Am 9. Juli läuft die Frist ab: Bis dahin müssen sich die USA und die EU im Zollstreit geeinigt haben. Sonst will US-Präsident Donald Trump auf Waren aus der EU weitere Zölle verhängen. Die EU wiederum droht mit Gegenmaßnahmen. Aufwühlender könnte die Lage kaum sein, wenn Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) an diesem Wochenende ins Flugzeug steigt.
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Aiwanger: "Knistert etwas die Luft"
Es ist sein zweiter USA-Besuch als Minister. 2022 war er zum Thema Wasserstoff in Washington DC. Nun geht es nach North und South Carolina. Aiwanger will dort "neue Perspektiven für unsere Wirtschaft aufzeigen". Es soll unter anderem um Energie- und Mobilitätsfragen gehen. Doch im Mittelpunkt steht der Zollstreit. "Natürlich knistert etwas die Luft", betont der Vize-Ministerpräsident im Interview mit BR24.
Aiwanger warnt vor Eskalation im Zollstreit
Wenn Trump die Zölle erhöhe, dann werde das den bayerischen Unternehmen wehtun. "Ich hoffe, hier Verständnis auf amerikanischer Seite wecken zu können." Man dürfe sich "nicht gegenseitig ins Knie schießen". Sowohl die EU als auch Amerika müssten "idealerweise die Zölle deutlich zurücknehmen". Das möchte Aiwanger bei den Treffen mit politischen Vertretern aus North and South Carolina deutlich machen – in der Hoffnung, dass "diese Vertreter Amerikas auch auf ihre politische Führung einwirken".
Die USA waren 2024 mit einem Handelsvolumen von 41,6 Milliarden Euro nach China Bayerns zweitwichtigster Handelspartner. Bei den Exporten lagen die USA sogar auf Platz eins. Die Zollpolitik von US-Präsident Trump trifft die bayerische Wirtschaft daher besonders hart. Die Exporte in die USA sind laut Statistischem Landesamt im April 2025 um 14,4 Prozent zurückgegangen (im Vergleich zum Vorjahresmonat). Besonders betroffen: die Exportgüter Fahrzeuge und Maschinen.
Besuch bei BMW in Spartanburg: Größtes Werk des Autobauers
Im Fokus der USA-Reise des Wirtschaftsministers steht der Besuch des BMW-Werks in Spartanburg (South Carolina). In den USA ist BMW der größte Autoexporteur. Dort – und nicht, wie man annehmen könnte in München oder Dingolfing – steht auch das größte Produktionswerk des Herstellers. Die X-Modelle, also die SUVs, werden dort für den Weltmarkt produziert. Rund 1.500 Fahrzeuge rollen täglich vom Band.
Mit Blick auf die US-Zölle könnte das für BMW ein Plus sein. Für Fahrzeuge, die in den USA produziert werden, gelten die US-Zölle nicht. Die EU-Gegenzölle jedoch würden den Autobauer treffen: durch den Export der SUVs aus Spartanburg in die EU.
Genau deswegen dürfe sich Europa jetzt nicht "wie ein Stier beim Stierkampf durch ein rotes Tuch provozieren lassen", mahnt Aiwanger. Vernunft statt Eskalation müsse das Motto sein. "Wenn wir auf beiden Seiten dann die Werke schließen und uns die Augen auskratzen, ist es nicht sinnvoll." Vielmehr beteuert Aiwanger: "Wir werden den Amerikanern klarmachen, dass sie auch auf den europäischen und deutschen Markt angewiesen sind."
Kontakte knüpfen: Wirtschaftsdelegation begleitet Aiwanger
Mark Furtwängler ist Geschäftsführer bei Bühler Motor aus Nürnberg und Teil der Wirtschaftsdelegation, die Aiwanger begleitet. "Ich bin Transatlantiker", sagt er. Sein Großvater habe in den 70ern ein Werk in North Carolina gegründet. Das Unternehmen stellt mechatronische Antriebstechnik her. Der größte Abnehmer ist die Firma General Motors.
Mittlerweile produziert Bühler Motor allerdings nicht mehr in den USA, sondern in Mexiko. Die unsichere US-Zollpolitik ist für Furtwängler daher ein drängendes Thema. "Ich will auch darauf aufmerksam machen, dass für deutsche Zulieferer nicht nur der Handel zwischen den USA und Europa, sondern auch der Handel mit Mexiko oder Kanada wichtig ist."
Was er sich von der USA-Reise mit Aiwanger erwartet? "Ich bin nicht naiv", sagt Furtwängler. Er glaube nicht, dass der bayerische Wirtschaftsminister die Zölle abschaffen werde. Aber Aiwanger wirke für ihn nicht "wie ein normaler Politiker". "Er ist authentischer und sagt, was er denkt. Das kommt glaub’ ich in Amerika gut an." Aiwanger könne "an der richtigen Stelle Akzente setzen" – mit einer "Charmeoffensive auf seine Art".
Aiwanger freut sich vor allem auf die Steaks
Auch Aiwanger gibt zu: Natürlich sei sein Hebel in die amerikanische Politik nicht unbegrenzt lang. Es gehe aber auch darum, "eine positive Stimmung zu machen, wirklich auf die Zusammenarbeit und auf eine gute Atmosphäre zu setzen". Schließlich sei Wirtschaft zu 50 Prozent Psychologie.
In diesem Sinne könnte vielleicht auch das richtige Gastgeschenk Türen öffnen. Was er mitbringt, darüber muss sich der bayerische Wirtschaftsminister aber erst noch Gedanken machen. Worauf er sich selbst vor Ort am meisten freut, das weiß er hingegen schon: "Auf die amerikanischen Steaks. Medium."
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