Bergretter der Bergwacht Bayern klettern an einer steilen Felswand am Hohen Göll in den Berchtesgadener Alpen.
Bergretter der Bergwacht Bayern klettern an einer steilen Felswand am Hohen Göll in den Berchtesgadener Alpen.
Bild
Bergretter der Bergwacht Bayern klettern an einer steilen Felswand am Hohen Göll in den Berchtesgadener Alpen.
Bildrechte: picture alliance
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance
Audiobeitrag

Bergretter der Bergwacht Bayern klettern an einer steilen Felswand am Hohen Göll in den Berchtesgadener Alpen.

Audiobeitrag
>

Steigende Unfallzahlen: Wird Bergsteigen immer gefährlicher?

Steigende Unfallzahlen: Wird Bergsteigen immer gefährlicher?

Die Meldungen von Unfällen am Berg reißen in der laufenden Saison nicht ab. In Tirol und Italien sind mehr Bergtote zu beklagen als im Vorjahr. Passiert am Berg wirklich immer mehr? Die Datenlage ist eindeutig - und zugleich kompliziert.

Über dieses Thema berichtet: Für Bergsteiger am .

Eine Nachricht aus Italien hat im Juli für Aufsehen gesorgt: 83 Bergtote in nur einem Monat hatte die Deutsche Presseagentur dpa gemeldet. Eine Zahl, die ohne Einordnung erschreckend hoch wirkt. Dazu muss man jedoch wissen: Im Juli herrscht Hochsaison in den Alpen. Und in Italien gibt es viel mehr Berge, und damit auch mehr Wege und Wanderer, als in Deutschland. Trotzdem kann die Zahl den Eindruck erwecken, als würde Bergsteigen immer gefährlicher. Doch nimmt die Anzahl an Unfällen – auch die der tödlichen – wirklich zu?

Mehr Menschen am Berg, mehr Unfälle

Die Anzahl an Rettungseinsätzen am Berg steigt, da decken sich die Daten aus Bayern, Österreich und Italien. Die Realität erklärt sich ein Stück weit aus der Statistik: Je mehr Menschen in den Bergen unterwegs sind, desto mehr Unfälle passieren, das bestätigt Christian Eder von der Bergrettung Tirol. "Wir hatten im Juli schlechtes Wetter. Ursachen können sein, dass Wege rutschig sind oder dass Leute unvorbereitet in schlechtes Wetter kommen. Dass Unfälle sich häufen im Vergleich zu den letzten Jahren? Ich denke, dass es bei uns in diesem Sommer eine Aneinanderreihung von Zufällen ist."

Valide Zahlen zu Bergunfällen sind schwer zu bekommen

Generell sei es schwierig, valide Daten zum Thema Bergunfälle zu bekommen, sagt Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein (DAV). Niemand stehe am Berg und zähle, wie viele Wanderer oder Kletterer auf einer Route unterwegs sind.

Der DAV greift deshalb auf Eindrücke und Erfahrungswerte zurück, wie etwa auf die Verkaufszahlen von Ausrüstung oder auf die eigenen Mitgliederzahlen. "Da können wir sagen: Es passiert im Verhältnis insgesamt nicht mehr", erklärt Stefan Winter, Ressortleiter für Sportentwicklung beim DAV.

Laut Winter sei der Bergsport sogar sicher wie nie zuvor. Die Ausrüstung ist besser als früher, der Wetterbericht ebenso, und im Internet kann man sich schnell über Bergtouren informieren. Doch diese Informationen für sich auszuwerten, also die Tour aufs eigene Können und die eigene Fitness umzumünzen, das sei oft das Problem, so Winter.

DAV: Deutlich weniger tödliche Bergunfälle

Wenn Stefan Winter die Bergunfälle in Verhältnis zu den Mitgliedszahlen des Alpenvereins setzt, dann seien die tödlichen Bergunfälle sogar weniger geworden: "Unter den DAV-Mitgliedern haben wir jährlich leider circa 40 Tote zu beklagen, bei im Moment 1,6 Millionen Mitgliedern. Vor 30 Jahren hatten wir ungefähr jedes Jahr 80 Tote zu beklagen, bei knapp 500.000 Mitgliedern", sagt Stefan Winter. "Da sieht man, dass die Zahl der Toten im DAV deutlich abgenommen hat. Und das trauen wir uns auch zu übertragen auf die Gesellschaft und die Bergsport-Community im Allgemeinen."

Zwar weniger tödliche Unfälle – aber insgesamt mehr Einsätze am Berg. Diese Bilanz können Bergsportlerinnen und Bergsportler nur selbst ändern. Indem sie eine Tour genauer vorbereiten – und sich in Sachen Knowhow und Ausbildung Unterstützung etwa von Bergführern oder Kursen beim Alpenverein holen. Aktuelle Zahlen über das Unfallgeschehen in Bayerns Bergen werden nach Ablauf der Sommersaison im November veröffentlicht.

Sie interessieren sich für Themen rund um die Bergwelt? Dann abonnieren Sie unseren Berge-Newsletter hier.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!