Igel Momo gehalten von zwei behandschuhten Händen
Bildrechte: BR / Tanja Gronde
Audiobeitrag

Igel Momo wird ausgewildert

Audiobeitrag
>

Igel-Ehrenamtliche suchen Paten mit Garten zum Auswildern

Igel-Ehrenamtliche suchen Paten mit Garten zum Auswildern

Igel leiden unter dem Insektensterben, sie finden kaum noch Nahrung. Die Folge: Die Tiere sind krankheitsanfälliger und müssen oft gerettet werden. Im Frühling müssen Igel dann ausgewildert werden. Im Landkreis Ebersberg macht das ein Igelnetzwerk.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Er ist das Tier des Jahres 2024, ein Einzelgänger und Winterschläfer: der Igel. Und er leidet unter dem allgegenwärtigen Insektensterben. Denn durch das Insektensterben gibt es immer weniger Käfer, die der Igel eigentlich als Proteinquelle bräuchte. Die Folge, die Igel sind krankheitsanfälliger und schwächer, finden nicht in den Winterschlaf und müssen von Menschen gerettet werden. Dann überwintert der Igel im Keller. Doch wenn der Frühling kommt, kann er nicht einfach wieder in den Garten gebracht werden. Igel müssen ausgewildert werden. Und damit das fachgerecht passiert, hat der Landkreis Ebersberg damit begonnen, ein Igelnetzwerk zu gründen.

Auswildern, aber nicht zu früh

Im Wohnzimmer von Monika Tanzer stehen mehrere Pakete mit Kleintiergehegen. Genau solche kleinen Auswilderungsgehege braucht die Igelfreundin ab Ende April. Dann nämlich werden die Igel im Landkreis Ebersberg ausgewildert und brauchen Hilfe, sagt sie: "Es ist schockierend, was mit den Tieren passiert und es wird von Monat zu Monat schlechter, und wenn wir nicht bald das Ruder rumreißen, und mehr für Igel und andere Wildtiere tun, dann gibt es sie bald nicht mehr."

Allein bei Monika Tanzer und ihren Igelfreunden liegen grade rund 20 Tiere im Winterschlaf. Wenn sie erwachen, müssen sie zunächst aufgepäppelt werden. Erst wenn die Bäume und Hecken grün sind und die Nachttemperatur über 8 Grad liegt, können die Igel ausgewildert werden. Denn für einen unbeschwerten Igel-Sommer braucht es gute Bedingungen. Hecken und Altholz zum Übernachten, Gärten ohne Zäune - Igel sind Einzelgänger und Wanderer.

Igel-Fütterung mit Sorgfalt

Monika Tanzer stellt das Gehege mit Schlafhaus und Futterplatz an einen geeigneten Platz im Garten und gibt dem Tier Zeit, sich an die neuen Geräusche zu gewöhnen, manchmal mehrere Tage: "Nach ein paar Tagen öffnet man das Türchen und dann schaut man, was er macht. In der Regel geht er raus …"

Igel brauchen die Hilfe der Menschen, sie müssen ganzjährig gefüttert werden, sagt Monika Tanzer. Denn sie brauchen Proteine. Und weil auch die nachtaktiven Käfer weniger werden, frisst der Igel in der Not Schnecken und Würmer. Die sind aber voll mit Parasiten und machen das Tier krank. Also braucht es Igelpaten, die das Wildtier füttern, wie Monika Tanzer, die genau weiß, wie das Igelfutter gesetzt sein muss: "Es sollte mindestens 60 Prozent Fleisch, kein Zucker, kein Getreide, kein Gelee und keine Soße enthalten."

Lebensraum Garten

Um dem Igel besser zu helfen, braucht es ein Netzwerk, meint Regina Wegemann vom B.U.N.D. Naturschutz in Ebersberg: "Beim BUND Naturschutz kamen immer die Anrufe an, und irgendwann hab ich mir gedacht, wir brauchen ein Netzwerk von Igelleuten." Und mehr Aufklärung, findet sie.

Bundesweit verschickt Regina Wegemann – gegen Spende für die Igelhilfe - Schilder für Gärten mit der Aufschrift: "Dieser Garten ist nicht unordentlich, sondern wertvoller Lebensraum". Sie will augenzwinkernd ordnungsliebende Nachbarn oder Spaziergänger darauf hinweisen, dass der Garten genauso ist, wie man ihn haben will, weil er ein Lebensraum ist. Regina Wegmann findet, "dass ein Garten nicht nur ein verlängertes Wohnzimmer ist, sondern auch Lebensraum für viele Tiere, dass man sich um die Igel kümmern muss. Und das hat bei mir eine Zeit lang gedauert, das habe ich eingesehen, die Igel verhungern sonst einfach."

Wer also einen Garten hat, kann sich an den BUND Naturschutz in Ebersberg wenden und sich als Igelpate melden.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!