Gemeinsames Kulissenmalen in Oberliezheim
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Gemeinsam geht es besser: Wie Bürger ihr Dorf attraktiv machen

Gemeinsam geht es besser: Wie Bürger ihr Dorf attraktiv machen

Ob gemeinsam den Friedhof sanieren, einen Spielplatz bauen oder ein Theaterstück aufführen: Im schwäbischen 190-Seelen-Dorf Oberliezheim packen alle zusammen an - und haben noch große Pläne: Ziel ist es, das Dorf fit für die Zukunft zu machen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Gemeinsam schaffen wir das: Das ist das Motto der 190 Einwohner des kleinen Dorfs Oberliezheim im Landkreis Dillingen. Und so ist es auch kein Wunder, dass fast alle Einwohner auf der Bühne stehen, wenn ihr Theaterstück "Europadorf Oberliezheim" zur Aufführung kommt.

Wie wird ein kleines Dorf fit für die Zukunft?

Der Titel "Europadorf" ist natürlich ein fiktiver Titel. Aber wenn es eine Gemeinde schaffen würde, ihn zu erhalten, dann wäre es ihr Dorf, da sind sich die Oberliezheimer einig. Das Stück hat der Oberliezheimer Leo Veh seinen Mitbürgern auf den Leib geschrieben: Es beginnt mit einem Dorfworkshop. Wie kann das Dorf fit für die Zukunft werden, so dass auch junge Familien hier bleiben? Dafür müssen sie gemeinsam etwas tun, das ist klar – und so kamen sie auch auf das Thema Europa: Denn wie in dem Staatenbund gehe vieles nur gemeinschaftlich. "Gemeinsam etwas schaffen, was alleine nicht geht, liegt uns im Blut", sagt Ortssprecher Peter Sporer. Dass das funktioniert, haben die Oberliezheimer in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen.

Bürger sanieren Friedhof und bauen Spielplatz in Eigenleistung

In rund 1.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden haben sie, unterstützt durch den gemeindlichen Bauhof, den Friedhof saniert. "Vorher war hier alles asphaltiert", sagt Kirchenpfleger Georg Veh. Jetzt sind die Wege gepflastert, eine Stromleitung und Wasserleitungen wurden verlegt. "Das haben wir alles in Eigenleistung gemacht", betont auch Gerd Broersen. Der gebürtige Niederländer ist vor zehn Jahren von der Großstadt in das Dorf gezogen: "Das Dorf Oberliezheim ist ein besonderes Dorf, so wie bei Asterix und Obelix. Leben und leben lassen, das gilt hier, und das macht das Dorf sehr lebenswert."

Gleich nebenan wollen die Oberliezheimer jetzt noch eine Treppe zur Kirche bauen. Die Gemeinde wollte hier eher einen funktionalen Bau - die Arbeitsgruppe "Kirchentreppe" unter Leitung von Martin Schweyer aber will das schöner machen. Die Treppe soll sich zur Kirche emporschlängeln. "Wir haben den Plan gemacht und werden das in Eigenleistung umsetzen", betont Schweyer. Die Gemeinde wolle die Kosten übernehmen. In ähnlicher Weise haben die Oberliezheimer vor Jahren schon einen Spielplatz gebaut und betreiben im Winter sogar einen Skililft. "Wir haben hier alle Skifahren gelernt, das wollen wir unseren Kindern auch ermöglichen", sagt Bernhard Sporer vom örtlichen Skiclub.

Ein Dorfplatz für alle

Die Planungen für das nächste Großprojekt laufen bereits: Wo eine alte Dorfwirtschaft abgerissen wurde, soll keine Lücke bleiben: Hier wollen die Oberliezheimer einen Dorfplatz gestalten. "Ein Ort, wo sich alle treffen können und Platz ist für Kreativität und Kommunikation", sagt Karin Sporer. Ideen haben die Oberliezheimer viele, nächstes Jahr etwa steht ein großes Feuerwehrfest an.

Gemeinschaft könne man nicht kaufen, meint Ortssprecher Peter Sporer. "Wenn man zurückblickt, was in Erinnerung bleibt, dann ist das, wo man die Ärmel hochgekrempelt hat und gemeinsam etwas gemacht hat", sagt Sporer. Das sei wie beim Theater, wo auch das ganze Dorf mitmache.

150 der 190 Einwohner sind beim Theater dabei

Bei den Proben trifft man sie alle wieder: Ortssprecher Peter Sporer spielt auch im Stück den Ortssprecher, Kirchenpfleger Georg Veh hat die Rolle des Pfarrers übernommen und der Niederländer Gerd Broersen verwandelt sich in einen Italiener. Im Stadel nebenan wird noch an den Kulissen gearbeitet. Da haben auch schon die Kleinsten den Pinsel in der Hand.

Auf der anderen Seite ist ein italienischer Platz zu sehen: Auf dem Weg hin zum Titel "Europadorf" werden sie nämlich nach Italien reisen. Zwei Eisverkäuferinnen tuckern mit einer Ape auf die Bühne, es gibt Gelati für die Kinder. Weitere Spezialeffekte sind geplant, ein Motorrad und ein alter VW-Bus sowie zahlreiche Tiere wie Hunde und Schafe sind mit von der Partie. Und auch Ministerpräsident Markus Söder hat seinen Auftritt: Er macht den Oberliezheimern Hoffnung. Zwar wäre es ihm lieber gewesen, wenn das erste Europadorf in seiner Heimat Mittelfranken läge – aber, so der Ministerpräsident alias Martin Schweyer, der im echten Dorfleben für den Bau der Treppe zur Kirche zuständig ist: Irgendwie gehöre Schwaben ja auch zu Bayern. Die Szene sorgt für Applaus und Gelächter im Saal. Premiere ist am Freitag, 27. September, weitere sechs Aufführungen folgen.

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