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DNA-Analyse: Herkunftstest bei Polizei-Ermittlungen
Bildrechte: picture alliance/dpa | Peter Kneffel
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DNA-Analyse: Wie ein Herkunftstest bei Emittlungen helfen könnte

DNA-Analyse: Wie ein Herkunftstest bei Emittlungen helfen könnte

Ein totes Kind in der Donau. Keine Identität, keine Herkunft, keine Spur. Die Polizei sucht seit drei Jahren vergebens. DNA-Analysen zur Herkunft des Kindes könnten helfen, doch die sind hierzulande verboten. Bayern drängt auf eine Gesetzesänderung.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Es gibt Kriminalfälle, die einen nicht loslassen. Weil sie mysteriös sind, abgründig – und oft ungeklärt. Andreas Aichele von der Polizei Ingolstadt arbeitet an so einem Fall. Seit drei Jahren schon. Es geht um eine in der Donau versenkte Kinderleiche. Ein Kanufahrer stieß mit seinem Paddel gegen einen Widerstand – und fand den leblosen Körper, in Folie eingewickelt. Der Fall sorgte international für Entsetzen.

Aichele und seine Kollegen gehen von einem Gewaltverbrechen aus – viel mehr wissen sie nicht. Sie kennen den Namen des Jungen nicht, sie wissen nicht, woher er kommt. Nur sein Alter können sie ungefähr schätzen: vier bis sieben Jahre.

Aichele sagt dazu im BR-Politikmagazin Kontrovers: "Es gibt überhaupt keine Ermittlungsansätze. Wir haben wirklich weltweit ermittelt. Wir haben Rechtshilfeersuchen gestellt. Wir haben mit Kollegen in der ganzen Welt Kontakt aufgenommen. Wo wird ein Kind vermisst? Bis heute gab es dazu keine Ergebnisse, die wir verwerten konnten."

Nirgends wird ein Junge vermisst

Die Polizei Ingolstadt hat inzwischen sogar den Kopf des Jungen nachmodellieren lassen, ihn auf Plakate gedruckt – und um Hinweise gebeten: auf Deutsch, Französisch, Arabisch und Russisch. Doch niemand meldete sich, der Junge wird nicht vermisst, er bleibt ein unbekanntes kleines Kind. Und Andreas Aichele und seine Kollegen tappen weiterhin im Dunkeln. Dabei gäbe es eine Möglichkeit, festzustellen, woher der Junge stammt: über seine DNA.

Doch die darf die Polizei nicht analysieren, zumindest nicht vollständig. Erlaubt ist der genetische Fingerabdruck, mit dem Täter zweifelsfrei überführt werden können. Auch Analysen zu Haarfarbe, Augenfarbe, Alter und Geschlecht sind möglich.

Biogeografische Herkunftsanalyse in Deutschland verboten

Doch die in diesem Fall vielleicht entscheidende Analyse zur sogenannten biogeografischen Herkunft – sie ist in Deutschland verboten. Damit können Aussagen über die Region getroffen werden, aus der die Vorfahren eines Menschen stammen: etwa aus Europa, Ostasien, Subsahara.

Damit könnte festgestellt werden, auf welchem Kontinent das vermisste Kind geboren wurde, so Aichele: "Wo es denn tatsächlich, vielleicht die ersten Lebensjahre verbracht hat, und das würde zumindest diese weltweite Suche ein wenig eingrenzen. Und wir könnten uns auf einen solchen geografischen Bereich stärker konzentrieren."

In anderen europäischen Staaten wie Großbritannien, Österreich oder den Niederlanden ist die DNA-Herkunftsanalyse schon länger gestattet. In Österreich etwa wurden dafür strenge Kriterien festgelegt: Dazu gehört, dass die DNA im Kontext schwerwiegender Straftaten wie Mord, Vergewaltigung oder Terrorismus an einem Tatort oder Opfer gefunden werden muss.

Bayerns Justizminister drängt auf Gesetzesänderung

Und sie ließe nicht nur Rückschlüsse auf die Herkunft des Opfers zu, sondern auch auf die des Täters. Katja Anslinger von der Münchner Rechtsmedizin untersucht jede Woche Opfer von Verbrechen auf mögliche DNA-Spuren. Die eingeschränkte Rechtslage hierzulande: in ihren Augen unbefriedigend. Anslinger fordert eine Ausweitung der DNA-Analyse, auch auf den Bereich Herkunft.

Dasselbe fordern die Justizminister von Bayern und Baden-Württemberg, Marion Gentges (CDU) und Georg Eisenreich (CSU). Sie bringen bei der Konferenz der deutschen Justizminister, vom 4. bis 6. Juni, einen Antrag ein. Danach soll die biogeografische Herkunftsanalyse künftig möglich sein. Auf Anfrage von Kontrovers kündigte die Hamburger Justizsenatorin an, dem nicht zustimmen zu wollen. Die anderen halten sich noch bedeckt.

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