Symbolbild: Eine junge Frau am Tisch umringt von vier Kindern im Kita-Alter.
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Der Job als Tagesmutter: Auch auf Fachkräfte warten Hürden

Der Job als Tagesmutter: Auch auf Fachkräfte warten Hürden

Eine junge Erzieherin will sich als Tagesmutter selbstständig machen. Dafür verlangt die Stadt Augsburg eine Fortbildung, die sie selbst nicht anbietet und für die es in der Region erst im Frühjahr 2026 wieder Plätze gibt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Die 23-jährige Anna Schneider liebt ihren Job als Erzieherin in einem Kindergarten. Doch die junge Augsburgerin ist an der Belastungsgrenze: "Wir haben einen ständigen Personalmangel und die Gruppen sind bis zum letzten Platz vollgestopft. Die Hälfte der Kinder ist verhaltensauffällig, trotzdem laufen sie im Regelbetrieb mit, nehmen eine einzelne Fachkraft allein für sich in Beschlag. Aber es ändert sich nichts."

Als Tagesmutter eine kleinere Gruppe betreuen können

Gemeinsam mit einer Kollegin will Anna Schneider deshalb eine Großtagespflege in Augsburg eröffnen. Dort wäre die Gruppe mit maximal zehn Kindern deutlich kleiner und die beiden Frauen hätten die Möglichkeit, auf jedes von ihnen eingehen zu können, sagt Schneider. Ende 2025 sollte es losgehen. Eigentlich.

Stadt Augsburg verlangt auch von Fachkräften eine Fortbildung

Denn sie hat die Rechnung ohne die Stadt Augsburg gemacht. Obwohl der rund 1.300 Kinderbetreuungsplätze fehlen (bayernweit sind es 70.000. Stand: Dezember 2024), lässt sie die ausgelernte Erzieherin mit Bachelorabschluss nicht ohne Weiteres eine Großtagespflege eröffnen. Dafür verlangt sie unter anderem eine 40 Stunden umfassende Weiterbildung zur Tagesmutter, die Anna selbst bezahlen müsste. "Mit meiner Ausbildung zur Erzieherin bin ich für den Job als Tagesmutter eigentlich überqualifiziert."

Aufgaben in Großtagespflege unterscheiden sich zur klassischen Kita

Laut der Leiterin des Amtes für Kindertagesbetreuung der Stadt Augsburg, Diana Schubert, unterscheidet sich der Job als Tagesmutter von dem als Erzieherin in einer klassischen Kindertageseinrichtung. "Das sind zum Beispiel Themen zur Selbstständigkeit. Wie ist das mit der Vertretung in der Großtagespflege? Da wollen wir einfach sicherstellen, dass die Personen sich auch voll und ganz auf die Kinderbetreuung konzentrieren können und nicht (…), dass sie sich das selber aneignen müssen."

Eine Regelung, für die sich die Stadt entschieden habe, die andere Kommunen aber ähnlich handhaben, zum Beispiel die Landkreise Augsburg sowie Aichach-Friedberg und auch München, so ein Sprecher des Amtes für Kindertagesbetreuung der Stadt Augsburg. Doch das alles kostet Zeit und bringt vorerst keine zusätzlichen Betreuungsplätze.

Anerkannte Fortbildungskurse noch oft Mangelware

Problem nur: Die notwendigen Kurse bietet die Stadt selbst im Moment nicht an. Und im Landkreis Augsburg beginnt der nächste erst im Frühjahr 2026. Anna Schneider will sich aber noch in diesem Jahr selbstständig machen. Die Stadt Augsburg arbeite derzeit daran, diese Fortbildung zur Tagesmutter aufzubauen, sagt Diana Schubert. Sie hofft, dass sie ab Herbst 2025 angeboten werden können.

Den Job in der Kinderbetreuung an den Nagel hängen?

Ein Lichtblick für Anna Schneider, aber auch für die gesamte Betreuungssituation in der Region: Denn die 23-Jährige überlegt, ihren Job ganz an den Nagel zu hängen, falls die Gründung ihrer eigenen Großtagespflege an bürokratischen Vorgaben scheitern sollte. "Ich laufe sechs Stunden lang auf 110 Prozent, bin jede Sekunde ansprechbar durch den Kindergarten. Meine soziale Batterie ist leer."

Und sie ist wohl nicht die einzige gut ausgebildete Fachkraft, die ihren Beruf aufgeben könnte, falls sich nichts an den Arbeitsbedingungen ändert, vermutet die Augsburgerin.

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