Die Arbeiten am "Naturhof" laufen.
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Gegen den Leerstand: Bauernhof wird zum Naturhof umfunktioniert

Gegen den Leerstand: Bauernhof wird zum Naturhof umfunktioniert

Eigentlich wollte das Ehepaar Schön nur eine Maschinenhalle bauen. Jetzt funktionieren sie ein marodes landwirtschaftliches Anwesen zu einem Naturhof um. Gebaut wird mit staatlicher Förderung, viel Eigenleistung und mit einem Sinn für Nachhaltigkeit.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Gut zwei Jahre ist es her, da hat das Ehepaar Schön in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnhaus in Lutzingen im Landkreis Dillingen ein verlassenes landwirtschaftliches Anwesen gekauft. Mitten im Dorf. Ein alter Kuh- und Schweinestall, daneben das marode Bauernhaus mit einem großen Platz davor. Statt Leerstand – wie bei manchem Spekulationsobjekt – hat sich hier eine Großbaustelle entwickelt. Und Sonja Schön kann die ganzen Schutthaufen, Bretterstapel und Maschinen ausblenden. Sie sieht schon genau, was aus dem Ganzen werden soll.

EU und Freistaat fördern das Projekt

"Wir mussten das schon alles ganz genau planen, für den Leader-Antrag", sagt sie. Der wurde bewilligt: 200.000 Euro bekommen die Schöns, die keinen landwirtschaftlichen Hintergrund haben, für ihr Projekt "Begegnung und Erholung auf dem Naturhof" von EU und Freistaat aus dem Leader-Programm. Die Entwicklung des ländlichen Raums solle so gestärkt werden, man hoffe, dass dieses Projekt Nachahmer finden werde, sagt Leader-Koordinator Erich Herreiner vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Nördlingen-Wertingen.

Alte Baustoffe werden wiederverwendet

Insgesamt wollen die Schöns rund eine Million Euro investieren. Zeit und Budget scheinen knapp bemessen, wenn man betrachtet, was sie alles vorhaben. Einiges haben sie aber in nur einem Jahr Bauzeit schon geschafft.

Das alte Bauernhaus war nicht erhaltungswürdig. Das ergaben Messungen von Tobias Schön, der als Zimmerermeister und Bautechniker Bauherr, Vorarbeiter und fleißigster Mitarbeiter zugleich auf der Baustelle ist. Deshalb habe man es abgerissen und durch ein Holzhaus ersetzt.

Das Holz stammt aus der Region, wie fast alle Baustoffe, die die Schöns verwenden. Außerdem versuchen sie, so viel wie möglich wiederzuverwenden, was in den alten Gebäuden schon verbaut worden war. Die alten Backsteine des Bauernhauses haben sie dafür aufgehoben, die alten Bauernschränke wiederhergerichtet, auch die Balken aus dem Dachstuhl werden ihren Platz finden. "Wir wollen zeigen, wie man in Zukunft nachhaltig leben kann, für die nächste Generation", sagt Sonja Schön.

Anwesen wohl schon seit Jahrhunderten bewohnt

Die Ideen gehen ihr nicht aus. Alles war allerdings nicht umsetzbar. Da hätten ihr Mann und sie sich gut ergänzt, sagt Sonja Schön. "Ich hab gesagt, was ich gerne hätte, mein Mann hat gesagt, was machbar ist und was nicht. Deshalb haben wir den Plan immer wieder neu gezeichnet." Der alte Stadel war zwar recht schief, das ergaben die elektronischen Messungen, aber er lässt sich sanieren.

Das war nicht die einzige Überraschung: Beim Abtragen der Bodenplatte entdeckten die Arbeiter, dass der Stall immer wieder vergrößert wurde. Zahlreiche Bodenplatten waren darunter. "Die haben früher einfach immer obendrauf gebaut", sagt Sonja Schön und lacht. Und noch eine Entdeckung haben sie gemacht: Einen Stein mit einer Aufschrift. 1604 steht da drauf. So lange leben wohl schon Menschen auf dem Anwesen.

Auch eine Hackschnitzelheizung entsteht

Neben dem Stall entsteht ein Anbau für die Hackschnitzelheizung. Damit ist Tobias Schön im Moment beschäftigt. Die Wände und der Dachstuhl für den Anbau sollen aufgestellt werden. Dafür nimmt er einen Tag frei von seinem eigentlichen Job als Bautechniker. Oft arbeitet er aber auch abends und frühmorgens schon auf der Baustelle, um dann zu seiner eigentlichen Arbeitsstelle zu gehen. Baumaschinen wie zum Beispiel einen Bagger hat er sich selbst gekauft, so kann er sie nutzen, wann immer er Zeit hat. Und er ist zuversichtlich: "Momentan schaut es noch wild aus, aber wenn in ein paar Wochen der Estrich drin ist, dann sind wir einen großen Schritt weiter."

Hofladen mit regionalen und Wellnessprodukten

Schon im Sommer sollen die Gebäude nämlich mit Leben gefüllt werden. Im alten Stadel soll ein Hofladen eingerichtet werden, mit regionalen Lebensmitteln, aber auch vielen Produkten, die einfach guttun: Massageöle zum Beispiel. Solche Dinge verkauft Sonja Schön schon jetzt, allerdings noch in einem kleinen Raum in ihrem Wohnhaus. Dort hat sie derzeit auch noch ihre Gesundheitspraxis eingerichtet.

Eigentlich ist Sonja Schön gelernte Zahntechnikerin. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder hat sie dann eine Ausbildung zur Gesundheitsberaterin gemacht. Massagen und Wohlfühlbehandlungen bietet sie an. Ist die Praxis ins neue Gebäude umgezogen, will sie auch mit Anwendungen wie Körperräuchern dafür sorgen, dass sich Menschen besser fühlen. Zwei Stockwerke darüber, unterm Dach im alten Heuboden, könnte man Yoga-Kurse anbieten, auch für Seminare könnte der Raum mit den vielen alten Balken und den schrägen Wänden genutzt werden. Daneben will sie eine Sauna einrichten, vielleicht ein Heubett aufstellen.

Tiny-Haus und Mietwohnungen für weitere Einkünfte

Wer aus dem Fenster schaut, sieht außerdem das Tiny-Haus, das Tobias Schön gebaut hat, während sie auf die Genehmigung ihrer Pläne gewartet haben. "Das ist für Touristen", sagt Sonja Schön. "Radtouristen zum Beispiel, die können hier ein, zwei Nächte verbringen." Für sie, aber auch fürs Dorf, ist außerdem ein großer Aufenthaltsraum im Erdgeschoss des Neubaus gedacht. Dort kommt eine Küche rein. "Hier könnte man Kochkurse, Weinabende oder Kräuterwanderungen veranstalten. Ich würde mich freuen, wenn es auch einfach ein Treffpunkt wird". Sonja Schön ist sich bewusst, dass sie das nicht alles selbst anbieten kann. Sie würde sich freuen, wenn andere ihre Räumlichkeiten mit nutzen. Und damit das ganze Jahr über Einnahmen fließen, werden in den beiden Gebäuden drei Mietwohnungen eingebaut. Schon im Sommer soll die Eröffnung des Naturhofs sein.

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