Ein Auto fährt auf einer Landstraße an einem Kreuz für ein Unfallopfer vorbei (Symbolbild).
Ein Auto fährt auf einer Landstraße an einem Kreuz für ein Unfallopfer vorbei (Symbolbild).
Bild
Kein Radweg entlang der Landstraße? Dann Tempo 70, fordert der ADFC.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jens Büttner
Schlagwörter
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jens Büttner
Audiobeitrag

Kein Radweg entlang der Landstraße? Dann Tempo 70, fordert der ADFC.

Audiobeitrag
>

Fahrrad-Club fordert: Tempo 70 auf Landstraßen ohne Radweg

Fahrrad-Club fordert: Tempo 70 auf Landstraßen ohne Radweg

Tempo 70 auf Landstraßen, wenn keine Radwege vorhanden sind. Diese Forderung stellt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club auf. Damit sollen Radfahrer außerhalb von Ortschaften besser geschützt werden. Die Unfallstatistik spricht eindeutig dafür.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Radfahrer sollen auf Landstraßen weniger Gefahren ausgesetzt werden. Eine Maßnahme dafür könnte nach Ansicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ein generelles Tempolimit von 70 Kilometern pro Stunde sein. Die Unfallstatistik gibt dem ADFC recht.

40 Prozent der tödlichen Unfälle auf Landstraßen

In Bayern sind im ersten Halbjahr dieses Jahres 42 Radfahrer bei Unfällen getötet worden. Ein deutlicher Anstieg der Zahlen in der Statistik, die das Innenministerium vor zwei Wochen vorstellte. Auffällig dabei: Obwohl nur etwa zehn Prozent der Fahrten in Deutschland von Radfahrern außerhalb von Ortschaften gemacht werden, sind dort etwa 40 Prozent der tödlichen Unfälle passiert.

In erster Linie fordert Eva Mahling, die Vorsitzende des ADFC Bayern, mehr und bessere baulich getrennte Radwege, aber "als Zwischenlösung" die Temporeduktion auf Landstraßen.

Kritik: 70er Zonen gibt es schon

Generell gibt die Straßenverkehrsordnung immer dann die Möglichkeit her, das Tempo mit Verkehrszeichen zu drosseln, wenn Fußgänger und Radfahrer gefährdet werden. Bereits heute ist häufig an Querungsstellen oder Mittelinseln die Geschwindigkeit beschränkt – meistens auf 70 Stundenkilometer.

So wie im oberbayerischen Holzkirchen: Tim Coldewey ist dort Mobilitätsmanager und sagt: "Für uns ist es ein wichtiges Thema, weil viele Menschen das Fahrrad nicht so gerne verwenden, weil sie Angst haben von sehr schnellen Kfz überholt zu werden, wenn sie auf einer Landstraße unterwegs sind." Speziell in der Marktgemeinde hätten sie deshalb gefährliche Stellen mit Geschwindigkeitsbegrenzungen versehen. "Um da eine Waffengleichheit herzustellen."

Aber Eva Mahling vom ADFC Bayern kritisiert: "Oft ist das mit einer besonderen qualifizierten Gefahrenlage verbunden. Das heißt: Es muss erst einmal ein Unfall passiert sein, damit der Nachweis erbracht ist, dass die Stelle gefährlich ist. Aber wir wollen die Prävention. Jeder Unfall ist einer zu viel."

Was Kommunen für den Radverkehr tun

Neben der Geschwindigkeit ist aber für Mobilitätsmanager Coldewey vor allem der fehlende Überholabstand von zwei Metern eine große Gefahr für Menschen auf dem Rad. Holzkirchen im Landkreis Miesbach ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK). Dort fanden zuletzt Messungen statt, die zeigen, an welchen Stellen es eng wird für Radfahrer und der vorgeschriebene Abstand nicht eingehalten wird.

Außerdem startete im September eine Aktion gegen Geisterradler. Neongrüne aufgesprühte Hinweise sollen zeigen, wo man auf dem Fahrrad in der falschen Richtung unterwegs ist.

Bayern will Infrastruktur verbessern

Das bayerische Innenministerium weist darauf hin, dass Tempo 70 auf Landstraßen eine grundlegende Änderung wäre und deshalb bundesweit gesetzlich über die Straßenverkehrsordnung stattfinden müsste. Derzeit befasse sich eine Arbeitsgruppe der Verkehrsministerkonferenz mit der Verbesserung der Sicherheit auf Landstraßen. Bevor diese Arbeitsgruppe Ergebnisse vorlege, wolle man nicht vorgreifen, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf BR24-Anfrage.

Grundsätzlich setzt Bayern aber auf eine Verbesserung der Radinfrastruktur. Die Staatsregierung hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit den Kommunen 1.500 Kilometer neue Radwege zu bauen.

Mehr Radwege statt gefährlicher Überholmanöver

Auch Holzkirchens Mobilitätsmanager Coldewey setzt darauf, dass generell weniger Radfahrer die Fahrbahnen mit Autos und Lastern teilen müssen. Radwege sollten möglichst oft als eigene Verkehrsanlagen gebaut werden, um die Konflikte auf teilweise sehr engen Landes- und Staatsstraßen zu verhindern.

Und Coldewey verweist darauf, dass beim Thema Sicherheit auch die Sichtbarkeit eine große Rolle spielt: Radfahrer müssen ihrerseits schauen, dass sie beleuchtet und mit reflektierenden Details versehen auf den Straßen unterwegs sind.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!