Erzbischof Herwig Gössl beim Gottesdienst.
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Vom Weihbischof zum Bamberger Erzbischof: Herwig Gössl ist der neue Oberhirte über 630.000 Katholiken.

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Herwig Gössl wird neuer Erzbischof in Bamberg

Herwig Gössl wird neuer Erzbischof in Bamberg

Das Erzbistum Bamberg hat nach 13 Monaten wieder einen Erzbischof. Weihbischof Herwig Gössl tritt die Nachfolge von Ludwig Schick an. Der Papst hat Gössl heute ernannt. Mit der Leitung des Bistums hat er als Diözesanadministrator bereits Erfahrung.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Seit mehr als 13 Monaten hat man im Bamberger Erzbistum auf den neuen Mann im Chefsessel gewartet. Heute hat der Papst ihn ernannt: Weihbischof Herwig Gössl wird der neue Erzbischof in Bamberg. Bereits einen Tag nach dem Rücktritt Ludwig Schicks im November 2022 entschied sich das Bamberger Domkapitel, Gössl als sogenannten Diözesanadministrator einzusetzen. Damit ist die kommissarische Leitung des Bistums gemeint. Gössl kann also ohne Einarbeitungszeit das Amt des Erzbischofs im Bistum Bamberg mit mehr als 600.000 Katholiken übernehmen. Ein Termin für seine Einführung als Erzbischof wurde allerdings noch nicht genannt.

"Das ist eine Aufgabe, die man nicht herbeisehnt. Es ist eine schwierige Aufgabe, heute Bischof zu sein", sagte er. In der Gesellschaft und in der Kirche gebe es Kräfte, die auseinander- statt zusammenführen würden. Aufgabe eines Bischofs sei es aber, zusammenzuführen. Dennoch habe er große Zuversicht, er spüre viel Vertrauen.

Alle Bistümer in Deutschland leiden unter einem starken Rückgang der Mitgliederzahlen. Dadurch sinken dann auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer. Und die gesellschaftliche Relevanz wird kleiner.

Name wurde mit Spannung erwartet

Am Samstagvormittag wurden am Bamberger Dom die beiden gelb-weißen Fahnen gehisst, die nur bei besonders hohen Festen zum Einsatz kommen. Zahlreiche Gläubige versammelten sich auf dem Domplatz und nahmen am Gottesdienst teil, der auch live ins Internet übertragen wurde.

Um 12 Uhr läuteten dann in Bamberg die Glocken vieler Kirchen, als die Entscheidung für Gössl gleichzeitig in Rom und Bamberg verkündet wurde. Der 56 Jahre alte designierte Erzbischof nahm selbst an dem Gottesdienst im Dom teil, wo die Besucher nach der Nennung seines Namens laut und herzlich applaudierten. Viel war spekuliert worden, wer es wohl werden würde. Auch die Namen Georg Gänswein oder Stefan Oster fielen in diesem Zusammenhang häufig. Dass Herwig Gössl der neue Erzbischof wird, kam für Viele überraschend, denn ein Weihbischof, der in seiner Heimatdiözese zum Bischof ernannt wird, ist nicht die Regel. In Bamberg war das zuletzt im Jahr 1943 der Fall, als Weihbischof Joseph Otto Kolb Erzbischof wurde.

Wer ist Herwig Gössl?

Gössl wurde 1967 in München geboren. Er ist in Nürnberg aufgewachsen und wurde 1993 zum Priester geweiht. Nach vierjähriger Kaplanszeit in Bayreuth übernahm er 1997 die Pfarreien Hannberg und Weisendorf im Dekanat Erlangen. Seit 2008 wirkte Gössl als Subregens im Bamberger Priesterseminar, später im Würzburger Priesterseminar an der Ausbildung künftiger Priester mit. Am 15. März 2014 wurde Gössl im Bamberger Dom zum Weihbischof ernannt. Zehn Tage später ernannte ihn Erzbischof Schick zum Bischofsvikar für die Caritas und zum Dompropst. Herwig Gössl gehört der Kommission für Ehe und Familie und der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz an.

"Als synodale Kirche sind wir noch nicht am Ziel"

Als Bamberger Vertreter in der Synodalversammlung hat Gössl, wie er selbst bekannte, eine Entwicklung durchgemacht. Trotz vieler offener Fragen unterstützte er mit seiner Stimme viele Reformanträge des Synodalen Wegs und setzte während der Sedisvakanz das reformierte Arbeitsrecht im Erzbistum Bamberg vorläufig in Kraft. Ob es auch mal Priesterinnen in der katholischen Kirche geben werde, sei eine Frage, die er nicht zu beantworten vermöge. "Wir wollen die kirchliche Lehre nicht in die Tonne treten, sondern weiterentwickeln", sagte er mit Bezug auf das Thema Homosexualität. Und für Bischöfe forderte er mehr kontrollierende Mechanismen. Die Ämter von Priestern und Bischöfen dürften nicht dadurch spiritualisiert werden, dass ihr Handeln aufgrund der Weihe nicht mehr hinterfragt werde.

