Symbolbild: Laterne und Reiter bei einem Martinsumzug
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Zwei Martinszüge in Bayern wurden abgesagt.
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Hetze um abgesagte Martinsumzüge – aber es liegt am Personal

Hetze um abgesagte Martinsumzüge – aber es liegt am Personal

Martinszüge in Karlsfeld und auch in Gersthofen mussten abgesagt werden. In sozialen Netzwerken kursieren Behauptungen, das sei eine "Kapitulation vor dem Terror". Dabei haben die Absagen vor allem organisatorische und personelle Gründe.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

In Bayern wurden zum Martinstag am heutigen 11. November zwei Umzüge abgesagt. Der Grund ist in beiden Fällen Personalmangel. In Karlsfeld bei München hat Diakon Josef Enthofer nach reiflicher Überlegung die beliebte Veranstaltung abgesagt: "In diesem Jahr konnten wir den Zug nicht veranstalten, da wir nicht genügend Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für die Vorbereitung und Durchführung hatten", sagt Diakon Enthofer zu BR24. Doch in sozialen Netzwerken werden Falschbehauptungen zu den Absagegründen verbreitet.

Mangel an Helfern in Karlsfeld sorgte für Absage

Zwischen 400 und 500 Kinder und Erwachsene wurden laut Diakon Enthofer erwartet. Dazu hätte es viele helfende Hände gebraucht: "Für die Öffentlichkeitsarbeit, Plakate aufhängen, Holz besorgen für die Feuerschale, ein Bäckerteam, das Martinsgänse backt und jemand, der auf dem Platz moderiert." Außerdem wollte man wie im vergangenen Jahr vor Ort Glühwein und Bratwürste anbieten.

Dazu sei das eingespielte Team aus dem Vorjahr nicht mehr da gewesen, so der Geistliche. "Die Pfarrgemeinden werden älter und kleiner, man hat nicht mehr für jede Veranstaltung die nötige Zahl an Helfern", sagt der Diakon.

Pfarrgemeinde hätte auch Sicherheitsbedenken gehabt

Gleichzeitig hätte ein allgemeines Schreiben des Innenministeriums zu Sicherheitskonzepten Zweifel aufgeworfen: Wäre der Martinszug in Karlsfeld, der als Sternzug von vier Startpunkten begonnen hätte, stark genug abgesichert gewesen? "Sicher fragt man sich als Veranstalter, was passiert, wenn ein Auto in einen dieser Umzüge fährt. Können oder müssen wir die Züge mehr schützen?", fragt sich der Diakon.

Gleichzeitig macht es ihn nachdenklich: "Wenn sich Gemeinden fragen: Was ist dann überhaupt noch durchführbar, wenn die Auflagen so hoch sind? Gehen nicht viele schöne und gute Traditionen in den Gemeinden verloren?"

Schreiben des Innenministeriums von Februar 2025

Das Schreiben des Innenministeriums liegt BR24 vor. Es ist datiert auf den 20. Februar 2025, eine Woche nach der Amokfahrt von München. Damals kamen eine Mutter und ihr zweijähriges Kind ums Leben.

In dem Schreiben an die Landratsämter und Gemeinden weist das Innenministerium darauf hin: Veranstaltungen, die den öffentlichen Verkehrsraum, also eine übermäßige Straßenbenutzung beanspruchten, erforderten eine "straßenrechtliche Sondernutzungserlaubnis". Hierin sah der Diakon für den Martinsumzug ein Problem. "Was, wenn es auf dem Umzug irgendwo ein Problem gibt? Wir sind als Veranstalter dann verantwortlich."

Hetze in Social Media nach der Absage

Doch in sozialen Netzwerken werden Falschbehauptungen zu den Absagegründen verbreitet. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken hätten ihn überrascht, so der Diakon. Dort war teilweise von einer "Kapitulation vor dem Terror" und "verschwindenden Martinsumzügen" die Rede.

Die politische Gemeinde Karlsfeld sah sich veranlasst, auf einen Medienbericht, wonach die Pfarrei den Umzug wegen "gestiegener Anforderungen an das Sicherheitskonzept" abgesagt habe, zu reagieren. In der Richtigstellung auf ihrer Homepage (externer Link) schreibt die Gemeinde, dass "für den diesjährigen St. Martin-Laternenumzug in Karlsfeld des Pfarrverbandes Karlsfeld weder höhere Sicherheitsauflagen zum Vorjahr noch weitere Hindernisgründe zur Erlaubnis der Veranstaltung seitens der zuständigen Anordnungsbehörde vorgesehen waren". Die Absage ging "vom Veranstalter selbst" aus.

Gersthofen: Kirche fehlt Personal für den Martinsumzug

Auch in Gersthofen im Landkreis Augsburg wurde der Martinsumzug abgesagt, ebenso wegen Personalmangels. Auf ihrer Homepage schreibt die Pfarrgemeinde Gersthofen: "Die Entscheidung ist uns keineswegs leichtgefallen. Doch die Personalsituation in unserer Pfarrei lässt es aktuell nicht zu, den großen organisatorischen Aufwand zu stemmen, der hinter einem Martinsumzug steht."

Das hauptamtliche Personal arbeite an der Belastungsgrenze. Und die Mitarbeit von Ehrenamtlichen reiche für eine Martinsfeier mit Umzug nicht aus, so die Kirchenverantwortlichen in Gersthofen. Stattdessen biete man einen Familiengottesdienst am kommenden Sonntag mit "kreativen Workshops" für Kinder und Erwachsene an.

Im Video: Was Bayern an Sankt Martin feiert

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