Gerade aus dem eigentlich wasserreichen Allgäu hat Stefan Zott vom Fischereiverband Schwaben die ersten schlechten Nachrichten erhalten: "Das sind jetzt die ersten Fotos vom tagesaktuellen Fischsterben in Schwaben, Forellen und Mühlkoppen, gestorben wegen Hitzestress, an der Gennach und dem Hühnerbach im Landkreis Ostallgäu".
Die Forelle wie auch die Mühlkoppe benötigen sauerstoffreiches, kühles Wasser und genau das wird jetzt zum Problem: Die ungewöhnlich hohen Tagestemperaturen schon im Juni, verbunden mit der seit dem Frühjahr anhaltenden Trockenheit, setzen den Fischen in kleineren Gewässern massiv zu.
Auch bereits renaturierte Stellen betroffen
Dabei haben die Fischer zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt Kempten am Hühnerbach schon versucht, bessere Bedingungen zu schaffen. Es wurden etwa tiefere Bereiche ausgehoben, wo das Wasser länger kühl bleibt, erklärt Stefan Zott: "Um eben dieser Klimakeule, die da auf uns zukommt, auszuweichen. Da hat man Renaturierungsmaßnahmen gemacht, Ufer bepflanzt, das ist aber nicht am gesamten Verlauf möglich."
Seltene Arten kommen nicht wieder
Gerade die Mühlkoppe – sie sieht aus wie ein kleiner Drache – sei ein eher rarer Fisch. Die Art kommt nur in sauberen Gewässern vor, erklärt der Fischerei-Experte, umso schmerzlicher ist der Verlust. "Das ist eine FFH-Art, also eine nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie besonders geschützte Art. Wenn solche Tiere dann verenden und aus ihrem Lebensraum letztendlich verschwinden, dann sind das jetzt nicht nur ein paar Fische, die tot sind. Sondern diese Art wird sich jetzt irgendwann aus diesem Lebensraum komplett zurückziehen", befürchtet Zott.
Niedrigwasser in ganz Bayern
Auch das Landesamt für Umwelt warnt in seinem aktuellen Niedrigwasserbericht: In vielen bayerischen Flüssen ist der Wasserstand derzeit sehr niedrig. In Schwaben führen Günz, Mindel, Kammel, Wertach und Schmutter sehr wenig Wasser. Auch für die Donau in Donauwörth wird ein sehr niedriger Wasserabfluss gemeldet.
Schnelle Maßnahmen gefordert
Damit können sich viele Arten wohl nicht mehr halten – auch für Fischgenießer wird es schwieriger, meint Stefan Zott vom schwäbischen Fischereiverband: "Dann können Sie nur noch Waller und Karpfen essen, weil es sonst nichts mehr gibt".
Was könnte den Fischen helfen?
Helfen könne den Fischen auf lange Sicht nur mehr Schatten an den Ufern, sagt Zott. Man müsse Bäume pflanzen, Hochstauden wieder am Ufer wachsen lassen. Auch das Mulchen der Uferböschungen müsse aufhören, fordert Zott. Er kritisiert, dass nach dem Hochwasser des vergangenen Jahres viele Kommunen die Bachufer wieder, wie früher üblich, regelrecht abgeräumt hätten. "Da werden die Ufer ganz brutal mit dem Bagger abgezogen, mit dem Argument, wenn ein Hochwasser kommt, dass das Wasser schnell abfließt. Das ist aber kontraproduktiv, auch was den Hochwasserschutz angeht". Und es sei ganz und gar nicht im Sinne des Fischschutzes. Und: Die gesamte Natur leide derzeit unter der Trockenheit, betont Zott: "Alle Tiere, alle Pflanzen, dürsten nach Wasser, und wir haben dabei gerade erst Juli. Wenn man mit offenen Augen durch die Natur geht, muss einem das auffallen."
Im Video: Wegen hohen Wassertemperaturen - Sorge um Fische
Auch die Fische leiden unter den hohen Temperaturen: Der Bestand geht spürbar zurück.
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