v.l.n.r.: Daniela Schmid und Heike Hoedt von der Initiative "Foodsharing" und Offingens Bürgermeister Thomas Wörz vor dem Offinger Bahnhof
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v.l.n.r.: Daniela Schmid und Heike Hoedt von der Initiative "Foodsharing" und Offingens Bürgermeister Thomas Wörz vor dem Offinger Bahnhof
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"Fairteiler": Ein Bahnhof in Schwaben wird zum Foodsharing-Raum

"Fairteiler": Ein Bahnhof in Schwaben wird zum Foodsharing-Raum

Viele Lebensmittel landen im Müll – Foodsharer wollen das verhindern. In Offingen in Schwaben versorgen sie über eine Verteilstation am Bahnhof Bürger und Reisende mit geretteten Lebensmitteln. Alles darf aber nicht ins Regal.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Heike Hoedt schiebt zwei Kisten in den Kofferraum des kleinen Vans. Sie sind gefüllt mit Broten, die sie von einer Bäckerei in Gundremmingen bekommen hat. "Meist ist das Ware vom Vortag, aber noch gut und viel zu schade zum Wegwerfen", sagt Hoedt, die zuvor auch schon Gemüse bei einem Supermarkt abholte. Vollbeladen fährt sie zum Bahnhof nach Offingen, denn hier wurde Anfang August ein besonderer Raum eröffnet.

Waren im "Fairteiler" sind begehrt

Wo Fahrgäste auf ihren Zug warten könnten, steht ein etwa drei Meter langes Regal, darauf Kisten mit Äpfeln, Brokkoli oder Peperoni, daneben zwei große Kühlschränke. Die Initiative "Foodsharing" kontrolliert den Raum täglich, um beispielsweise faulige Äpfel auszusortieren. Hygiene hat Priorität, deshalb packt Hoedt die mitgebrachten Brote in einzelne Tüten um.

Mit ihrer Lieferung ist sie gerade rechtzeitig gekommen. Das Regal ist leer, ein Zeichen, wie gut der sogenannte "Fairteiler" von den Menschen nach kurzer Zeit angenommen wird. Über eine WhatsApp-Gruppe bekommen Interessierte eine Nachricht, wann Nachschub kommt.

Neues Leben in altem Bahnhof durch Foodsharing

Dass im alten Bahnhof wieder Leben einkehrt, freut Bürgermeister Thomas Wörz. Die Gemeinde hatte das Gebäude von einem privaten Investor übernommen, der es zuvor der Deutschen Bahn abkaufte. Nachdem die Kneipe im Erdgeschoss schloss und der Mieter aus der darüber liegenden Wohnung ausgezogen war, stand der Bahnhof leer. Im Gemeinderat war klar – so soll es nicht bleiben.

Offingen konnte sich 55.000 Euro an Fördergeldern des Bundes sichern. Engagierte Bürger richteten im Bahnhof einen Co-Working-Space, ein Repair-Café, das einmal im Monat Fahrräder, Gartengeräte oder Elektrogeräte instand setzt und den "Fairteiler" ein. Über ein zeitgesteuertes Schloss öffnet sich die Tür morgens um fünf Uhr und schließt abends automatisch um 20 Uhr.

Was nicht ins Regal darf

Mancher, der gerade auf den Zug wartet, wirft schnell einen Blick auf die Regale. Andere kommen mit dem Fahrrad ganz gezielt, um sich hier Essen, aber auch andere Dinge wie Katzenfutter oder Windeln mitzunehmen. "Ich bin Rentner, habe nicht viel und man ist schon froh, wenn man sich hier etwas holen kann", so ein Mann, der gerade einen eingemachten Salat aus dem Kühlschrank geholt hat. "Eine tolle Idee" sei das hier, sagen viele.

Manche Waren wie Alkohol, Energydrinks, selbst gesammelte Pilze oder auch Hackfleisch dürfen nicht ausgelegt werden, zum Schutz der Gesundheit und auch der Kinder. Wichtig ist auch das Verbrauchsdatum. "Wenn das schon abgelaufen ist, darf man die Produkte nicht mehr einstellen", sagt Daniela Schmid von der Initiative Foodsharing.

Jeder darf kommen, nicht nur Bedürftige

Während sich einige nur einen Apfel oder ein anderes Stück Obst oder Gemüse nehmen, gehen andere mit einer ganzen Einkaufstüte aus dem Raum. Daniela Schmid sieht darin kein Problem. "Manche haben eine Familie und brauchen mehr. Uns ist wichtig, dass Waren nicht in der Mülltonne landen, so schonen wir Ressourcen, Bedürftigkeit steht nicht in erster Stelle", sagt Schmid.

Sie muss wie Hoedt nun weiter. Denn Lebensmittel abholen und Regale auffüllen, das machen beide in ihrer Freizeit ehrenamtlich.

Gerettete Lebensmittel im Bahnhof von Offingen
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Gerettete Lebensmittel im Bahnhof von Offingen

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