Kuppel mit Krone, die von Davidsternen geschmückt ist, kehrt 81 Jahre nach der Schändung durch die Nationalsozialisten auf das Gebäude zurück
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Generalsanierung der Augsburger Synagoge

Videobeitrag
>

Eine kupferne Krone als Symbol für die jüdische Gemeinde

Eine kupferne Krone als Symbol für die jüdische Gemeinde

Ein Meilenstein für die Augsburger Synagoge: Nach fast einem Jahrhundert thront auf ihrem Dach wieder eine Krone mit Davidstern. Angefertigt hat sie ein regionaler Handwerksbetrieb – nach alten Vorlagen und mit viel Fingerspitzengefühl.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Nach mehr als 100 Jahren thront auf dem Dach der Augsburger Synagoge wieder eine Krone mit Davidstern. Es war ein Mammutprojekt für alle Beteiligten: Denn um die kupferne Krone neu aufzubauen, mussten Planer und Handwerker viel recherchieren. Im Bestand des Jüdischen Museums Augsburg fanden sich noch Fotos und Zeichnungen, die die Krone im Original zeigen. Daraus entstanden die neuen Pläne. Dass sie jetzt wieder originalgetreu auf dem Gebäude thront, sei etwas sehr Besonderes, sagt Museumsleiterin Carmen Reichert.

Spezialtransporter nötig

Mit als Experten dabei waren die Spengler der Firma Neubauer aus Neusäß. Sie haben monatelang an der Krone gearbeitet. Die ist kreisrund, gut mannshoch und besteht aus Lärchenholzbögen, die mit feinem Kupferblech bespannt wurden.

Für den Transport von der Werkstatt zur Synagoge hatte Spenglermeister Johannes Hader eigens einen Spezialtransporter bestellt. Schon das Aufladen war Millimeterarbeit: Die in vier Teilen aufgebaute Krone wurde an gelbe Taue gehängt und dann per Kran genau auf dem Tieflader platziert.

So eine Arbeit habe man nicht alle Tage, meint Meister Josef Hader: "Wenn man im Spenglerberuf mal einen Kirchenturm macht, dann ist das schon was. Aber das ist schon noch mal eine Nummer extra."

Krone thront auf der Augsburger Synagoge

Ein Spezialkran hob die Krone dann auf den obersten Punkt der Kuppel in mehr als 30 Metern Höhe. Millimeter für Millimeter rückten die Handwerker die tonnenschwere Krone aus, um sie schließlich fest montieren zu können. Architekt Martin Spaenle, der die Konstruktion der Krone begleitet, ist zufrieden: Die Kuppelkrone sei ein wichtiger Punkt in der Generalsanierung. Aber es sei auch ein "emotionaler Punkt, das ist eine Wunde am Gebäude, die sich schließt".

Der weithin sichtbare Davidstern stehe auch dafür, dass es wieder eine lebendige jüdische Gemeinde in Augsburg gebe. Auch für ihn als Architekten sei das etwas Besonderes: "So was macht man nur einmal im Leben". Dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Alexander Mazo, ist die Rührung ebenfalls anzusehen, als er die Krone vor sich sieht: "Das ist ein Zeichen, dass die jüdische Gemeinde wieder da ist. Ich hätte nicht damit gerechnet, das ist unglaublich"

Synagoge mit bewegter Geschichte

Von 1914 bis 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, war die Synagoge errichtet worden. Die Kupferkrone war beim Bau des Gotteshauses auf die Kuppel aufgesetzt worden. Eine Schwarzweißfotografie vom Richtfest zeigt Handwerker auf dem Dach vor der Krone, der eine kleine, mit Bändern geschmückte Fichte aufgesetzt ist.

In der Reichspogromnacht 1938 wurde auch die Augsburger Synagoge geschändet und der Tempelraum in Brand gesteckt. Allerdings wurde das Feuer wieder gelöscht – weil neben der Synagoge eine Tankstelle lag, ließ der Gauleiter die Flammen wieder löschen. Die Krone auf dem Dach überdauerte ohne Davidsterne, bis 1944 auf der Kuppel dann eine Flugbeobachtungsstation der Nationalsozialisten installiert wurde.

Generalsanierung kostet 25 Millionen Euro

Die Augsburger Synagoge gilt als einzige Großstadtsynagoge in Bayern, die das Nazi-Regime überdauert hat. Im Zuge der laufenden Generalsanierung soll nun der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden. Rund 25 Millionen Euro soll die Baumaßnahme kosten, die von Bund und Freistaat gefördert wird. Die Stadt und Bezirk Schwaben beteiligen sich ebenfalls, ein Zehntel der Kosten übernimmt die jüdische Gemeinde. 2028 soll die Generalsanierung abgeschlossen sein.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!