Auf der Staatsstraße 2291 bei Scheßlitz im Landkreis Bamberg hat es am Dienstagnachmittag gekracht. Zwei Autos sind bei einem Abbiegeunfall frontal aufeinander geprallt, drei Menschen wurden verletzt. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst wurden alarmiert, es waren über 30 Einsatzkräfte mit mehreren Fahrzeugen. Eigentlich Routine, doch am Dienstag gab es ein Problem: Die Kommunikation über Funk klappte nicht.
Keine Funkverbindung bei Rettungseinsatz
"Die Problematik war, dass wir keinerlei Funkverbindung zu unserer Leitstelle hatten und keine Rückmeldungen abgeben konnten", berichtet Kreisbrandmeister Gerald Uch, der an dem Einsatz beteiligt war. Was war passiert? Der Digitalfunk, das Netz, über das die Einsatzkräfte kommunizieren, war ausgefallen. Uch konnte seine Kolleginnen und Kollegen über den normalen Weg nicht erreichen. Stattdessen mussten die Einsatzkräfte über Handy mit der Leitstelle telefonieren. Das habe funktioniert, so Uch.
Feuerwehr: Sicherheit der Bevölkerung gefährdet
Nicht nur der Landkreis Bamberg war vom Ausfall des Digitalfunks betroffen, das Problem trat flächendeckend in Bayern und sogar bundesweit auf, zwei Stunden lang. Die Ursache ist nach wie vor unklar. Solche Blackouts gefährden die Sicherheit der Bevölkerung, warnt die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG). Der Ausfall sei schon eine "wuchtige Nummer" gewesen, der erheblichen Einfluss auf die Sicherheitsorgane genommen habe, erklärt DFeuG-Sprecher Manuel Barth im Interview mit BR24. Er wundert sich deshalb darüber, dass es bei dem Thema so "still" sei.
Behörden beruhigen
In der Tat beschwichtigen die zuständigen Behörden, allen voran die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS). Eine Kommunikation im sogenannten Fallback-Modus sei jederzeit möglich gewesen, heißt es dort. Die Alternativen wie Mobilfunk würden problemlos funktionieren, wiegelt auch das bayerische Innenministerium ab, es habe keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben. Auch das Bayerische Rote Kreuz und selbst die Gewerkschaft der Polizei verweisen darauf, dass die vorgesehenen Rückfallsysteme gegriffen hätten.
Vergleich mit Atlantikflug mit einmotoriger Maschine
Für "bestenfalls naiv" hält Manuel Barth diese Einordnung. Der Ausfall des Digitalfunks habe gezeigt, dass die Einsatzkräfte keine Ausfallsicherheit mehr haben, die sie zumindest in die Lage versetze, genau so weiterzuarbeiten, wenn ein System ausfalle. Der Feuerwehr-Gewerkschafter vergleicht die Situation mit dem Flug einer einmotorigen Maschine über den Atlantik. Barth forderte zur Sicherheit ein zweites System, oder – um im Flugzeug-Bild zu bleiben – einen zweiten Propeller. Der Frontalunfall bei Scheßlitz verlief trotz ausgefallenen Digitalfunks glimpflich. Die drei Leichtverletzten, zwei Männer, eine Frau, konnten von den Rettungskräften medizinisch vor Ort versorgt werden.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!