"Unterweisung der Messung mit dem Zirkel und Richtscheit" so heißt das Lehrbuch, das der berühmte Nürnberger Maler 1525, also vor 500 Jahren, veröffentlicht hat. Anlässlich dieses Jubiläums hat das Albrecht-Dürer-Haus eine Sonderausstellung gestartet: "500 Jahre Dürer und Geometrie. Altes Wissen - neue Welten".
Für Schüler und Schülerinnen bietet das Museum in Zusammenarbeit mit dem Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrum der Museen Nürnberg (KPZ) ein besonderes Programm. Sie können im Selbstversuch miterleben, welche bahnbrechende Erkenntnisse Dürer damals schon hatte und sowohl Praktisches als auch Theoretisches lernen.
Zeichenhilfen zum Ausprobieren
Wie lässt sich perspektivisch richtig zeichnen und wie stellt man Proportionen von Menschen korrekt dar? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Dürer während seines Schaffens. Als Zeichenhilfe dazu diente ihm damals ein sogenannter Netzrahmen, ein Holzgestell, das mit dünnen Schnüren bespannt ist, und zwar vertikal und horizontal, so entsteht ein Raster.
Auf einem Papier ist dieser Raster in kleinerer Form dargestellt. Blickt man aus etwa einem Meter Entfernung durch den Netzrahmen auf ein Projekt dahinter, in diesem Fall ein Würfel, lässt sich dieser maßstabgerecht auf das Papier bringen. Dieser Netzrahmen ist im Albrecht-Dürer-Museum ausgestellt.
Genauso wie ein Glastafelapparat, auch eine Zeichenhilfe und damals enorm wichtig. Denn das Abzeichnen dreidimensionaler Gegenstände war eine Herausforderung. Die Schülerinnen der 10c der Maria-Ward-Schulen Nürnberg können diese Zeichenhilfen beim Kurs des KPZ selbst ausprobieren. Isabella Wolfgruber, eine der Schülerinnen, findet es erstmal herausfordernd, ist aber mit ihrem Zeichenergebnis am Ende zufrieden.
Bastelanleitungen für geometrische Körper
Ein Highlight der Sonderausstellung ist das Lehrbuch des berühmten Malers. Darin gab Dürer erstmals Bastelanleitungen für verschiedene geometrische Körper, ein Novum in deutscher Sprache, sagt die Leiterin des Museums, Christine Demele. Zwar gab es auch italienische Künstler wie Leonardo da Vinci, die ähnliche Erkenntnisse hatten, Dürer war aber der Erste, der sie für die Öffentlichkeit zugänglich machte: "Und das nur mit einer Grundschulausbildung", erzählt Demele.
Die Bastelanleitungen testen die Schülerinnen gleich aus. Kira Dorner formt einen Ikosaeder, ein platonischer Körper aus zwanzig gleichseitigen Dreiecken. Sie findet es "krass", dass Dürer damals schon Anleitungen für solche geometrischen Formen herausgebracht hat.
Ein Mix aus Theorie und Praxis
Der Mix aus Theorie und Praxis, der bei dem Kursangebot des KPZ vermittelt wird, scheint auch bei den Schülerinnen gut anzukommen. Nachdem Rundgang durchs Museum setzen sie sich nochmal an einen Tisch und bauen verschiedene geometrische Körper nach, testen die verschiedenen Zeichenhilfen wie den Glastafelapparat im Kleinen.
Bis November geht die Sonderausstellung im Albrecht-Dürer-Haus. Bis dahin können Schulen aus Deutschland das besondere Kursangebot des KPZ buchen.
Im Video: Albrecht Dürers mathematische Perspektiven
Albrecht Dürers mathematische Perspektiven
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