Im Mai 1933 wurde in vielen größeren deutschen Städten sogenanntes "undeutsches Schrifttum" verbrannt. Diese Veranstaltungen waren nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Höhepunkt der Kampagne "Wider den undeutschen Geist".
Auch in Regensburg wurden damals – hier war es der 12. Mai 1933 – Bücher verbrannt. Aus diesem Anlass hatte die Stadt Regensburg am Montag zu einer Gedenkveranstaltung mit einer Lesung geladen.
OB: "Eines der dunkelsten Kapitel unserer Stadtgeschichte"
An der Stelle, wo am 12. Mai 1933 viele Bücher auf alle Zeit vernichtet werden sollten, wurde am Montag von Vormittag bis Nachmittag jeweils fünf Minuten lang aus einem der verbrannten Werke vorgelesen. Den Auftakt der Lesung machte am Montagvormittag Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD).
Sie möchte daran erinnern, dass "auch hier bei uns in Regensburg in der Zeit des Nationalsozialismus eines der dunkelsten Kapitel in unserer Stadtgeschichte aufgeschlagen wurde." Für sie sei die Erinnerung daran besonders wichtig: "Weil wir die Verantwortung für die Zukunft tragen, dass sowas nicht mehr passiert."
Tragen die Verantwortung für die Zukunft
Eine weitere Vorleserin war die 16-jährige Realschülerin Maja aus dem Landkreis Landshut. Sie möchte zusammen mit ihren Mitschülern ein Zeichen setzen: "Ich glaube, es ist uns allen einfach sehr wichtig, dass sowas Ähnliches wie damals mit dem Nationalsozialismus nie wieder stattfindet. Uns ist sehr wichtig, dass alle toleriert werden, egal ob jemand eine andere Sexualität hat oder ob jemand aus einem anderen Land kommt. Mensch ist Mensch."
Auf der "Schwarzen Liste" befanden sich neben ausländischen Schriftstellern, wie Ernest Hemingway oder Jack London, hauptsächlich damals zeitgenössische deutschsprachige Schriftsteller. Unter Beteiligung von Rektoren und Professoren verbrannten auf Scheiterhaufen Bücher u. a. von Bertolt Brecht, Sigmund Freud, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Franz Kafka und vielen weiteren.
"Dort wo man Bücher verbrennt...."
Der deutsche Schriftsteller und Dichter Heinrich Heine, dessen Schriften die Nationalsozialisten ebenfalls verbieten ließen, legte bereits 1820 seinem Protagonisten Hassan in dem Trauerspiel "Almansor" eine düstere Prophezeiung in den Mund: "Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen." Diese Worte sollten sich in Deutschland wenige Jahre nach 1933 bewahrheiten.
Der Ort der Bücherverbrennung in Regensburg war am 12. Mai der Neupfarrplatz, ein zentraler Platz in der Altstadt, der historisch bedeutsam ist, da dort bis 1519 das jüdische Viertel der Stadt existierte. Neben der Vorleseaktion hat zudem der Münchner Künstler Wolfram P. Kastner an der Stelle der Bücherverbrennung einen symbolischen Brandfleck auf die Bodenplatten aufgetragen.
Den Auftakt der Lesung machte am Montagvormittag Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD).
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