Etwa um fünf Prozent weniger Ertrag als im Durchschnitt werden die bayerischen Bauern in diesem Jahr ernten. Das liegt zum einen am sehr trockenen Frühjahr, in dem zum Teil zwei Drittel weniger Regen fielen als im langjährigen Durchschnitt. Dann war es ab etwa dem 20. Juni sehr heiß und das führte dazu, dass die Ernte dieses Jahr früher begann, weil sich die Ähren bereits weißlich verfärbten - ein klares Anzeichen für eine Notreife, so die Getreidebauern.
Regional und lokal große Unterschiede
In Franken war es besonders trocken. Dafür sei die Ernte noch ganz passabel, sagt Günther Felßner, der Präsident des bayerischen Bauernverbandes. Weil der Boden vom Herbst und Winter noch ausreichend feucht war, konnte sich das Wintergetreide entwickeln.
Dieses Jahr fand die Erntefahrt auf dem Hof von Biobauer Sebastian Grandl in Marzling (Landkreis Freising) statt. Er hatte seine Halle zur Verfügung gestellt für die Traditionsveranstaltung, die jährlich vom Bayerischen Bauernverband und dem Bayerischem Landwirtschaftsministerium veranstaltet wird. Auf Grandls Maisacker ist gut zu sehen, wie auf einem etwa zehn Meter breiten Streifen gelbe kleine Maispflanzen kümmern, während der übrige Mais satt dunkelgrün und viel höher wächst. Der Grund: Der Bach war über die Ufer getreten, einige Tage stand das Wasser, die Maispflanzen verkümmerten.
Auch im zweiten Betrieb, der in diesem Jahr besichtigt wurde, zeigt Landwirt Karl Göls die Ähren seines Weizens. Sie sind kurz, die harten Körner trocken, aber kleiner als in anderen Jahren und der Weizen steht nicht so hoch. Zum Teil ist die Qualität besonders gut, die Hitze habe beispielsweise auch dazu geführt, dass sich weniger Pilzkrankheiten ausgebreitet haben. Die Wetterbedingungen treffen konventionell wirtschaftende und Biobetriebe gleichermaßen, aber sie sind regional sehr unterschiedlich.
Lokale Extremwetterereignisse beeinflussen Ernte
Auch in Bayern gibt es immer häufiger Extremwetterlagen, die sich auf die Arbeit der Landwirte auswirken: "Wer den Klimawandel leugnet, tut unseren Bauern keinen Gefallen, weil wir uns alle bei der Anpassung an den Klimawandel auf den Weg machen müssen", sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) in ihrer Rede zu Beginn der Erntefahrt. Dieses Jahr sei das Wetter alles andere als optimal gewesen, Trockenheit sei "unser neues Normal". Bodengüte und Wasserhaltefähigkeit seien besonders wichtig, so Kaniber.
Das bedeutet für die Bauern auch, auf die Fruchtfolge besonders zu achten und Kulturen auf den dafür geeigneten Flächen zu pflanzen. Anwesende Bauern verwiesen beim Gang entlang der Äcker auf die Wichtigkeit, Böden auch fachlich angemessen zu bewirtschaften. Das gelinge nicht allen Landwirten.
Unterstützung für Mehrgefahrenversicherung
Um die Landwirte bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, bietet der Freistaat Hilfe bei der Mehrgefahrenversicherung an. Neben Obst- und Weinbau kann die Versicherung auch für Grünland, Ackerland, Hopfen und Baumschulen abgeschlossen werden. Im Bereich Ackerbau sind beispielsweise die Risiken Hagel, Sturm, Starkregen, Starkfrost, Trockenheit und Fraßschäden durch Wildgänse und Saatkrähen versichert. 2025 haben mehr als 6.500 Landwirte mit fast 250.000 Hektar einen Antrag auf Unterstützung für die Mehrgefahrenversicherung gestellt. BBV-Präsident Felßner lobte die Mehrgefahrenversicherung ausdrücklich, sie böte zum Beispiel besonders von der Dürre betroffenen Landwirten in Franken, eine Entschädigung zu bekommen.
Extrem schwankende Weltmarktpreise
Ob die Ernte in Bayern sehr gut oder sehr schlecht ausfällt, beeinflusst den Getreidepreis schon lange nicht mehr. Viel wichtiger ist der Weltmarktpreis: Die Ernte ist teilweise schlechter als erwartet, die Getreidevorräte nehmen ab, trotzdem sind zuletzt die Preise gesunken. Auf dieses Paradoxon wies BBV-Präsident Felßner hin. Das liege an politischen Unsicherheiten wie dem US-Präsidenten, der mit horrenden Zöllen drohe, den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten. Zudem wolle Russland vermehrt Weizen exportieren.
Kosten und Bürokratie belasten Bayerns Bauern
Hinzu kämen anhaltend hohe Kosten für Betriebsmittel, bemängelte Hermann Greif, BBV- Bezirkspräsident in Oberfranken, bei der Erntefahrt. Es helfe, dass die Kürzung der Agrardieselbeihilfe von der neuen Regierung gestrichen worden sei, aber EU-Gesetze wie die Entwaldungsverordnung oder das Gesetz zur Naturwiederherstellung (NRL) müssten ebenfalls gestrichen werden. Die Landwirtschaft wünsche sich eine Politik, die "ohne überzogene Auflagen echte Zukunftsperspektiven ermöglicht", fasste der Präsident des bayerischen Bauernverbandes Günther Felßner zusammen.
Im Video: Hitze und Trockenheit schmälern die Ernte
Hitze und Trockenheit schmälern die Ernte
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