Beim Öffnen der ersten Biotonne des Tages sieht zunächst alles harmlos aus: Oben liegt eine einfache Papiertüte - doch darunter verbirgt sich eine Plastikfolie, die hier eigentlich nicht hingehört. Das ist kein Einzelfall bei einem genaueren Blick in die braunen Tonnen im Landkreis Aschaffenburg. Dort kontrollieren Abfallfachleute derzeit stichprobenartig Biomülltonnen. Die Aktion gehört zur bundesweiten Initiative "Wir für Bio" und soll für richtige Mülltrennung sensibilisieren.
Aufklärung statt Strafe
"Die ganze Aktion soll nicht mit dem Finger drauf zeigen: Da ist was Schlechtes drin, wir lassen die Tonne stehen, sondern die Tonne wird auf jeden Fall geleert", sagt Laura Bischof, Abfallberaterin am Landratsamt Aschaffenburg. "Sie ist eher zum Informieren, zum Aufklären, weil einfach bei vielen Leuten noch im Kopf ist, dass Dinge in die Tonne kommen, die aber eigentlich nicht reindürfen." Der Landkreis Aschaffenburg legt besonderen Wert auf die korrekte Mülltrennung, da der gesammelte Biomüll zur Gesellschaft für Bioabfallwirtschaft gebracht und dort zu Biogas verarbeitet wird.
Problemfall "kompostierbare" Plastiktüten
Besonders häufig landen Tüten im Biomüll, die als biologisch abbaubar verkauft werden, aber eigentlich nicht in die braune Tonne gehören: "Die werden zwar im Handel verkauft, wir wollen sie aber nicht im Biomüll haben", erklärt Bischof, "Unser Biomüll kommt in die Vergärung, die dauert 21 Tage. Solche kompostierbaren Plastiktüten brauchen unter optimalen Bedingungen drei bis sechs Monate zur Vergärung." Landet ein solcher Plastikbeutel dennoch in der Biotonne, muss er nachher wieder als Störstoff aussortiert werden.
Kontrolle mit Ampelsystem
Bei den Stichproben öffnen die beiden Kontrolleurinnen jede Biotonne, begutachten den Inhalt und notieren Tonnennummer, Straße und eventuelle Auffälligkeiten. Anschließend wird die Tonne mit einem Aufhänger versehen: Grün signalisiert, dass alles korrekt getrennt wurde. Gelb bedeutet, dass Verbesserungen nötig sind - häufig, weil vermeintlich kompostierbare Plastiktüten im Biomüll landen. Rot zeigt deutlich an, dass falsche Abfälle wie beispielsweise Windeln, Zigaretten oder Kronkorken entsorgt wurden.
Eva Berthold und Petra Hoeß vom Umweltbüro Fabion markieren die Biomülltonne mit einem grünen Aufhänger.
Großteil der Tonnen korrekt befüllt
Petra Hoeß vom Umweltbüro "Fabion", das die Biotonnen-Kontrolle durchführt, zeigt sich nach den ersten Stichproben in Haibach im Landkreis Aschaffenburg zufrieden: "Viele Tonnen sind korrekt befüllt, das größte Problem sind die vermeintlich kompostierbaren Plastiktüten und ab und zu Windeln." Die Kontrollen im Landkreis Aschaffenburg laufen noch bis zum zweiten Oktober und die Ergebnisse der bundesweiten Aktion werden voraussichtlich bis Ende Oktober vom Verein "Wir für Bio" veröffentlicht.
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