Der 21 Jahre alte Can steht nach einer Übung im Bayerischen Wald.
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Der 21-jährige Can hat zum ersten mal einen Infanterie-Angriff geübt.
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Hineinwachsen in die Uniform: Basisausbildung bei der Bundeswehr

Hineinwachsen in die Uniform: Basisausbildung bei der Bundeswehr

Die Basisausbildung des Panzergrenadierbataillons 112 in Regen vermittelt Rekruten die Grundlagen des komplexen Soldatenalltags. Was junge Menschen für die Bundeswehr motiviert und wie es ihnen in der Anfangszeit geht, zeigt das Beispiel von Can.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Can schwitzt. Er nimmt den Helm ab, den er mit Zweigen getarnt hat. Im Gegenlicht wirkt es, als ob sein Kopf an dem kalten Novembervormittag rauchen würde. Der 21-Jährige hat gerade zum ersten Mal einen Infanterie-Angriff im Wald geübt. Seit einigen Tagen befindet er sich im Biwak auf dem Standortübungsplatz der Bayerwaldkaserne in Regen. Die Rauchgranate nebelt noch, als sich der kleine Trupp um den Ausbilder sammelt und kurz darauf eine neue Runde startet.

"Stolz, dass man es geschafft hat"

Can ist seit Juli in der Basisausbildung zum Panzergrenadier. Er hat eine Herausforderung für seine berufliche Zukunft gesucht, es sich körperlich und mental allerdings nicht ganz so anstrengend vorgestellt, wie er zugibt. Die ersten Wochen und Monate hätten ihn aber nicht nur bestätigt in seiner Entscheidung, sondern auch persönlich bereits geprägt, sagt er: "Man merkt, dass man immer mehr hat, als man gibt. Am Ende geht immer noch was und man ist dann stolz, dass man es geschafft hat." Hier im Panzergrenadierbataillon 112 in Regen bekommt Can die absoluten Grundlagen des komplexen Soldatenalltags vermittelt. Sechs Monate dauert die Basisausbildung.

"Dafür musst du körperlich und mental geschaffen sein"

Der erste Zwölf-Kilometer-Marsch für Can: "Das war Leid". Das erste Üben mit der Granatpistole sei "holprig" gewesen, das erste Mal scharf Schießen mit dem Sturmgewehr G36 "etwas sehr Respektvolles". Dem jungen Mann ist bewusst, dass er damit jedes Mal auch eine Anleitung zum Töten bekommt. Aber: Man gehe nicht ohne Plan einfach zur Bundeswehr, sagt Can. "Jeden Tag wird mir mehr bewusst, was das eigentlich für ein Ausmaß hat, für was ich hier trainiere." Aber er möchte dafür einstehen, dass auch andere Kinder und Erwachsene so ein schönes Leben führen können, "wie wir in Deutschland" - zur Not auch mit seinem Leben. "Dafür musst du körperlich und mental schon geschaffen sein." Wie schnell die Kameradschaft wächst, habe ihn aber positiv überrascht.

Kommandeur: "Wir verlangen denen viel ab"

Can wirkt überlegt und konzentriert an den Waffen und in seinem Vorgehen. "Wir verlangen denen viel ab", gibt Bataillonskommandeur Sean Papendorf zu. Aber: Die Ernsthaftigkeit der aktuellen Bedrohungen sehen seinem Eindruck nach alle 150 Rekrutinnen und Rekruten, die zusammen mit Can auf dem Stadtplatz in Regen ihr feierliches Gelöbnis abgelegt haben. Sie seien zur Bundeswehr gekommen, weil sie Werte schützen wollen, die Freiheit bedroht sehen – und sie ihren Beitrag dazu leisten möchten, all das zu verteidigen. "Das finde ich schon bemerkenswert, junge Leute in der heutigen Situation so reden zu hören."

Nachwuchs übers Schnuppercamp gewinnen

Nach seiner Ausbildung zum Umwelttechniker war Can international tätig, im April hatte er ein Schnuppercamp der Bundeswehr in Cham (Mission 12) besucht und gleich die Einstellungstests gemacht. 2023 hatte das Verteidigungsministerium ein ganzes Bündel solcher Maßnahmen erarbeitet, um Nachwuchs für die Truppe zu generieren. Brigadegeneral Axel Hardt von der Panzerbrigade 12 mit Sitz in Cham und weiteren sechs Standorten in Niederbayern und der Oberpfalz ist überzeugt: Es wirkt. Weil er hier vor Ort regional die Maßnahmen umsetzen könne, sagt er. Sollte der Bundestag die Wehrpflicht nach dem aktuell vorgeschlagenen Modell beschließen, würde dadurch das notwendige Personal gewonnen, das die Bundeswehr brauche, ist der Brigadegeneral überzeugt.

Vom Ruhrgebiet in die Bayerwaldkaserne

Can stammt aus Gelsenkirchen, 700 Kilometer von Regen entfernt. Ab Januar geht es für ihn in seine künftige Stammeinheit. Die wird voraussichtlich das Panzergrenadierbataillon 122 in Oberviechtach sein. Und damit wohl bald auch die neue, dauerhaft in Litauen stationierte deutsche Brigade 45.

Bildrechte: BR/Ringer, Margit
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Can war überrascht, wie schnell die Kameradschaft wächst.

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