Einer der 32 Bunker auf dem Lerchenberg, in denen Munition eingelagert werden soll.
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Einer der 32 Bunker auf dem Lerchenberg, in denen Munition eingelagert werden soll.
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Bunker, Bomben, Altmunition: Was auf dem Lerchenberg geplant ist

Bunker, Bomben, Altmunition: Was auf dem Lerchenberg geplant ist

Hunderte Tonnen alter Munition: Fliegerbomben, abgelaufene Munition – all das muss vernichtet werden. Dafür soll es demnächst ein neues Werk geben, auf dem Lerchenberg im Landkreis Dillingen. Was der Rüstungskonzern Rheinmetall dort plant.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Drei Jahre lang hat Deniz Akitürk in ganz Süddeutschland gesucht, für sein Unternehmen Rheinmetall. Auf dem Lerchenberg bei Zusamaltheim, an der Grenze vom Landkreis Dillingen zum Landkreis Augsburg, ist er fündig geworden. Der weltweit tätige Rüstungskonzern muss alte Munition vernichten: Fast 90 Tonnen Weltkriegsmunition wurden in Bayern im vergangenen Jahr sichergestellt, teilt das Bayerische Innenministerium mit.

Lerchenberg ist "optimaler Standort"

Nach den Plänen von Rheinmetall sollen große Teile dieser Munitiion auf dem Lerchenberg in einem der 32 Bunker dort eingelagert und später vernichtet werden. Das Gelände eigne sich dafür hervorragend, meint Deniz Akitürk beim exklusiven Rundgang mit dem BR über das Gelände. Die Bunker, die die Bundeswehr dort in den 1950er-Jahren errichtet hat, seien in hervorragendem Zustand. Gebaut aus Stahlbeton, überzogen mit einem Blitzschutznetz, und, ganz wichtig, innen komplett trocken. So etwas, sagt Akitürk, finde man nur sehr selten.

Auf dem dicht bewaldeten Hügel stehen außerdem zahlreiche alte Backsteingebäude. Sie wurden von den Nationalsozialisten gebaut, die auf dem Hügel ein geheimes Chemiewerk errichten wollten. Trotz der Deklarierung als "Mehlproduzierendes Werk" flog das Ganze auf, und die Amerikaner zerstörten wichtige Teile der Infrastruktur. Die Gebäude allerdings blieben weitgehend unberührt und wurden in den 50er-Jahren von der Bundeswehr als Standort genutzt.

Platz für 900 Tonnen Munition

Das erklärt den guten Zustand: Als Deniz Akitürk auf den Lichtschalter im Bunker drückt, gehen die Neonröhren tatsächlich an, die weiß getünchten Bunkerwände erstrahlen in grellem Licht. Bis zu 900 Tonnen Munition könnten in den Bunkern gelagert werden – zunächst funktionsfähige Munition der Bundeswehr, dann aber auch Munition, die vernichtet werden soll. Abgelaufene Bundeswehrmunition oder Munition von Nato-Staaten; Dänemark habe hier schon Interesse bekundet. Wegen der Vernichtung von Weltkriegsmunition stehe man in erstem Kontakt mit Rheinmetall, so das Bayerische Innenministerium.

Noch fehlen behördliche Genehmigungen

Schließlich hat Rheinmetall auch noch keine entsprechenden Genehmigungen. Entsprechende Anträge würden derzeit vorbereitet, heißt es von Rheinmetall. Zunächst soll der hohe Maschendrahtzaun, der das gut 40 Hektar große Gelände umgibt und der stellenweise kaputt ist, repariert werden.

Die Anlage selbst muss allerdings nach den Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes genehmigt werden. Auch wenn beim Dillinger Landratsamt hierzu bisher keine weiteren Informationen vorliegen, geht Rheinmetall davon aus, im kommenden Jahr mit der Einlagerung und Vernichtung der Munition beginnen zu können. Sorgen der Bürger über mehr Verkehr will das Unternehmen beschwichtigen: Pro Woche sollen weniger als sieben Lkw auf den Berg kommen.

Die Munition soll dann in einem der alten Backsteingebäude mit Sägen zerteilt werden, damit sie in den Ofen passt, in dem sie bei bis zu 900 Grad thermisch zersetzt werden. Der Ofen muss noch gebaut werden. Im Prinzip handle es sich dabei um ein großes Drehrohr, erklärt Akitürk, in dem die Munition bei hohen Temperaturen zersetzt würde. Übrig bleibe dann Metallschrott, der recycelt werden soll, sowie Abluft, die gefiltert würde.

Hohe Investitionen in Gebäude geplant

Insgesamt sollen hier um die 40 Arbeitsplätze entstehen. Es werde Wachpersonal benötigt, zum anderen Personen, die die Munition verarbeiten. Dafür brauche man keine Vorbildung, die Personen würden dafür angelernt. Insgesamt will das Unternehmen einen hohen zweistelligen Millionenbetrag auf dem Gelände investieren. Der Zusamaltheimer Bürgermeister Stephan Lutz freut sich, dass die denkmalgeschützten Gebäude erhalten bleiben und nach jahrzehntelangem Leerstand wieder eine neue Nutzung erfahren. Um die Bürgerinnen und Bürger umliegender Gemeinden über die weitere Vorgehensweise aufzuklären und auf mögliche Bedenken einzugehen, findet am 22. Januar eine Informationsveranstaltung statt.

Transparenzhinweis: In einer ersten Version des Artikels war von 40 Quadratmetern die Rede, tatsächlich handelt es sich aber um 40 Hektar. Wir haben den Fehler behoben.

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