Deutschland muss Atomabfälle aus der Wiederaufbereitung im britischen Sellafield zurücknehmen. Dazu hatten sich die Bundesrepublik sowie die deutschen Kraftwerksbetreiber verpflichtet. 14 Castor-Behälter müssen aus Sellafield noch zurückgenommen werden. Sieben davon werden gerade an den Standort Isar transportiert: ins Atommüll-Zwischenlager nach Niederaichbach.
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Ankunft und Route geheim
Die Route bis nach Niederbayern und der Zeitpunkt des Eintreffens werden geheim gehalten. Dadurch sollen größere Proteste verhindert werden. Allerdings ist der Bahntransport durch Deutschland – mit den Castor-Behältern und dem polizeilichen Begleitschutz – eine recht auffällige Operation. Der Zug besteht aus mehreren Lokomotiven vorneweg, vielen Personenwägen, in denen Polizisten sitzen, die den Transport schützen sollen. In der Mitte dieses langen Güterzuges befinden sich die sieben Castor-Behälter.
Für die Absicherung des Transports sorgen laut Angaben der Polizei Beamte der Bundespolizei, der Bundesbereitschaftspolizei sowie der Landespolizei. Auch die Reiterstaffel Berlin soll während des Transports durch Niederbayern im Einsatz sein.
Proteste gegen den Castor-Transport
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) in Bonn kritisierte den Transport über die Nordsee und quer durch das Bundesgebiet. Er rief zur Teilnahme an Mahnwachen und Protestkundgebungen an der Transportroute auf.
Im Landkreis Landshut geht man aber nicht von größeren Protesten aus. Laut Beobachtern wird es vereinzelte Gruppen geben, die ein Statement setzen wollen. Aber: Der Atomausstieg ist seit fast genau zwei Jahren vollzogen und die Endlagersuche in Deutschland ist völlig offen – und wird zurzeit wissenschaftlich durchgeführt. Das heißt: Mit großen Protesten, wie früher in Gorleben, wird nicht gerechnet.
Zudem ist die Region rund um Niederaichbach an Atomkraft "gewöhnt". Das Zwischenlager Isar steht auf dem Gebiet der Gemeinde und dort lagern bereits 88 Castor-Behälter. Zu den 88 kommen jetzt aus dem Ausland sieben weitere dazu. In Niederaichbach sei man mehr an der Endlager-Frage interessiert, heißt es aus internen Kreisen.
Grüne fordern: "Ehrliche Debatte über Atommüll"
Angesichts des bevorstehenden Castor-Transports nach Niederbayern fordern die bayerischen Landtags-Grünen eine "ehrliche Debatte über Atommüll". Die geplante Einlagerung der Behälter mit hochradioaktivem Müll im Zwischenlager in Niederaichbach lenke erneut den Blick "auf ungelöste und schwierige Fragen zur Sicherheit", teilte die Fraktion am Freitag in München mit.
"Wir brauchen jetzt eine ehrliche und öffentliche Debatte darüber, wie wir die Sicherheit für die verlängerte Zwischenlagerung erhöhen können", sagte der Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig (Grüne) laut Mitteilung. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe zuletzt mehrfach einen Ausbau der Kernenergie gefordert, dabei jedoch keine Vorschläge für eine Lagerung des Atommülls genannt.
Restliche Castor-Behälter gehen nach Schleswig-Holstein
Neben den sieben Castor-Behältern, die nun an den Standort Isar gehen, sollen sieben weitere nach Brokdorf in Schleswig-Holstein gebracht werden. Das teilte die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) mit. Sechs Behälter aus Sellafield wurden bereits 2020 in Biblis in Hessen zwischengelagert.
Mit Informationen von epd
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