Ein Rennradler trainiert auf der geraden Rennstrecke durch den Perlacher Forst.
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Gesund, fit und schnell – Rennradeln ist ein Hype für Tausende Freizeitsportler aus München.
Bildrechte: BR/Boris Berg
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Gesund, fit und schnell – Rennradeln ist ein Hype für Tausende Freizeitsportler aus München.

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Der Hype ums Rennradeln: Von Sportlern und Rasern

Der Hype ums Rennradeln: Von Sportlern und Rasern

Sportlich, schnell, umweltfreundlich – aber nicht allseits beliebt. Rennradfahren ist ein echter Hype geworden, oft aber zum Ärger von Passanten und Anwohnern. Aktueller Zankapfel ist die Rennstrecke durch den Perlacher Forst im Südosten Münchens.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Es ist eine schnurgerade Strecke, perfekt asphaltiert und mitten im Wald gelegen, die sich zu einem richtigen Hotspot für Rennradler entwickelt hat. Mit ihren dünnen Reifen kämen sie nämlich auf ungeteerten Waldwegen bei weitem nicht so gut voran wie eben hier, sagt Florian Mayr, der fast täglich mit seinem Carbon-Rad für eine Triathlon-Teilnahme trainiert: "Der Perlacher Forst ist sicher der beste Exit aus München raus, direkt ohne Ampeln, ohne anderen Verkehr und im Münchner Süden sind eigentlich die schönsten Ecken, da ist man schnell an den Seen."

Am Beginn der Linienstraße treffen sich am Feierabend und am Wochenende die Rennradler in kleinen und großen Gruppen und sausen dann los Richtung Oberland. Die schnellsten schaffen phasenweise 50 km/h, der Schnitt liegt bei fast allen über 30 km/h.

Fast 200.000 Radler in zwei Monaten

Wie beliebt diese schnurgerade Asphaltpiste von München-Harlaching Richtung Oberhaching ist, zeigt sich an einer Zählstelle mitten im Wald, die der Landkreis im Juni im Untergrund einrichtete. Dort wird jeder Radfahrer gezählt, 195.666 aktuell in den vergangenen zwei Monaten. Dabei sind die besonders leichten Rennräder aus Carbon noch nicht einmal mitgezählt, weil die Detektoren im Boden nur auf Metall ansprechen.

Große Gruppen machen Angst

Konflikte bleiben auf dem etwa drei Meter schmalen Weg nicht aus. Eine ältere Dame, die gerne gemütlich unterwegs ist, erschrickt sich besonders, wenn große Gruppen an ihr vorbeizischen. Helmut Fischer aus Oberhaching bekam es im vergangenen Jahr sogar mit der Angst zu tun, als er sich auf dem Heimweg nach der Arbeit plötzlich von einer Rennradler-Gruppe umzingelt sah: "Auf eine Art und Weise, dass die nicht einfach an mir vorbei gefahren sind, sondern, dass die plötzlich in meinem Tempo fuhren, extrem nah an mich ran kamen, also das war Absicht und in dem Moment bekam ich dann auch Angst."

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Die Rennradler Florian Mayr und Timon Rückel an den Rüttelschwellen: nervig, aber kein großes Drama.

Rüttelschwellen am Ende der Rennstrecke

Dort, wo die Radl-Ausfallstraße aus der Großstadt nach sechs Kilometern in Oberhaching mündet, ist eigentlich erstmal Schluss mit dem Temporausch. Von weit über 30 km/h sollen hier alle herunterbremsen auf nur noch zehn km/h.

Drei Rüttelschwellen auf dem Asphalt verleihen dem Tempolimit Nachdruck. Denn die Gemeinde Oberhaching hätte sich nicht anders zu helfen gewusst als mit dieser Maßnahme, sagt der Erste Bürgermeister Stefan Schelle (CSU): "Bei der großen Zahl der Radlfahrer, die da durchfahren, war es halt nicht bei allen so, dass die da vernünftig waren, und deshalb war es sicherlich auch ein Akt der Verzweiflung, dass wir uns zu diesen Schwellen durchgerungen haben, weil es natürlich alle behindert und auch viele ärgert."

Nadelöhr an der "Kugler Alm" – oft wenig Rücksicht auf Kinder

Diese Stelle, wo die Radlroute nach Oberhaching führt, ist ein echtes Nadelöhr. Direkt am bekannten Biergarten "Kugler Alm" gelegen, drängeln sich Biergartenbesucher, Spaziergänger und Radfahrer aller Tempoklassen auf der Straße, die den Parkplatz und den Biergarten trennt. Wer dort durchsaust, macht sich unbeliebt. Eine Passantin klagt: "Ich finde es nicht in Ordnung, wenn man rücksichtslos fährt. Hier ist ein Biergarten, hier sind Hunde, hier sind kleine Kinder und sie jagen durch, ohne Rücksicht zu nehmen."

Bei Messungen an einem schönen Wochenende ist die Gemeinde Oberhaching zu dem Schluss gekommen, dass rund zehn Prozent aller Rennradler das Nadelöhr an der "Kugler Alm" mit unangemessenem Tempo passieren.

Wege sind für alle da

Bürgermeister Schelle sagt, wenn Wege mit öffentlichen Mitteln angelegt werden, dürften und sollten sie auch von allen genützt werden. Ohne Rücksicht auf andere gehe es nicht. Er hoffe, dass die öffentliche Diskussion, die sich gerade an den Oberhachinger Rüttelschwellen entzündet hat, auch die superschnellen Rennradler nachdenklich mache.

"Vielleicht führt das ja dazu, dass der eine oder andere Unfall vermieden wird. Dann haben wir alles richtig gemacht – weil, zum Schluss landen ja die Herrschaften im Krankenhaus, die ohne Knautschzone unterwegs sind und das sind die Radlfahrer." Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle
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An der "Kugler Alm" in Oberhaching wird es an schönen Tagen besonders eng.

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