Zwei Erwachsene mit Helm auf E-Scootern
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Italien führt auch für erwachsene E-Scooter-Fahrer eine Helmpflicht ein

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Helmpflicht für E-Scooter: Vorbild Italien?

Helmpflicht für E-Scooter: Vorbild Italien?

Italien hat eine Helmpflicht für alle E-Scooter-Fahrenden eingeführt. In Deutschland stehen Regierung und Scooter-Verleiher dem kritisch gegenüber. Doch eine erste Untersuchung deutet darauf hin, dass bei Unfällen oft Kopfbereiche betroffen sind.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Abend am .

In Italien gilt seit dem Wochenende eine Helmpflicht für alle, die mit einem Elektro-Tretroller fahren. Bei Verstößen werden 50 Euro fällig. Mit den härteren Regeln will die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni Italiens hohe Zahl von mehr als 3.000 Verkehrstoten pro Jahr senken. Gefährliche Unfälle mit E-Scootern hat es auch in Deutschland schon gegeben - könnte Italien also zum Vorbild werden in Sachen Helmpflicht?

Die Reaktion aus dem Bundesverkehrsministerium kommt prompt und sie lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig: "Wir wollen keine Vorschriften und daher auch keine Helmpflicht" heißt es auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks. Stattdessen setze man auf eigenverantwortliches Handeln.

22 Tote bei E-Scooter-Unfällen

22 Menschen sind in Deutschland vergangenes Jahr bei Unfällen mit Elektrorollern ums Leben gekommen. Doppelt so viele wie 2022. Die genaue Todesursache wird statistisch nicht erfasst. Deshalb ist nicht bekannt, wie viele an Kopfverletzungen gestorben sind. So starb im März dieses Jahres etwa in Augsburg ein 36-jähriger Elektroroller-Fahrer nach einem Zusammenstoß mit einer Trambahn.

Untersuchung: Kopfregion am häufigsten betroffen

Dr. Michael Zyskowski und sein Forschungsteam von der Technischen Universität haben schon 2020, ein Jahr nach der Zulassung von E-Scootern in Deutschland, damit verbundene Unfälle untersucht (externer Link). Von 60 Patientinnen und Patienten, die in der Notaufnahme des Klinikums Rechts der Isar behandelt wurden, hatte dabei nur einer einen Helm getragen. Mehr als die Hälfte der Verletzungen wurden im Kopf- bzw. im Gesichtsbereich festgestellt.

Das Expertenteam von der TU München kam schon damals zu dem Ergebnis, die Einführung einer Helmpflicht beziehungsweise intensive Aufklärungskampagnen zur Helmnutzung bei der Benutzung von E-Scooter seien unumgänglich. Auch andere wissenschaftliche Einrichtungen wie die TU Graz oder die DEKRA Unfallforschung appellierten nach Untersuchungen für einen Helm zum Schutz vor schweren oder tödlichen Kopfverletzungen.

E-Scooter-Verleiher sehen gesetzliche Helmpflicht kritisch

Die Plattform Shared Mobility, ein Zusammenschluss der führenden E-Scooter-Verleihfirmen, empfiehlt ausdrücklich, einen Helm zu tragen, sieht eine gesetzliche Helmpflicht aber kritisch. Die eigentlichen Unfallursachen würden dadurch nicht gelöst, die Sicherheit nicht entscheidend verbessert, heißt es in einer Stellungnahme auf Anfrage des BR. Einige Anbieter belohnen ihre Kunden demnach allerdings mit Rabatten, wenn sie einen Helm tragen.

TU München veröffentlicht umfassende Studie

Das Expertenteam der TU München arbeitet gerade an einer neuen Forschungsstudie. Dazu haben die Wissenschaftler die Unfalldaten des zentralen deutschen Traumaregisters ausgewertet. Die bislang umfassendste Untersuchung schwerer Verletzungen nach E-Scooter-Unfällen in Deutschland soll Anfang 2025 erscheinen.

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