Biker der Motorradclubs "Kuhle Wampe" und der "Edelweißpiraten" vor der Münchner Synagoge.
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Biker der Motorradclubs "Kuhle Wampe" und der "Edelweißpiraten" vor der Münchner Synagoge.
Bildrechte: BR / Sandra Demmelhuber
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Biker bewachen Münchner Synagoge an Jom Kippur

Biker bewachen Münchner Synagoge an Jom Kippur

Zwei Biker-Clubs haben am Abend symbolisch die Münchner Synagoge während der Gebete zu Jom Kippur bewacht. Heuer hat die Aktion eine besondere Brisanz: Am höchsten jüdischen Feiertag wurden in Manchester zwei Menschen getötet.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Seit fünf Jahren halten sie an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, eine symbolische Mahnwache vor der Synagoge in München ab: die Biker des Motorradclubs "Kuhle Wampe" und der "Edelweißpiraten". In diesem Jahr steht die Aktion unter einem besonderen Zeichen: Wenige Stunden zuvor wurden in Manchester bei einem Angriff vor einer Synagoge zwei Menschen und später der Angreifer selbst getötet.

Menschen und Motorräder stellen sich gegen Antisemitismus

Anlass für die Aktion, die erstmals im Jahr 2020 stattfand, war der Anschlag von Halle an Jom Kippur 2019. Zwei Menschen wurden getötet, mehrere verletzt. "Nur die schwere Tür hatte ein Blutbad in der Synagoge verhindert", erklärt Biker Markus Werner. Das sei ein Weckruf gewesen. "Wir meinen es deshalb mit der 'Mahnwache' auch wörtlich. Wir wollen einerseits mahnen, aber auch die jüdischen Bürgerinnen und Bürger bewachen".

Denn schließlich könne es nicht sein, dass jeden Tag irgendwo jüdische Menschen beleidigt oder angegriffen werden. "Dagegen stellen wir uns mit aller Entschiedenheit".

Ehepaar reist extra aus dem Allgäu an

Neben den Bikern sind rund 50 weitere Menschen zur Synagoge gekommen, darunter auch Mitglieder der Gruppierungen "Omas gegen rechts" oder "München ist bunt".

Extra aus einem Dorf bei Memmingen angereist ist Andrea Böhm zusammen mit ihrem Ehemann. "Ich finde es völlig unfassbar, wie viel Bedrohung und wie viel Hass jüdische Menschen in Deutschland wieder ausgesetzt sind. Das war immer schon so, wir haben uns schon daran gewöhnt, dass Synagogen und Schulen bewacht werden müssen. Aber was vor allem seit dem 7. Oktober passiert, ist unfassbar", so die Allgäuerin.

"Ich will, dass in meiner Stadt alle Menschen sicher sind. Egal woher sie kommen", erklärt eine Frau aus München. Deshalb sei sie heute Abend gekommen. Denn wenn Jüdinnen und Juden wieder eingeschüchtert oder angegriffen werden, dann sei das nicht hinnehmbar. "In dieser Stadt darf das nicht sein", fordert sie.

Angriff in Manchester: "Blankes Entsetzen"

Bei der Mahnwache wurde auch über den heutigen Angriff vor einer Synagoge in Manchester gesprochen. "Leider nicht überraschend, wir sehen ja, was überall gerade passiert", meinte eine Münchnerin aus der Gruppierung "Omas gegen rechts".

"Das löst das blanke Entsetzen aus", sagte Biker Markus Werner. "Wer kann sich anmaßen, Menschen vor einem Gebetshaus zu überfallen? Das kann man überhaupt nicht verstehen und nachvollziehen, das ist alles verurteilungswürdig. Solche Zeiten hatten wir schon, die brauchen wir nie wieder."

Antisemitismus für viele Betroffene wieder Alltag

Antisemitische Erfahrungen, Beleidigungen oder sogar Angriffe sind für viele Jüdinnen und Juden mittlerweile wieder Alltag, das belegen auch Zahlen des Innenministeriums und der Recherche- und Informationsstelle Antisemitimismus (RIAS).

Auch eine kürzlich von der Bundesregierung geförderte Studie zu den Auswirkungen des terroristischen Anschlags der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auf jüdische und israelische Communitys in Deutschland zeigt: Viele Jüdinnen und Juden in Deutschland erleben Ausgrenzung und Anfeindungen – im öffentlichen Nahverkehr, in Schulen, Universitäten, am Arbeitsplatz oder beim Arzt.

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