Die Turnhalle des jüdischen Kindergartens in Nürnberg
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Hinter Panzerglas: Nürnbergs erste jüdische Kita eröffnet

Hinter Panzerglas: Nürnbergs erste jüdische Kita eröffnet

In Nürnberg wurde erstmals ein jüdischer Kindergarten eröffnet. Die Einrichtung steht Kindern aller Religionen offen. Ganz normal wird der Alltag in der Kita nicht. Wie auch bei anderen jüdischen Einrichtungen gelten besondere Sicherheitsmaßnahmen.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Bei der Eröffnung schallt lautes Kinderlachen durch die Räume des jüdischen Kindergartens in Nürnberg. Besonders die Turnhalle mit der großen Schaukel kommt gut an. Jüdische und nicht-jüdische Kinder sollen hier in Zukunft zusammenspielen und aufwachsen. Es ist nach München der zweite jüdische Kindergarten in Bayern.

Freundschaften fürs Leben finden

Auch Diana Liberovas Tochter schaukelt mit. Die Dreijährige wird den neu eröffneten Kindergarten in Nürnberg besuchen. Diana Liberova ist Stadträtin in Nürnberg und engagiert sich in der Israelitischen Kultusgemeinde. Der Kindergarten ist ihr Herzensprojekt. "Es ist nicht einfach den Kindern mitzugeben, dass jüdisch sein nicht exotisch ist, sondern zur Normalität dazugehört", sagt Liberova. Beim gemeinsamen Spielen im Kindergarten und dem Kennenlernen jüdischer Werte sollen Freundschaften fürs Leben entstehen.

Kinder sollen jüdische Werte und Feste kennenlernen

In dem hellen Gebäude gibt es Platz für 50 Kindergartenkinder und zwölf Krippenkinder. Anmeldungen kommen aus dem ganzen Stadtgebiet, sagt Alexander Lissak von der Israelitischen Kultusgemeinde, der für das Projekt federführend verantwortlich ist. Auch sein Sohn wird den Kindergarten besuchen. "Für mich ist es wichtig, dass die Kinder gemeinsam Schabbes feiern und gemeinsam Challah backen", betont Lissak. Challah ist ein jüdisches Zopfbrot, das zum Schabbat gegessen wird. Backen können die Kinder in der großen Küche im Erdgeschoss.

Panzerglas und Zäune sollen für Sicherheit sorgen

Der Besucherandrang am Eröffnungstag ist groß. Bevor die Gäste in das Gebäude treten konnten, brachte Rabbiner Steven Langnas eine Mesusa am Rahmen der Eingangstür an. Die Mesusa ist eine längliche Kapsel, die einen Abschnitt aus der Tora enthält – ein Haussegen und ein sichtbares Zeichen des Judentums. Sichtbar sind auch die Sicherheitsvorkehrungen. Die Kindergartenkinder müssen jeden Tag durch eine Schleuse. Hohe Zäune, Kameras und Fensterscheiben aus Panzerglas gehören ebenfalls zum Alltag. "Leider sind das die Bedingungen, in denen wir heute – noch und wieder – leben müssen", sagt Jo-Achim Hamburger, Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg.

Kindergarten als Zukunftssignal

Dementsprechend langwierig waren auch die Planungen für den Kindergarten. Große Zweifel an dem Projekt kamen im Oktober 2023. Nach dem Massaker der Hamas in Israel und dem zunehmenden Hass auf Juden auch in Deutschland, habe sich die Gemeinde lange überlegt, ausgerechnet einen Kindergarten zu bauen. "Aber es ist auch unser Land und wir werden hierbleiben", betont Hamburger.

Auch für die Stadt Nürnberg ist die Eröffnung des jüdischen Kindergartens ein wichtiges Zeichen, sagt Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU): "Das Zeichen, dass wir eins sind, dass Juden ein Teil dieser Stadt waren und sind, und dass es auch hier eine Zukunft gibt."

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Die Mesusa am jüdischen Kindergarten in Nürnberg

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