Die verschneite Küste der norwegischen Insel Andoya. Von einer Rampe am Ufer steig die Rakete "Spectrum" des Unternehmens Isar Aerospace senkrecht in die Luft. Das Unternehmen plant einen nächsten Raketenstart noch in diesem Jahr.
Bildrechte: Isar Aerospace, Simon Fischer, Wingmen
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Der Start am Sonntag glückte, doch der Flug währte nur kurz. Noch in diesem Jahr will Isar Aerospace die nächste Rakete gleichen Typs starten.

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Isar Aerospace: Neuer Raketenstart noch in diesem Jahr

Isar Aerospace: Neuer Raketenstart noch in diesem Jahr

Der Start ihrer Rakete "Spectrum" am vergangenen Sonntag soll für Isar Aerospace nur der erste einer Reihe von Testflügen sein. Der nächste soll noch heuer folgen. Am Weltraumbahnhof in Norwegen wird aufgeräumt – und es regen sich kritische Stimmen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Spektakuläre Bilder gingen am vergangenen Sonntag von Norwegen aus bis nach Bayern: Am Mittag hob inmitten der verschneiten Arktis-Landschaft vom Weltraumbahnhof Andøya aus die Rakete "Spectrum" kerzengerade in Richtung Weltall ab. Gebaut hat sie das bayerische Start-up Isar Aerospace und feiert mit dem Start einen großen Erfolg: Nicht nur ist ihre erste Testrakete erfolgreich gestartet; es war auch der erste Start einer orbitalen Trägerrakete – also einer Rakete, die Satelliten in eine Erdumlaufbahn transportieren kann – von Westeuropa aus.

Nun wurde bekannt: Heuer soll von Andøya aus noch eine zweite Testrakete starten. Das bestätigte Isar Aerospace dem BR. Ein Start sei "für dieses Jahr definitiv eingeplant", sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

Genauer Zeitpunkt des zweiten Starts noch nicht klar

Die zweite Rakete werde bereits zusammengebaut, so die Sprecherin weiter. Wann genau mit dem zweiten Start zu rechnen ist, kann das Unternehmen derzeit noch nicht abschätzen. Das hänge, so die Sprecherin, von den Analysen des ersten Starts ab. Derzeit ist man bei Isar Aerospace damit beschäftigt, die Daten vom vergangenen Sonntag auszuwerten. Der Start lief nämlich nach Plan, doch nach etwa 30 Sekunden war der Flug schon vorbei: Die Rakete neigte sich, stürzte dann ab und explodierte im Meer.

Flugabbruch-System beendete Testflug

Das sei kein Fehlschlag, wie man bei Isar Aerospace betont, sondern im Rahmen des "hardware rich testings" zu erwarten gewesen. Bei diesem Verfahren testet man nicht die einzelnen Systeme bis zur Perfektion und startet erst dann eine Rakete ins All, sondern baut die Rakete schon zu einem früheren Zeitpunkt in der Testphase zusammen und erprobt ihre Funktionsfähigkeit bei einem echten Start – eine Philosophie, die laut Isar Aerospace sowohl schneller als auch kostengünstiger ist.

Der abgebrochene Start habe zudem die Möglichkeit geboten, das "Flight Termination System" (FTS) zu erproben. Eine solche technische Möglichkeit, den Flug abzubrechen, muss jede Trägerrakete besitzen. Sobald erkannt wird, dass ein Raketenflug nicht verläuft wie geplant, wird der Start mit diesem System beendet. Während bei anderen Raketentypen das FTS zum Beispiel mit Sprengstoff bestückt sei, würden bei "Spectrum" die Triebwerke abgeschaltet, so die Sprecherin von Isar Aerospace: "Das Sicherheitssystem hat genauso funktioniert, wie es sollte."

Norwegischer Politiker: Bedenken wegen möglicher Umweltschäden

Am Weltraumbahnhof Andøya seien derweil bereits einen Tag nach dem Start große Mengen der Wrackteile geborgen worden, bestätigte der operative Direktor von Andøya Spaceport, Jon Harr, dem norwegischen Rundfunk NRK. Der meiste Treibstoff, der sich in der vollbetankten Rakete befunden hatte, sei verbrannt, so Harr.

Unter anderem wegen des Treibstoffs hatten sich in Norwegen nach dem Start von "Spectrum" kritische Stimmen geregt. Geir Jørgensen, Parlamentsabgeordneter der sozialistischen Partei "Rødt", verlangte in einem Interview mit NRK eine Untersuchung hinsichtlich möglicher Umweltbeeinträchtigungen. "Da landet also eine volle Ladung Treibstoff im Meer, inmitten dieser empfindlichen Natur", sagte er und wies darauf hin, dass Meer bei Andøya – nördlich der Lofoten gelegen – ein wichtiges Laichgebiet für den Kabeljau sei und die Seevögel bald mit dem Nisten begönnen. Die Sprecherin von Isar Aerospace wies darauf hin, dass man bei der "Spectrum"-Rakete möglichst umweltverträgliche Treibstoffe verwende – nämlich flüssigen Sauerstoff und Propan.

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