Etwa jeder Zweite (45 Prozent) in Bayern ist laut einer Umfrage bereit, für faire Produkte mehr Geld zu bezahlen. Das geht aus einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von Fairtrade-Deutschland hervor.
Auf die Frage des Meinungsforschungsinstituts, in welchen Bereichen sich die Befragten gerne fairer verhalten wollen, nennen sie das Einkaufen an erster Stelle, gefolgt von nachhaltigem Verhalten und Ehrenamt. Etwa jeder Zweite in Bayern sei zudem bereit, für Fairtrade-Produkte etwas mehr zu bezahlen.
Umfrage: 45 Euro pro Kopf im Jahr für Fairtrade-Produkte
Die Zahlen der Umfrage zeigen aber auch: Letztlich geben Verbraucher insgesamt vergleichsweise wenig Geld für fair gehandelte Produkte aus. In Bayern waren es pro Kopf zuletzt rund 45 Euro pro Jahr – und damit etwa zwei Euro mehr als im deutschen Durchschnitt. Im bundesweiten Vergleich liegt Bayern auf dem zweiten Platz hinter Nordrhein-Westfalen mit knapp 46 Euro. Im Saarland und in Sachsen gaben die Menschen mit jeweils etwas weniger als 36 Euro am wenigsten für Fairtrade-Produkte aus.
Lücke zwischen Anspruch und Handeln
Fairtrade Deutschland erklärt die Lücke zwischen Anspruch und Handeln so: "Es ist einerseits der gespaltene Konsument", sagte Vorständin Claudia Brück dem BR. Im Supermarkt vor dem Regal griffen Verbraucher tendenziell doch zu ihrem Lieblingsprodukt – auch wenn sie theoretisch gerne fair kaufen würden. Und: Manch einer schrecke vor dem Preis zurück. Der Preisunterschied sei zwar nicht immer groß, aber doch vorhanden.
Viele Verbraucher schauen auf Preise
Ein ähnliches Verhalten beobachtet der Handelsverband Bayern. "Fragt man die Verbraucher, dann sagen die meisten: Wir würden gerne für fair gehandelte Produkte mehr ausgeben", sagte Geschäftsführer Bernd Ohlmann dem BR. Allerdings sei auch spürbar, dass sehr viele Verbraucher in Bayern "extrem preissensibel" seien. "Die Deutschen sind nun mal das Volk der Schnäppchenjäger", betonte er.
Umsatzanteil von Fairtrade-Produkten gering
Der Umsatzanteil von Fairtrade-Produkten in Bayern liegt laut Ohlmann bei 0,6 Prozent. Fairtrade sei immer noch eine Nische, aber durchaus eine wachsende. Die "Exotenecke" im Einzelhandel hätten fair gehandelte Produkte längst verlassen.
Der Handelsverband beobachtet auch, dass für immer mehr Kunden Aspekte wie Umwelt, soziale Verantwortung, Tierwohl und Arbeits- und Lebensbedingungen wichtig seien. Je mehr Kunden nach fair gehandelten Produkten fragten, umso mehr werde auch der Einzelhandel in Bayern darauf reagieren, davon ist Ohlmann überzeugt. Mit Blick auf die Zukunft sieht er Potenzial: "Wir gehen davon aus, dass auch fair gehandelte Produkte irgendwann einmal in den gleichen Rang kommen wie vielleicht Bioprodukte." Dazu sind seiner Einschätzung nach zwei Punkte wichtig: Es brauche ein breiteres Angebot und moderate Preise.
Positive Entwicklung in vergangenen Jahren
Claudia Brück von Fairtrade Deutschland sieht diese zwei Stellschrauben, um den Anteil von Fairtrade-Produkten am Gesamtumsatz zu steigern: Supermärkte müssten deutlich mehr Fairtrade-Produkte anbieten. Außerdem könne es helfen, Verbraucher mehr über fairen Handel zu informieren, um die Zahlungsbereitschaft zu erhöhen.
Die Entwicklung der Zahlen in den vergangenen Jahren stimmt den Verein insgesamt positiv. Der Umsatz von Produkten mit Siegel stieg nach Angaben von Fairtrade Deutschland aus dem Mai im vergangenen Jahr auf rund 2,9 Milliarden Euro. Heruntergebrochen auf die Einwohner sieht Brück noch "Luft nach oben".
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