Der Gaststättenverband Dehoga ist von seinem Vorschlag einer Verlängerung der Wiesn wieder abgerückt. "Gestern war noch unklar, wie lange die Wiesn geschlossen bleiben muss – deshalb haben wir vorsorglich eine mögliche Verlängerung ins Spiel gebracht", sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert am Donnerstag dem BR. "Zum Glück konnte am Abend schon wieder geöffnet werden, sodass kein echter Ausfalltag entstanden ist."
Wiesn verlängern? Dehoga rückt von Vorschlag ab
Die Wiesn-Wirte und Schausteller wünschten keine Verlängerung, "und das respektieren wir natürlich", betonte Geppert. Am wichtigsten sei, dass die Sicherheit gewährleistet sei und die Menschen wieder unbeschwert feiern könnten.
Nach der stundenlangen Sperrung des Oktoberfestes wegen einer Bombendrohung hatte der Gaststättenverband Dehoga eine Verlängerung der Wiesn vorgeschlagen. Dies wäre auch ein Zeichen, dass man sich die Lebensfreude nicht verderben lasse, so die Begründung von Landesgeschäftsführer Thomas Geppert . Schließlich sei die Wiesn "ein weltbekanntes Symbol für bayerische Gastfreundschaft, Lebensfreude und Zusammenhalt".
Wiesn-Chef, Wirte-Sprecher und Innenminister sind skeptisch
Wiesn-Chef Christian Scharpf (SPD) hatte dafür allerdings geringe Chancen eingeräumt: "Eine spontane Wiesn-Verlängerung ist aus meiner Sicht unrealistisch", sagte der Münchner Wirtschaftsreferent zur dpa. "Von den Beschäftigten in den Bierzelten über die Schausteller bis hin zum Security-Personal ist alles bis Sonntag disponiert. Viele haben ab Montag wieder andere Verpflichtungen."
Auch Wirte-Sprecher Peter Inselkammer sah den Vorschlag kritisch und war in seinem Urteil noch etwas klarer: "So kurzfristig ist das tatsächlich nicht möglich", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Für dieses Jahr können wir uns das nicht vorstellen."
Der Vorschlag sei "nicht die Entscheidung, die wir Wirte befürworten", sagte Inselkammer. "Wir haben ja laufende Arbeitsverträge, die Mitarbeiter sind ja meistens dann am nächsten Tag schon wieder weg." Außerdem sei unklar, inwiefern Besucher das Angebot annehmen und auch am Montag noch einen Tisch reservieren würden.
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigte sich skeptisch. "Das ist eine Entscheidung der Stadt München. Ganz einfach wäre das nicht", sagte er am in der "Welt am Morgen" auf Bayern 2.
Am Abend nach Wiesn-Sperrung deutlich weniger Wiesn-Publikum
Am gestrigen Mittwoch war das weltgrößte Volksfest wegen einer Bombendrohung stundenlang gesperrt. Nach Explosionen und einem Feuer in den frühen Morgenstunden in einem Wohnhaus im Münchner Norden war nach Angaben von Oberbürgermeister Reiter ein Schreiben mit einer Sprengstoffdrohung gegen das Oktoberfest gefunden worden. Besucher, die morgens am Zaun darauf gewartet hatten, dass das Gelände geöffnet wird, kehrten wieder um; Wiesn-Mitarbeiter wurden aufgerufen, das Gelände zu verlassen.
Ab 17.30 Uhr startete der Festbetrieb wieder. Wie eine BR-Reporterin beobachtete, war die Stimmung zwar gut, im Vergleich zu einem typischen Wiesn-Abend aber merklich weniger los. In den Festzelten selbst herrschte weniger Trubel als üblich. Zwar waren die meisten Tische voll besetzt, auf den Gängen gab es aber gutes Durchkommen. Auch auf dem Festgelände waren spürbar weniger Menschen. Die "Oide Wiesn" war fast leer.
Umsatzverlust für Wiesn-Wirte und Schausteller
Bei gutem Wetter ging den Schaustellern viel Umsatz verloren, Schätzungen gehen von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag aus. Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Sperrung könne man noch nichts Genaueres sagen, so Dehoga-Landesgeschäftsführer Thomas Geppert auf dpa-Nachfrage. Ein Tisch, der jetzt nicht belegt worden sei, sei natürlich nicht nachzuholen. Andererseits sei die Wiesn bisher "sehr gut" gewesen. Sie könne durchaus noch "auskömmlich" werden.
Bis zur Halbzeit hatten 3,5 Millionen Menschen das Oktoberfest besucht, etwas weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Rekord für die komplette Wiesn liegt bei 7,2 Millionen Besuchern. Das in der Regel 16 Tage dauernde Oktoberfest ist auch ein Wirtschaftsfaktor.
Nach früheren Angaben der Landeshauptstadt München lässt ein durchschnittlicher Gast rund 90 Euro auf der Wiesn. Zusammen mit weiteren Ausgaben etwa für Übernachtungen habe der gesamte Wirtschaftswert des bekanntesten Volksfestes der Welt im vergangenen Jahr geschätzte 1,48 Milliarden Euro betragen.
Mit Informationen von dpa.
Oktoberfest: Unser BreznBot beantwortet Eure Fragen zur Wiesn
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