Feuersalamander sind bayernweit ziemlich selten und stehen unter besonderem Schutz. Im unterfränkischen Klingenberg gehen sie alljährlich auf eine gefährliche und strapaziöse Wanderschaft.
Die gelb-schwarzen Lurche krabbeln die steilen Hänge nahe der Burgruine Clingenburg bis runter in die Seltenbachschlucht. Dort setzen sie ihre Larven ab und kehren dann wieder in den Wald zurück. Dabei müssen sie eine Straße überqueren. Ein kleiner Kreis Ehrenamtlicher hilft in den Abendstunden den Tieren über die Straße. Mittlerweile machen sie sogar Führungen mit Kindergärten in der vom Buntsandstein geprägten Seltenbachschlucht, die als eines der schönsten Geotope Bayerns ausgezeichnet wurde.
Kinder und Jugendliche für die Natur sensibilisieren
"Die Schlucht ist das Wohnzimmer oder Kinderzimmer für die Feuersalamander. Ich habe euch eine Armbinde gehäkelt und ihr seid heute die Aufpasser in der Schlucht für die Feuersalamander", Gisela Kühn-Rogalla lächelt die fünf und sechs Jahre alten Kinder an und verteilt schwarz-gelbe Armbinden. Die Kindergartengruppe kommt aus dem benachbarten Erlenbach. Es ist die erste Führung in diesem Jahr. "Es ist mir ein Herzensanliegen, die Kinder und Jugendlichen für unsere einzigartige Natur hier zu sensibilisieren, deshalb habe ich letztes Jahr mit den Führungen für Kindergärten und Schulen begonnen", so Kühn-Rogalla.
Amphibienwanderung von Wetter abhängig
Eigentlich wandern die schwarz-gelben Lurche bereits im Februar und März. Doch jedes Jahr sei anders, betont die Klingenbergerin: "Es war bisher viel zu kalt und zu trocken. Die schwangeren Mädchen, die im Frühling in die Schlucht laufen, um abzusetzen, denen war es bisher zu kalt. Im April, bei feuchter Witterung, wird es eine Laufsession geben. Auch tagsüber war heuer schon ein Weibchen unterwegs – das ist ungewöhnlich. Das passiert immer dann, wenn es zu trocken war vorher und dann gehen sie auch tagsüber raus, wenn es feucht ist – sie haben Not!"
Die Schlucht der Salamander
Klimawandel und Trockenheit setzt Salamandern zu
Große Not hatten die Feuersalamander früher auch an der Serpentinenstraße, die an der Schlucht hoch zur Ruine der Clingenburg führt – ein beliebtes Ausflugsziel. Viele wurden hier überfahren. Gisela Kühn-Rogalla und ein kleiner Kreis Ehrenamtlicher versammeln sich allabendlich an der Straße, wenn die Tiere anfangen zu wandern, und bringen sie sicher rüber. Der Klimawandel, die Trockenheit, bereiten der "Salamander-Mutter" Sorgen.
Pilz frisst Löcher in die Salamanderhaut
Noch mehr allerdings der sogenannte Salamanderfresser, ein Pilz, der Löcher in die Haut der Lurche frisst und sie ersticken lässt. "Wir können nichts tun. Wenn der kommt, der Pilz, dann ist meine Arbeit nicht mehr gefragt, denn der rottet die Population aus." In der Eifel und im Ruhrgebiet hat der Hautpilz bereits ganze Populationen ausgelöscht. Vor fünf Jahren wurde er zum ersten Mal in Bayern - im Steigerwald - nachgewiesen. Sollte er die Seltenbachschlucht erreichen, dann würde diese ihren Beinamen verlieren – die Schlucht der Salamander.
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