23.09.2025:  Trump trifft den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Rande der UN-Generaldebatte in New York.
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Hat Trump von Putin genug? Selenskyj ist positiv überrascht
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Hat Trump von Putin genug? Selenskyj ist positiv überrascht

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Der ukrainische Präsident dürfte seinen Ohren nicht getraut haben: In einer schwindelerregenden Kehrtwende erklärte Trump nach einem Treffen, Kiew sei mit Hilfe Europas in der Lage, "die gesamte Ukraine" zurückzugewinnen. Selenskyj ist überrascht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Diese Sätze hat der US-Präsident seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus zu einem der entscheidenden außenpolitischen Themen seiner Amtszeit noch nicht artikuliert: "Nachdem ich gesehen habe, welche wirtschaftlichen Probleme (der Krieg) Russland verursacht, denke ich, dass die Ukraine mit der Unterstützung der Europäischen Union in der Lage ist, zu kämpfen und die gesamte Ukraine in ihrer ursprünglichen Form zurückzugewinnen," postete Trump nach seinem Gespräch mit Wolodymyr Selenskyj auf seiner Plattform "Truth Social". Putin und Russland steckten in "wirtschaftlichen Schwierigkeiten". Deshalb sei es jetzt der richtige Zeitpunkt für die Ukraine "zu handeln".

Mit Zeit, Geduld und der finanziellen Unterstützung Europas und insbesondere der Nato "sind die ursprünglichen Grenzen, an denen dieser Krieg begann, durchaus eine Option", sagte Trump. Russland führe seinen "Krieg seit dreieinhalb Jahren ziellos".

Kein Wort mehr verlor der US-Präsident über seine bisherigen Forderungen an Selenskyj, die Ukraine müsse sich damit abfinden, dass Putin rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt hat. Der Kontrast zwischen dem spektakulären Rauswurf Selenskyjs aus dem Weißen Haus Ende Februar und Trumps jetziger Kehrtwende könnte nicht größer sein.

Selenskyj: "Trump will die Ukraine bis zum Ende unterstützen"

Wie sich der ukrainische Präsident den Sinneswandel Trumps erklärt? Ob er davon überrascht worden sei, wollte der Fox News Moderator von Selenskyj wissen, nachdem er diesem während der laufenden Sendung den Post von Trump vorgelesen hatte. Ja, das habe ihn überrascht, es sei ein ermutigendes Zeichen, so Selenskyj.

Sein Gespräch am Rande der UN-Generalversammlung am Dienstag habe gezeigt, dass die Beziehungen zum US-Präsidenten besser seien als zuvor: "Präsident Trump war darin positiver und zeigte, dass er die Ukraine bis zum Ende unterstützen will", sagte Selenskyj. Er habe die Signale von Trump und Amerika, "dass sie uns bis zum Ende des Krieges zur Seite stehen werden, sehr positiv aufgenommen."

Offenkundig habe Trump festgestellt, dass er von Putin beständig angelogen worden sei, so Selenskyj. Die Tatsache, dass der Kremlchef "Präsident Trump so oft belogen hat", habe sein (Selenskyjs) Verhältnis zu Trump positiv verändert. Jetzt vertraue der US-Präsident "mir viel mehr", weil sich "die Informationen, über die mein Geheimdienst verfügt", als zutreffend erwiesen hätten.

Trump weist Europa die Verantwortung zu

Bislang hat der US-Präsident keiner einzigen seiner Ankündigungen an die Adresse Putins Taten folgen lassen. Auch in seiner Ansprache vor der UN-Generalversammlung wiederholte Trump, er sei bereit, gegen Russland "sehr starke Zölle zu verhängen, die meiner Meinung nach das Blutvergießen sehr schnell beenden würden". Aber: Das müssten erst die EU-Staaten tun, dann würden die USA nachziehen. Damit diese Zölle "jedoch wirksam sind, müssten die europäischen Nationen sich uns anschließen und genau die gleichen Maßnahmen ergreifen".

Damit meint Trump die sogenannten "Sekundär-Zölle", die gegen die Hauptabnehmer russischen Erdöls und Erdgases verhängt werden sollten, also gegen China und Indien. Zudem müssten die Europäer damit aufhören, russische Energieträger zu importieren, die in Putins Kriegskasse fließen würden. Mit konkreten Zusagen gegenüber der Ukraine hält sich der US-Präsident zurück.

Die einzige feste Zusage, die Trump jetzt gemacht hat, besteht darin, dass die USA "die Nato weiterhin mit Waffen zu beliefern, damit die Nato damit machen kann, was sie will". Trump und Nato hatten sich darauf geeinigt, dass Verbündete US-Waffensysteme und Rüstungsgüter kaufen, um sie an die Ukraine weiterzugeben. Mit seinem Kurswechsel könnte sich Trump Spielraum verschaffen, "sich von einem Konflikt zu distanzieren, den er einst innerhalb weniger Tage oder Wochen lösen wollte", wie die zutreffende Analyse der "New York Times" lautet.

Trump bleibt aber weiter zweideutig

Zumindest jedenfalls scheint sich der wankelmütige US-Präsident derzeit der Ukraine ein Stück weit anzunähern. Die entscheidende Frage, ob und wie lange dieser Kurswechsel Trumps anhält, bleibt offen. Als Reporter am Dienstag vom US-Präsidenten wissen wollten, ob er noch Putin vertraue, gab Trump in der ihm eigenen Zweideutigkeit zurück: Das werde er in einem Monat sagen.

Im Video: Trumps radikale Kehrtwende zur Ukraine

Kehrtwende: Vor den Vereinten Nationen hat US-Präsident Trump einen neuen Ton in seiner Ukraine-Politik angeschlagen.
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Kehrtwende: Vor den Vereinten Nationen hat US-Präsident Trump einen neuen Ton in seiner Ukraine-Politik angeschlagen.

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