Vorgänger Ludwig Schick blieb in Bamberg

Ludwig Schick leitete von 2002 bis 2022 das Erzbistum Bamberg. Zuvor war Schick Weihbischof im Bistum Fulda. Geboren wurde er 1949 in Marburg in Hessen. Theologie studierte Schick in Fulda und Würzburg. An der Universität Marburg hatte er den Lehrstuhl für Kirchenrecht inne. Von 2006 bis 2021 war Schick Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Damit galt er als der sogenannte "Außenminister" der Bischofskonferenz und unternahm Pastoralreisen in alle Welt, unter anderem nach Afrika.

Fast 20 Jahre liegen vor Gössl

Der ehemalige Erzbischof reichte 2022 sein Rücktrittsgesuch ein. Obwohl Schick die für Bischöfe geltende Altersgrenze von 75 Jahren noch nicht erreicht hatte, nahm Papst Franziskus das Gesuch an. Schick sagte damals, er wolle einem Jüngeren Platz machen. Nach seinem Rücktritt als Erzbischof blieb der heute 74-Jährige in Bamberg wohnen. Er hält Vorträge, feiert Gottesdienste und spendet Firmungen. Er sei nicht mehr im Dienst, aber zu Diensten, wird er zitiert. Schick hatte sich laut Erzbistum immer einen Nachfolger gewünscht, der nicht nur zehn Jahre im Dienst bleiben würde. Herwig Gössl wird erst in 19 Jahren 75. Jetzt braucht das Erzbistum Bamberg allerdings einen neuen Weihbischof. Doch der emeritierte Erzbischof Ludwig Schick stehe zunächst laut Bistum weiter zur Unterstützung zur Verfügung

Personalmangel in der katholischen Kirche

Neue Bischöfe zu finden, war zuletzt schwer geworden in Deutschland, denn der Personalmangel in der katholischen Kirche ist eklatant: 2001 wurden nach Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz 124 Männer geweiht, im Jahr 2022 waren es gerade einmal 45. Das bedeutet, dass auch der Kandidatenkreis für Bischofsämter immer kleiner wird. Immerhin erwartet das Kirchenrecht eine fundierte theologische Ausbildung, bestenfalls einen Doktortitel, was die Auswahl noch drastischer einschränkt.

Ein Jahr Sedisvakanz – so heißt die Zeit ohne Bischof im Kirchenjargon – herrschte zuletzt in Bamberg. Nach Einschätzung des Kirchenrechtlers Thomas Schüller aus Münster ist das nicht ungewöhnlich. Das Verfahren der Bischofsernennung sei komplex, viele Menschen und Gremien seien beteiligt. In jüngster Vergangenheit komme es zudem immer mehr vor, dass designierte oder gewählte Bischöfe ablehnen, das Amt anzunehmen, sagt Schüller: "Auch hier liegt oft ein Grund für zeitliche Verzögerungen."

Persönliche Worte sandte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Er sehe in der Berufung von Gössl ein Zeichen für Kontinuität. Er sei Gössl dankbar für dessen bisherigen Einsatz in der Bischofskonferenz, teilte Bätzing mit. Es sei zu spüren, dass Gössl jemand sei, der behutsam und in gangbaren Schritten die Kirche der Zukunft gestalten wolle, schrieb Bätzing an Gössl.

Er habe bereits Führungsqualitäten in seinen bisherigen Positionen gezeigt. "Vor allem aber werden es Deine menschenfreundliche Art und tiefgründige Spiritualität sein, die auch Deinen künftigen Dienst kennzeichnen."

Neuer Erzbischof auch in Paderborn

Es gibt noch einen weiteren neuen Bischof in Deutschland: Der bisherige Mainzer Weihbischof Udo Markus Bentz wurde zum neuen Erzbischof von Paderborn ernannt. Das teilten das Erzbistum und der Vatikan mit. Bentz tritt die Nachfolge von Hans-Josef Becker an, der im Oktober 2022 aus Altersgründen ausgeschieden war. Das Erzbistum Paderborn ist mit 1,36 Millionen Mitgliedern das sechstgrößte der 27 katholischen Bistümer in Deutschland.

Mit Informationen von dpa und KNA

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