstsein beim Bier
Den Trend zum alkoholfreien Bier spürt auch Müllerbräu. Und hat erfolgreich reagiert: Das leichte Helle und das leichte Weißbier von Müller haben mehrfach den European Beer Star Award bekommen und verkaufen sich gut. Vielleicht ist es nicht die Liebe zum Bier, die viele Bayern verloren haben, vielleicht ist es die Lust am Alkohol. Denn für die Gesundheit, da sind sich die Experten einig, ist der geringere Alkoholkonsum gut.
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