Entwickler Andreas Wendt hat neben seinem Lenkrad ein Tablet, das den Ladevorgang auf der Induktiven Strecke - auf der A6 bei Amberg - anzeigt.
Entwickler Andreas Wendt hat neben seinem Lenkrad ein Tablet, das den Ladevorgang auf der Induktiven Strecke - auf der A6 bei Amberg - anzeigt.
Bild
Entwickler Andreas Wendt hat neben seinem Lenkrad ein Tablet, das den Ladevorgang auf der Induktiven Strecke – auf der A6 bei Amberg – anzeigt.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk/ Margit Ringer
Schlagwörter
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk/ Margit Ringer
Audiobeitrag

Entwickler Andreas Wendt hat neben seinem Lenkrad ein Tablet, das den Ladevorgang auf der Induktiven Strecke – auf der A6 bei Amberg – anzeigt.

Audiobeitrag
>

Fahren und Laden: Deutschlands erste induktive Autobahnstrecke

Fahren und Laden: Deutschlands erste induktive Autobahnstrecke

E-Autos, die sich während der Fahrt aufladen – alles keine Science-Fiction-Vorstellung mehr. Auf der A6 bei Amberg hat eine Testphase für induktives Laden begonnen. Sie wird europaweit wichtige Erkenntnisse liefern, sind sich Experten einig.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Im Auto merkt man gar nichts. Nur das große Tablet, das Andreas Wendt neben seinem Lenkrad hat, zeigt einen Pegel an, der kurz leuchtet und ausschlägt: Während er von Amberg nach Nürnberg über die A6 fährt, lädt sich nämlich sein E-Auto auf.

Induktives Laden: Soll E-Mobilität einfacher machen

Wendt hat den Tempomat auf nur 80 km/h eingestellt, tatsächlich könnte er auch mit 120 km/h oder mehr drüber brettern, und das Aufladen würde funktionieren. Einen Kilometer auf dieser Strecke ist eine Testphase für eine Technologie, die die E-Mobilität in Deutschland günstiger und einfacher machen könnte: das induktive Laden.

Batterien werden während des Fahrens geladen

Im Sommer wurden in den Streckenabschnitt flache Induktionsspulen unter dem Asphalt eingebaut. Sie erzeugen Magnetfelder, die Batterien von E-Fahrzeugen während des Drüberfahrens laden. "Kein Hexenwerk, ganz normale Physik", sagen die Experten. Allerdings ist dafür an den E-Fahrzeugen ein entsprechendes Empfängergerät notwendig, das es bisher noch nicht seriell gibt. Bisher sind es Prototypen. Getestet wird bei Amberg ab sofort sowohl mit Autos, als auch E-Lkw. In verschiedenen Geschwindigkeiten.

Teststrecke in der Oberpfalz deutschlandweit einmalig

Andreas Wendt ist Geschäftsführer des Unternehmens Electreon Germany, das die Technologie zusammen mit Florian Risch von der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg, einem Start-up und weiteren Partnern in den vergangenen drei Jahren entwickelt hat. Solche Teststrecken gibt es in Deutschland bisher nur hier bei Amberg, international aber auch in Frankreich, Skandinavien und den USA.

Welche wird die nächste induktive Strecke?

Bei Bamberg bauen die Wissenschaftler und Ingenieure nun ein Fraunhofer-Technologiezentrum auf, um die Technologie europaweit zu harmonisieren und weiterzuentwickeln, erklärt Florian Risch. Außerdem werden Strecken sondiert, für die sich die Investitionen in diese Technologie besonders lohnen. Es sind Fernverkehrsstraßen, die eine hohe Verkehrslast haben, auf denen viele Lkw fahren und Flotten unterwegs sind. "Dichte Industrie, große Verkehrsachsen, Ballungsräume, Häfen", zählt Risch auf.

Bildrechte: Bayerischer Rundfunk/ Rudolf Heinz
Bildbeitrag

Flache Induktionsspulen wurden im Sommer dieses Jahres auf der A6-Teststrecke unter den Asphalt eingebaut.

E-Autos könnten leichter und damit günstiger werden

Das Laden während der Fahrt hat den großen Vorteil, dass E-Fahrzeuge künftig nicht mehr die komplette Energie in Form von schweren Batterien immer mitschleppen müssten. Zwischen 50 und 80 Prozent an Batteriegewicht und -material könnten künftig mit der Technologie eingespart werden. Damit wird die E-Mobilität auch nachhaltiger, weil es nicht mehr so große und schwere Batterien braucht.

Strom aus erneuerbarer Energie

Und die erneuerbare Energie, mit der auf der Autobahn geladen würde, könnte tagsüber gleich verbraucht werden, also dann, wenn sie vorhanden und frisch erzeugt ist. Denn die flachen Induktionsspulen in der Autobahn sind entlang der Strecke alle 100 Meter mit einem Schaltschrank verbunden. Der Strom kommt aus PV-Erzeugung und wird nur in dem Moment abgegeben an das Empfängergerät am Fahrzeug, wenn es sich direkt über der Spule befindet, versichern die Experten. Das bedeutet: Im Fahrzeug bemerkt man davon nichts.

Die Grenzwerte für magnetische Felder würden unterschritten werden, so habe es zum Beispiel auch keine Auswirkungen auf Herzschrittmacher oder andere medizinische Geräte im Körper, so Andreas Wendt.

Zwei Millionen für die Teststrecke bei Amberg

Nach den geglückten ersten Tests braucht es nun weitere Strecken, die mit der Infrastruktur ausgestattet werden – und Unternehmer, die ihre Flotten entsprechend ausstatten. Weil die Technologie ständig weiterentwickelt wird, reduzieren sich auch die Kosten künftig deutlich, davon gehen die Experten aus.

Die einen Kilometer lange Teststrecke bei Amberg hat zwei Millionen Euro gekostet. Künftig gehen die Experten davon aus, dass es weitaus geringere Kosten für die Infrastruktur sein werden. "Jetzt sind wir soweit, das zu automatisieren", so Andreas Wendt.

In der Entwicklung: Zusatzausstattung für E-Fahrzeuge

Dass das E-Fahrzeug über den Spurhalteassistenten automatisch die optimale Drüberfahrt und damit Nutzung des Ladens hat, auch das ist bereits entwickelt. Und auch die Zusammenarbeit mit den Autoherstellern und -zulieferern läuft, dass die Empfangsgeräte künftig möglicherweise als Zusatzausstattung für E-Fahrzeuge angeboten werden können.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!