Das Deutschlandticket bleibt erhalten, wird aber erneut teurer: Bund und Länder verständigten sich bei einer Sonderverkehrsministerkonferenz darauf, dass der Preis zum 1. Januar 2026 von 58 auf 63 Euro im Monat steigt, wie der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) in München sagte.
Die Einigung sieht vor, dass Bund und Länder bis 2030 weiterhin zusammen drei Milliarden Euro pro Jahr für das Angebot zur Verfügung stellen – jeweils 1,5 Milliarden Euro. Während die Preiserhöhung dieses Mal noch von der Politik festgelegt wurde, soll für die Zukunft ein Preisindex entwickelt werden: Dieser werde sich unter anderem an den Lohn- und Energiekosten orientieren, erläuterte Bernreiter. "Damit haben wir, glaube ich, bis 2030 ziemliche Klarheit."
"Keine weiteren Hängepartien" beim Deutschlandticket
Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, sprach von einem "wichtigen Tag für Deutschland, einem guten Tag für die Bürgerinnen und Bürger". Jetzt sei gesichert, "dass dieses Deutschlandticket dauerhaft Bestand" haben werde. "Wir werden keine weiteren Hängepartien und Diskussionen in der Zukunft haben." Er gehe davon aus, dass mit dieser Planungssicherheit das Deutschlandticket weitere Kundinnen und Kunden gewinnen werde.
Laut dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) musste um die Zukunft des Tickets gerungen werden, weil der Bund – entgegen der Vereinbarung im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD – seinen Beitrag nicht erhöhen wollte. "Damit war auch klar: Dann müssen die Nutzer eben mehr dazu beitragen." Er sei aber überzeugt davon, dass die beschlossene Anhebung noch verträglich sei "und es immer noch ein sehr gutes Angebot ist".
Koalitionsvertrag: Preiserhöhung erst ab 2029
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) betonte in Berlin: "Zunächst ist es wichtig, dass wir das Deutschlandticket fortsetzen." Mit annähernd 14 Millionen Nutzern sei es nach wie vor ein großer Erfolg.
Zu Jahresbeginn war der Preis bereits von 49 Euro auf 58 gestiegen. Im Frühjahr vereinbarten Union und SPD im Koalitionsvertrag, dass es das Angebot noch drei Jahre zum aktuellen Preis geben soll: "Das Deutschlandticket wird über 2025 hinaus fortgesetzt. Dabei wird der Anteil der Nutzerfinanzierung ab 2029 schrittweise und sozialverträglich erhöht." Sowohl die Länder als auch der Bund aber stellten später klar, dass sie trotz steigender Kosten nicht mehr Geld beisteuern werden.
Für 2026 gelte es, eine Finanzierungslücke von etwa 800 Millionen zu schließen, sagte Minister Hermann. Etwa 600 Millionen könnten durch den höheren Preis abgedeckt werden, etwa 200 Millionen erwarte man von den Verkehrsunternehmen, für die es "Effizienzgewinne" geben werde. Hermann hofft auf viele Kunden und höhere Einnahmen: "Je mehr mitmachen, desto besser ist die Finanzierung, desto weniger wird es auch in Zukunft preislich nach oben gehen."
Kritik an Preiserhöhung
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) befürchtet dagegen eine Kündigungswelle. Schon die Preiserhöhung von 49 auf 58 Euro habe eine Million Menschen zur Kündigung ihres Abos bewegt. "Wer ständig an der Preisschraube dreht, verspielt das Vertrauen von Millionen Fahrgästen", warnte VCD-Bundeschefin Kerstin Haarmann. "Mobilität darf kein Luxus sein." Nötig seien unter anderem bundesweite Regelungen für ein Jugend-, Azubi- und Sozialticket für maximal 29 Euro im Monat sowie kostenlose Fahrten für Kinder bis 14 Jahre.
Vorab hatte bereits der Sozialverband Deutschland vor einer Preissteigerung gewarnt, damit das Ticket für Menschen mit geringem Einkommen nicht unerschwinglich werde. Es brauche unbedingt stabile Preise und zusätzlich ein bundesweit gültiges Sozialticket. Die Vize-Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Julia Verlinden, warf der Bundesregierung vor, die falschen Prioritäten zu setzen: Sie verteile "massig Klientel-Wahlgeschenke", knausere aber ausgerechnet dort, worauf viele Menschen im Alltag angewiesen seien.
Forscher: "Tod des Deutschlandtickets"
Der Mobilitätsforscher Andreas Knie sagte im BR24-Interview: "Das ist natürlich der Tod des Deutschlandtickets." Es habe bisher mit "radikaler Einfachheit" und "radikal günstigem Preis" gepunktet und damit Autofahrende wieder in Züge und Busse gelockt. "Das ist mit dem jetzt festgemachten Preis nicht zu erwarten." Das Ticket habe seinen Charme verloren.
Anders sieht es Klaus Bogenberger von der TU München. Er sprach im BR24-Interview von einer "moderate Erhöhung deutlich unter 10 Prozent". Damit sei das Deutschlandticket für viele nach wie vor ein günstiges und gutes Angebot, so der Verkehrsexperte. Bogenberger, dessen Lehrstuhl das Deutschlandticket seit seiner Einführung wissenschaftlich begleitet, warnt jedoch vor weiteren deutlichen Preissteigerungen. "Beliebig wird man das Ganze nicht steigern können, weil die Leute sonst auf die normalen Angebote wieder zurückgreifen." Dann würde das Deutschlandticket keinen Sinn mehr machen.
Fahrgäste in Garmisch-Patenkirchen
Im Video: Das Deutschlandticket wird teurer
Es wird ja alles immer teurer und jetzt auch noch das Deutschlandticket: Ab nächstem Jahr kostet es 63 Euro.
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