Ein Landwirt verlädt bei der Ernte mit seinem Mähdrescher die Körner in einen Anhänger.
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Erntebilanz: "Jeder Regentag hat den Bauern Qualität gekostet"

Erntebilanz: "Jeder Regentag hat den Bauern Qualität gekostet"

Das Frühjahr zu trocken, der Sommer zu nass – für Getreide-Landwirte waren es heuer keine optimalen Bedingungen. Der Deutsche Bauernverband zieht Erntebilanz – in Bayern sieht die durchwachsen aus. Doch nicht alle Landwirte sind unzufrieden.

Landwirt Erich Schneider sitzt auf seinem Mähdrescher und holt den letzten Weizen ein. Der August ist schon zehn Tage alt, das Getreide ist längst reif. Doch die letzten beiden Wochen hat es geregnet – Zwangspause für die Landwirte und ihre Mähdrescher, nicht nur hier in Großmehring im Landkreis Eichstätt.

Regen fördert Auswuchs des Korns

Das Problem dabei: Kann reifes Getreide nicht gedroschen werden, weil es zu nass ist, beginnt der Keimungsprozess des Korns. Auswuchs nennt sich das. Und genau das mindert die Qualität. Die Qualität aber bestimmt, ob der Weizen Back- oder Mahlweizen oder nur Futtergetreide ist und wieviel der Landwirt für das Getreide bezahlt bekommt.

Eine Umfrage des Bayerischen Bauernverbands (BBV) unter bayerischen Ackerbauern während der Erntephase zeigt: Sowohl bei Sommergerste als auch beim Winterweizen führten die anhaltend nassen Witterungsbedingungen zu Auswuchs. Die durchschnittlichen Erträge der Sommergerste liegen bei rund 53 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha) – zum Zeitpunkt der Umfrage war etwa die Hälfte der Flächen geerntet. Vergangenes Jahr lag der Ertrag bei 48,8 dt/ha; nur 2020 war der Ertrag höher.

Beim Winterweizen liegen die Erträge laut der Umfrage im Schnitt bei 71 dt/ha - bei einem Erntefortschritt von etwa 85 Prozent; das entspricht in etwa dem Niveau der vergangenen vier Jahre (externer Link). "Jeder Regentag hat den Bauern am Ende Qualität gekostet", lautet die Bilanz des BBV.

Erich Schneider ist mit seinem Ertrag heuer dennoch zufrieden: 90 dt/ha Weizen konnte er einfahren, etwas mehr als sonst. "Wir waren alle selber überrascht", sagt er. Und auch der Qualität seines Getreides konnte der Regen offenbar nichts anhaben, die sei "hervorragend". "Wir haben auch nach dem Regen das, was wir gedroschen haben, testen lassen – da sind die Fallzahlen sehr gut. Zum Teil 350 und noch mehr – also das ist sehr gut gewesen."

Die Qualität bestimmt den Preis

Die Fallzahl gibt Auskunft über die Backfähigkeit des Mehls – je höher sie ist, desto besser ist die Korn-Qualität. Doch nicht alle Landwirte in der Region um Ingolstadt sind so zufrieden wie Erich Schneider. Das wird deutlich beim Agrarhändler Moser in Großmehring. Hier wird die Qualität des angelieferten Getreides geprüft – danach richtet sich der Preis.

Die Bilanz hier: durchwachsen, sagt Standort-Leiter Thomas Goldbrunner. Eine Durchschnittsernte werde man nicht zusammenbringen dieses Jahr. "Was vor dem Regen gedroschen worden ist, ist sehr gut von der Qualität. Was nach dem Regen gedroschen worden ist, ist nur teilweise noch als Mahlweizen zu verwenden. Ich schätze mal bei uns noch 40 Prozent der geernteten Menge."

Weniger Qualitätsweizen als in guten Jahren

40 Prozent Qualitätsweizen, der zu Mehl verarbeitet wird – im Vergleich zu 80 bis 90 Prozent in guten Ernte-Jahren. Die restliche Ernte wird als Tierfutter verwendet. Schlecht für den Landwirt – für ihn bedeutet eine geringere Qualität auch geringeres Einkommen: Futterware wird nicht so hoch bezahlt wie Qualitätsware, die für die Mühlen gedacht ist.

Preissteigerungen für die Verbraucher?

Wird sich das am Ende auch für die Verbraucher auswirken, beim Bäcker? Dass wegen der geringeren Weizenqualität Brot und Semmeln teurer werden, damit rechnet der Agrarhändler nicht. Die vorhandene Menge guten Korns wird seiner Einschätzung nach für die Mühlen ausreichen. Und der Anteil des Getreidepreises am Endprodukt – also dem Brot oder der Semmel – liege im einstelligen Prozentbereich.

Erich Schneider hat das letzte Feld gedroschen. Er lagert sein Getreide zu Hause ein und wartet mit dem Verkauf, bis es bessere Preise gibt. Doch die Arbeit am Acker ist damit noch nicht getan: Stoppelbearbeitung steht noch an, dann wird Zwischenfrucht gesät. "Und wenn das alles gemacht ist, geht’s mal ein bisserl in Urlaub", sagt Schneider. Bevor dann im Herbst schon wieder gesät wird, für nächstes Jahr.

Zum Audio: Erntebilanz: "Jeder Regentag hat den Bauern Qualität gekostet"

Mähdrescher auf einem Weizenfeld
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Weizen-Ernte im August

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